Fast 25 Jahre ist es her, dass die Exxon Valdez vor Alaska aufgelaufen ist. Am 24. März 1989 erlangte der Öltanker traurige Berühmtheit, als er wegen Navigationsfehlern auf Felsen lief und etwa 37.000 Tonnen Rohöl sich über 2.000 Kilometern Küstenlinie verteilten. Wesentlich zum Unfall beigetragen haben ein alkoholkranker Kapitän und ein überforderter dritter Offizier auf der Brücke. Die Folge war und ist eine ökologische und wirtschaftliche Katastrophe für die ganze Region.
25 Jahr lang hat man somit nun Gelegenheit gehabt, die Folgen einer Ölpest in kalten (aber nicht hocharktischen) Gewässern zu studieren. Die Ergebnisse sind ernüchternd:
Ein „cleanup“ einer Ölpest mit Roh- oder Schweröl ist praktisch unmöglich. Trotz Einsatz gewaltiger Ressourcen (ca. 2 Milliarden US-$) durch Exxon wurden gerade einmal 7 % des ökologischen Schadens behoben. Bei der Deepwater Horizon Katastrophe im Golf von Mexiko sind es trotz aufgebrachter Mittel von 20 Milliarden US-$ durch BP gerade einmal 3 % Meeresoberfläche und Küsten, die „gereinigt“ wurden, wobei erhebliche Schäden durch Chemikalien angerichtet wurden. Fazit: Es ist unmöglich, die Schäden einer Ölpest durch Roh- oder Schweröl im Nachhinein zu beseitigen.
Die angerichteten Schäden sind langfristig oder sogar permanent. In Alaska wurden 32 Habitate/Populationen beobachtet, die von der Exxon Valdez Katastrophe betroffen waren. Davon gelten nur 13 als teilweise oder ganz wieder hergestellt. Tausende Tonnen Rohöl sind weiterhin im Sediment gespeichert und vergiften langfristig ihre Umgebung.
Ökologische Schäden können nicht vom Menschen, sondern nur von der Natur selbst „repariert“ werden – wenn man sie lässt. Damit dies möglich ist, müssen Küsten und Gewässer möglichst ökologisch intakt sein.
Die Risiken, also der Umfang von Schäden einer Ölpest und ihre Eintrittswahrscheinlichkeit, werden durch Behörden und Industrie regelmäßig unterschätzt oder heruntergespielt.
Die einzig sinnvolle Strategie ist Vorbeugung. Aktuell neigt die Industrie allerdings zu Vorsichtsmaßnahmen mit dem besten Kosten-Nutzen-Verhältnis, nicht aber zu den bestmöglichen Vorsichtsmaßnahmen, die technisch verfügbar wären.
In kalten Regionen steigt der Grad, in dem die Probleme unbeherrschbar sind. Ist eine Ölpest bereits in warmen Gegenden unkontrollierbar, so ist ihre Eingrenzung in Eisregionen der Hocharktis jenseits jeglicher Realität.
Dies sind einige der Kernthesen, zu denen Professor Richard Steiner in einem Beitrag in der Huffington Post kommt. Langfristig bietet laut Steiner nur der Verzicht auf Förderung und Transport von Öl Schutz vor massiven Ölunfällen. Diese Forderung wurde bereits nach der Katastrophe der Exxon Valdez im März 1989 laut, von der Umsetzung ist man, global gesehen, aber weiter entfernt als je zuvor.
Mini-Ölpest bei einer Antarktis-Station bei einem undichten Dieseltank.
Montag Abend kam es im sonst an Verkehrsunfällen armen Longyearbyen zu einem traurigen Unfall: Auf der Straße 500 wurde ein Rentier von einem Auto angefahren. Dem Tier wurde dabei der Rücken gebrochen, so dass der Polizei nichts anderes als der Gnadenschuss übrig blieb. Fast immer sind ein paar Rentiere innerhalb von Longyearbyen unterwegs, die keine Scheu vor Menschen und Fahrzeugen zeigen und immer wieder ohne zu schauen über die Straße stiefeln. Entsprechend vorsichtig muss man dort fahren und dabei die Augen offen halten, insbesondere zu Zeiten mit nächtlicher Dunkelheit.
Vei 500 ist die „Hauptstraße“ zwischen Zentrum und Fluss. In Longyearbyen haben die meisten Straßen keine Namen, sondern nur Nummern.
Mitteilung in eigener Sache – Arktis-Reisen 2014 und 2015
Die Arktis-Reisen 2014 sind schon eine ganze Weile weitgehend ausgebucht. Wer aber dieses Jahr noch mit uns auf der SV Antigua nach Spitzbergen will, hat im September noch die Möglichkeit: Schwerpunkte Naturkunde, Fotografie, Wandern (hier klicken für mehr Informationen).
Nun stehen auch die Termine für die Arktis-Fahrten 2015 fest. Detaillierte Informationen werden noch folgen, aber da die Fahrten erfahrungsgemäß früh ausgebucht sein werden (etliche Plätze sind bereits jetzt belegt), lohnt es sich bei Interesse, frühzeitig unverbindlich anzufragen (Kontakt).
Wir planen im Einzelnen 2015 folgende Spitzbergen-Reisen:
Rund um Spitzbergen mit der Antigua, 30. Juni-17. Juli 2015.
Spitzbergen für Fortgeschrittene: Expedition mit der Arctica II, 19. Juli-06. August 2015.
West- und Nordspitzbergen mit der Antigua, Schwerpunkt Gletschertouren: 15.-25. September 2015. Vergleiche unsere schöne Gletscherfahrt von 2012!
Die Expeditionen nach Jan Mayen sind übrigens bislang ausgebucht, bevor wir sie überhaupt richtig anbieten können. 2014 war schneller voll, als man hinschauen konnte; ähnlich war es bei der Fahrt nach Jan Mayen 2015. Wer also potenziell Interesse hat, 2016 nach Jan Mayen zu kommen, sollte wirklich frühzeitig Kontakt aufnehmen.
Wir planen, auch 2015 wieder den Scoresbysund in Ostgrönland mit der SV Ópal anzulaufen (siehe die entsprechenden Fotos und Reiseberichte von 2013: Fahrt 1 und Fahrt 2). Diesbezüglich ist die Planung aktuell noch in einem eher frühen Stadium, aber dennoch sollte unverbindlich Kontakt aufnehmen, wer potenziell gerne mitkommen würde.
Arktis unter Segeln: Spitzbergen, Jan Mayen, Ostgrönland 2015.
Der Februar hat in Spitzbergen Temperaturrekorde geschlagen: Wochenlang haben die Temperaturen um den Gefrierpunkt gelegen, teilweise sogar darüber. Nur die ersten 10 Tage bewegten sich mit Temperaturen unterhalb von -10°C im normalen Bereich, danach verdrängten temperierte atlantische Luftmassen die kältere Polarluft.
Als Monatsdurchschnitt haben die Meteorologen den Wert von -1,2°C angegeben, also nicht weniger als 15 Grad über der langjährigen Durchschnittstemperatur für den Februar von -16,2°C.
Man kann vermuten, dass sich mit den warmen Luftmassen auch relativ warmes Wasser um Spitzbergen herum befindet. Dies liegt jedenfalls der Blick auf die Eiskarte nahe. Große Teile der Gewässer nördlich und östlich von Spitzbergen sind aktuell mehr oder weniger offen. Selbst innere Fjordarme wie Tempelfjord und Billefjord im inneren Isfjord scheinen dieses Jahr nicht zufrieren zu wollen.
Die aktuelle Vorhersage weist immerhin keine Plusgrade auf, und während es in Longyearbyen nicht weit unter Null Grad ist, sollen die Temperaturen an der Ostküste am Wochenende bei bis zu -30°C gelegen haben.
Auch in weiten Teilen des norwegischen Festlands verläuft der Winter bislang viel wärmer als normal.
Sogar der kleine Adventfjord ist wegen milder Wassermassen schon seit mehreren Jahren nicht mehr richtig zugefroren.
Am Dienstag (25.2.) hat die Bergbaugesellschaft Store Norske ihr neues Kohlebergwerk am Lunckefjellet, zwischen Sveagruva und dem Reindalen, offiziell mit einer kleinen Feier vor Ort eröffnet. Neben Belegschaft und Betriebsführung waren das norwegische Fernsehen und die Gemeindeverwaltung aus Longyearbyen präsent. Bergarbeiter Terje Nylund durchschnitt das Band; er war hierzu durch Losverfahren bestimmt worden, anstatt dass Firmenprominenz sich diese Symbolhandlung sichert, wie es sonst so oft ist, eine schöne Geste seitens der SNSK-Führung.
Tatsächlich verließ die erste Tonne Kohle bereits am 25. Oktober das Lunckefjellet, dies geschah aber noch im Rahmen vorbereitender Arbeiten, die nun aber bald abgeschlossen sein sollen. Dann soll alles zur Produktion von etwa 10.000 Tonnen pro Tag bereit sein. Die letzte Eröffnung eines neuen Bergwerkes auf Spitzbergen war vor 14 Jahren.
Wirtschaftlich hat die Store Norske derzeit weniger Grund zur Freude. Der Weltmarktpreis steht unter Druck, das Wechselkursrisiko ist hoch. Ein Verfall des Dollarkurses von gut 1% kann den Konzern im Ergebnis 1,2 Millionen Euro kosten. Seit mehreren Jahren schreibt der Betrieb rote Zahlen, was sich auch 2014 wohl trotz leichter Entspannung nicht ändern wird. Zu den Kosten für die Eröffnung des neuen Bergwerks kommen Verluste im Betrieb von Svea Nord, wo der Abbau in marginale Bereiche mit abnehmender Qualität und Quantität kommt.
Die Wirtschaftlichkeit der neuen Grube über ihre geplante Lebensdauer von 6-7 Jahren bezeichnet die Store Norske bereits unter gegebenen Bedingungen (Kohlepreis) als marginal. Der Konzern investiert in Forschung, die zusätzliche oder höhere Einnahmen erbringen soll, wie die Veredlung der Kohle oder Verwendung für höherwertige Zwecke als Energiegewinnung. Längerfristig hofft man auf neue Gruben in der Nähe von Sveagruva (Ispallen) und Longyearbyen (Operafjellet).
Auch politisch ist die Zukunft des Kohlebergbaus in Spitzbergen ungewiss. In Longyearbyen weiß man aber genau, dass viele Arbeitsplätze und bei aktueller Wirtschaftsstruktur der Wohlstand und eine tragfähige Bevölkerung vor Ort nach wie vor stark vom Bergbau abhängig sind.
Kohleführende Schichten am Lunckefjellet. Foto: Malte Jochmann, SNSK.
2014 will Russland seine militärische Präsenz in der Arktis erweitern und dazu ein neues Kommando einrichten, das die nationalen Interessen in der Arktis verteidigen soll. Dies beinhaltet sowohl den Schutz militärischer Einrichtungen und ziviler Schiffe als auch die Absicherung des Zugangs zu den natürlichen Ressourcen in der Region.
Die neu etablierte Struktur trägt den Namen „Northern Fleet – United Strategic Command“ (SF-OSK), sie soll den Status eines Militärbezirks haben, auch wenn sie offiziell nicht so genannt wird. Bislang ist das russische Militär in vier großen Bezirken organisiert: West, Süd, Zentral und Ost.
Hauptbestandteil des SF-OSK wird die russische Nordflotte sein, die in der Region um Murmansk, nahe der norwegischen Grenze stationiert ist. Sie soll aus dem „Westlichen Militärbezirk“ ausgegliedert und in das neue SF-OSK integriert werden, ebenso wie weitere Einheiten aus dem Norden Russlands. Neue Streitkräfte sollen auf Novaya Semlya, den Neusibirischen Inseln und Franz-Josef Land stationiert werden.
Die strategische Neuausrichtung des russischen Militärs muss auch vor dem Hintergrund der jüngeren Rohstoffexplorationen in der Arktis gesehen werden. Auf dem arktischen Schelf werden 30% der weltweit unentdeckten Gas- und 15% der Ölvorkommen vermutet. Ebenso wie andere Länder in der Region verteidigt Russland hier seine ökonomischen Interessen, die russische Regierung macht daraus kein Geheimnis. Vorschlägen, die Arktis, ähnlich wie die Antarktis, unter internationale Kontrolle zu stellen beziehungsweise dort überregionale Schutzgebiete einzurichten, erteilte der russische Präsident Vladimir Putin noch im Oktober letzten Jahres eine klare Absage.
Bukhta Tikhaya, eine bereits 1959 aufgegebene Station auf Hooker Island (Ostrov Gukera), Franz Josef Land. 2014 wird Russland in der Arktis wieder stärker präsent sein.
Der Rückgang des arktischen Meereises gilt als ein Beschleuniger des Klimawandels, denn die hellen Eisflächen reflektieren das Sonnenlicht stärker als die vergleichsweise dunklen Wasserflächen. Das Eis kann bis zu 90% der Sonnenenergie ins All zurückstrahlen, während Wasser einen großen Teil der Energie aufnimmt und sich und die darüber liegende Luft erwärmt.
Führt nun eine durch andere Effekte hervorgerufene Erwärmung zum Abschmelzen des Eises, so bewirkt dies wiederum eine weitere Erwärmung und das Eis schmilzt noch schneller. Die Effekte verstärken sich gegenseitig, man spricht von positiver Rückkopplung. Umgekehrt funktioniert dies natürlich genauso: Würde sich durch niedrigere Temperaturen die mit Schnee und Eis bedeckte Fläche ausdehnen, würde dies eine weitere Abkühlung bewirken.
Die Fähigkeit von Oberflächen, Strahlung zu reflektieren, wird durch die Albedo ausgedrückt, eine Zahl, die den Anteil der reflektierten Strahlung in Prozent angibt.
Forscher der University of California in San Diego konnten nun mithilfe von Satellitenmessungen bestätigen, dass die Albedo nördlich des 60. Breitengrades sinkt und dass dies mit dem Rückgang des Meereises in Zusammenhang steht. Die Messungen ergaben ein Absinken der Albedo von 0,52 auf 0,48 in den Jahren zwischen 1979 und 2011. Statt 52% werden also mittlerweile nur noch 48% der Sonnenstrahlung in der Arktis reflektiert. Dies entspricht einer zusätzlich absorbierten Sonnenenergie von durchschnittlich ca. 6,4 Watt pro Quadratmeter (W/m²) seit 1979. Hochgerechnet auf die gesamte Erdoberfläche ergibt dies eine zusätzliche Energieaufnahme von 0,21 W/m², ein Viertel des Wertes, der dem CO2 Anstieg im selben Zeitraum (0,8 W/m²) zugerechnet wird.
Die gemessenen Werte liegen damit deutlich über denen, die bisher durch Schätzungen und Modellrechnungen angenommen wurden.
Ein weiteres Ergebnis der Messungen ist, dass die Albedo auch auf solchen Flächen gesunken ist, die ganzjährig von Meereis bedeckt sind. Eine Erklärung hierfür ist die zunehmende Bildung von Schmelzwasserflächen auf dem Eis, die ihrerseits mehr Sonnenenergie aufnehmen und eine entsprechende Erwärmung bewirken.
Schmelzendes Fjordeis im Liefdefjord.
Quellen: Spiegel Online Wissenschaft, Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America (PNAS)
Am Donnerstag (20. Februar) wird in Barentsburg die Rückkehr der Sonne gefeiert, die sich zum ersten Mal seit Ende Oktober wieder über den Bergen zeigt. In Longyearbyen muss noch bis zum 08. März gewartet werden, da der Blick nach Süden deutlich stärker von Bergen verstellt ist.
Eine passende Gelegenheit für ein paar Informationen zu Polarnacht und Polartag. Die grundlegende Himmelsmechanik mit der Neigung der Erdachse, die zur Entstehung von Polartag und Polarnacht führt, ist sicher allgemein bekannt. Wahrscheinlich auch, dass durch Brechung des Lichts in der Atmosphäre der Polartag immer etwas länger ist als die Polarnacht: Die Sonne ist oft über dem Horizont sichtbar, wenn sie tatsächlich direkt unter dem Horizont steht. Die Stärke dieses Effekts variiert je nach Wetterlage. Nach einer frühen Beschreibung des Effekts bei der Überwinterung von Barents auf Novaya Zemlya (1596-76, die Reise, auf der auch Spitzbergen entdeckt wurde) wird dieses Phänomen auch als Novaya-Zemlya-Effekt bezeichnet.
Soweit so gut. Dennoch sollte die Polarnacht in Arktis und Antarktis zwar um ein halbes Jahr versetzt im Winter der jeweiligen Halbkugel, aber dennoch auf gleicher Breitenlage gleich lang sein. Denkt man. Ist aber nicht so. In der South Polar Times, Ausgabe 1 vom April 1902 (Expeditionszeitung von Scotts erster Antarktis-Reise mit der Discovery, Herausgeber: Ernest Shackleton, erschienen auf der Discovery im McMurdo Sound) steht das so (übersetzt): Der Südpolarwinter ist fast acht Tage länger als der Nordpolarwinter. Dies ist so, da sich die Erde im ersten Fall weiter weg von der Sonne befindet (Aphelion), und sich daher langsamer auf ihrer Umlaufbahn bewegt. Im Nordwinter ist die Erde näher an der Sonne (Perihelion), und bewegt sich daher schneller.“
Der Grund ist das 2. Keplersche Gesetzt, das besagt: Ein von der Sonne zum Planeten gezogener „Fahrstrahl“ überstreicht in gleichen Zeiten gleich große Flächen. (Zitat aus Wikipedia). Somit bewegt sich die Erde schneller auf ihrer Umlaufbahn, wenn sie näher an der Sonne ist. Das ist im Winter der Nordhalbkugel der Fall. Logo, oder?
Somit verbringt die Erde weniger Zeit in dem Teil der Umlaufbahn, der der Arktis die Polarnacht beschert. Im Südwinter hingegen ist sie langsamer und verbringt daher mehr Zeit in der Position, welche der Antarktis die Polarnacht bringt.
Wie groß ist der Effekt? Die Länge der Polarnacht beträgt
auf 80°Nord: 122 Tage (21 Oktober – 20. Februar)
auf 80°Süd: 128 Tage (18. April – 24. August)
Der Unterschied beträgt also immerhin sechs Tage! Die Werte lassen sich auf der Seite des US Naval Observatory berechnen.
Hut Point, wo die South Polar Times 1902 erstmalig erschien, liegt auf 77°47’S, also 133 Meilen nördlich des 80. Breitengrades. Somit sind die dort angegebenen acht Tage Unterschied etwas übertrieben, aber auf den Pol selbst trifft das beinahe zu.
Polarnacht in Nord und Süd auf gleicher Breite sind somit nicht gleich lang.
Für fachliche Information und den Hinweis auf das US Naval Observatory danke ich Andreas Kaufer.
Das letzte Sonnenlicht direkt vor Beginn der Polarnacht in Barentsburg, 22. Oktober.
Wie in den vergangenen Jahren, soll sich auch in diesem Jahr der Zweimaster Noorderlicht im Eis des Tempelfjord einfrieren lassen und dort während der Wintersaison als Ausflugsziel für Hunde- und Motorschlittentouren dienen. Leider fehlt bislang das Eis und so wartet das Schiff noch auf seinen Einsatz. Ähnlich wie im letzten Jahr drücken südliche Winde viel warmes Wasser in den Isfjord, an dessen östlichem Ende der Tempelfjord liegt. Dazu kommen ungewöhnlich hohe Temperaturen, die seit Wochen um den Gefrierpunkt liegen und Spitzbergen einen der wärmsten Winter seit Beginn der Aufzeichnungen bescheren. Die Reiseveranstalter hoffen nun auf niedrigere Temperaturen, sodass die Saison Ende Februar, wenn die ersten Touristen kommen, wie geplant starten kann. Im letzten Jahr war es ab März kälter und das „Boot im Eis“ konnte seinen Dienst rechtzeitig aufnehmen.
Gegen einen jahrelangen Trend ist die Einwohnerzahl in Longyearbyen im letzten Jahr um 47 auf 2043 zurück gegangen. Dies geht aus dem Jahresbericht des Sysselmannen für das Jahr 2013 hervor. Wie die Svalbardposten berichtet, sind unter den 47 allein 17 Kinder im Vorschulalter, immerhin 36%.
Im Vergleich zu ähnlich großen Orten auf dem norwegischen Festland kann die Einwohnerzahl in Longyearbyen relativ stark variieren, denn wer in Longyearbyen als Einwohner registriert ist, lebt dort üblicher Weise für eine begrenzte Zeit, meistens im Rahmen einer beruflichen Tätigkeit. Die Arbeitsverträge sind befristet, Wechsel unter den Mitarbeitern sind häufig erwünscht und viele zieht es nach einer Saison wieder zurück aufs Festland. Mit einer hohen Fluktuation muss also gerechnet werden.
In den letzten Jahren war die Einwohnerzahl jedoch stetig gestiegen, im Jahr 2010 lag sie bei 1966, in 2011 bei 2063 und in 2012 bei 2090. So wird die Nachricht über den Bevölkerungsrückgang von Seiten der Lokalverwaltung auch mit Gelassenheit aufgenommen, von einem negativen Langzeittrend wird nicht ausgegangen.
In Svalbardposten wird über mögliche Gründe für die aktuell niedrigere Einwohnerzahl spekuliert: Es werden Umstrukturierungen bei der Bergbaugesellschaft Store Norske genannt, die zu Personalabbau geführt hatten. Außerdem lässt der relativ hohe Rückgang bei Kindern im Vorschulalter darauf schließen, dass überdurchschnittlich viele Personen ohne Familie zugezogen sind. Da der Stichtag für die Bestimmung der Einwohnerzahl jeweils der 31.12. jeden Jahres ist, kann zudem damit gerechnet werden, dass sich die Abweichung im Laufe des Jahres wieder relativiert.
Der Sysselmannen veröffentlicht in seinem Jahresbericht die Einwohnerzahlen für ganz Spitzbergen, also nicht nur für Longyearbyen, sondern auch für die Siedlungen Ny Ålesund (34) und Barentsburg (419), den Hotelbetrieb auf Kapp Linné (Isfjord Radio) (1), die vier Trapperstationen Kapp Wijk (1), Akseløya (1), Kapp Schollin (1) und Farmhamna (1) und für die polnische Polarstation am Hornsund (10). Die Beschäftigten im Kohlebergbau in Sveagruva, Svea Nord und Lunckefjell gelten als Pendler und haben ihren Wohnsitz in Longyearbyen oder auf dem Festland. Durchschnittlich waren dort im letzten Jahr 208 Personen beschäftigt.
Hat derzeit ein paar Schüler weniger als sonst: Die Schule in Longyearbyen.
In Spitzbergen kommt nach der Polarnacht langsam das Licht zurück, aber es dauert noch etwa 2 Wochen, bis die Sonne es tatsächlich wieder über den Horizont schafft. Während es der Jahreszeit entsprechend im hohen Norden eher ruhig ist, ist die Zeit passend, um bislang Liegengebliebenes in die Tat umzusetzen: Die zahlreichen Panoramabilder, die 2014 in Spitzbergen entstanden sind, wollen umgesetzt und an passender Stelle auf Spitzbergen.de gezeigt werden. Die landeskundlichen Seiten sollen durch Fotogalerien aufgewertet werden.
Beides dauert seine Zeit, aber es gibt eine Reihe von Fortschritten. Abgeschlossen (soweit man bei einer solchen Webseite überhaupt von von „fertig“ reden kann) ist die Spitzbergen.de-Landeskundeseite vom Lomfjord. Diese hat nun sowohl eine Fotogalerie als auch mehrere 360-Grad-Panoramen bekommen.
Wer sich Panoramen und Fotogalerie ohne viel Text drumherum anschauen will, findet die gleichen Bilder auch ohne Rolfs Geologie- und sonstiges Geschwafel an diesen Stellen: Fotogalerie und Panoramen.
Dies sind nur Beispiele für eine Entwicklung, die letztlich zur Darstellung aller Landesteile der ganzen Inselgruppe Spitzbergen (sowie Jan Mayen, Grönland, Antarktis) mit regional sortierten Panoramen und Fotogalerien führen wird. Es wird sich also immer wieder lohnen, vorbeizuschauen. Insbesondere die Panoramen sind mit sehr viel Aufwand verbunden und das Ergebnis ist frei und ohne jegliche Anmeldung etc. auf Spitzbergen.de zu sehen, die Seiten und der Inhaber freuen sich aber über Verlinkung bzw. Weitergabe der Links an Interessierte und „Gefällt mir“ Klicks sowie Feedback. Wer die Webseite darüber hinaus unterstützen will, findet rechts sicher ein passendes Buch oder den Kalender, über den sich bestimmt jemand freut … 🙂
Blick auf den Lomfjord, der nun auf Spitzbergen.de umfangreich mit Fotogalerie und 360-Grad-Panoramen vorgestellt wird.
Das Gesetz mit den Spitzbergen-Umweltvorschriften (svalbardmiljøloven) regelt, was in Spitzbergens Natur erlaubt ist und was nicht. Kleinere Änderungen und Ergänzungen gibt es regelmäßig. Die letzte Aktualisierung ist zum Jahresbeginn in Kraft getreten. Größere Änderungen mit Bedeutung für Zureisende einschließlich Touristen gibt es nicht.
Ein paar Neuerungen in den aktualisierten Spitzbergen-Umweltvorschriften:
• Das Ortsgebiet Longyearbyen wurde erweitert und umfasst nun auch den Adventfjord. Somit kann die lokal gewählte Administration dieses Gebiet verwalten. Bislang fiel der Adventfjord rechtlich wie auch der gesamte Rest Spitzbergens, soweit nicht innerhalb der Plangebiete der Siedlungen gelegen, in die Verantwortung der Regierung, zu der der in Oslo ernannte (nicht gewählte) Sysselmannen gehört.
• Kleine Änderungen im Bereich Jagd betreffen die Gebühren und das Einstiegsalter für Nachwuchsjäger: bislang mussten die jungen Nimrods das 16. Lebensjahr vollendet haben, nun soll es reichen, im betreffenden Kalenderjahr 16 zu werden, und wenn der Geburtstag auf Silvester fällt. In Longyearbyen, wo die Kinder bereits im Kindergartenalter erstmalig mit dem Thema Jagd in Berührung gebracht werden, wird dies sicherlich auf Begeisterung stoßen. Andere Detailregelungen der Jagdvorschriften wurden verschärft.
• Der Gebrauch von Luftkissenbooten, früher bereits an Land und auf gefrorenen Binnengewässern verboten, wird nun auch aus den Küstengewässern bis zu einer Meile vor dem Ufer verbannt. Das Thema Luftkissenboote wurde in Spitzbergen in jüngerer Vergangenheit kontrovers diskutiert. Im Einsatz sind solche Boote für die Forschung, die damit auch längere Expeditionen ins Treibeis hinein unternimmt (2012 bis zum Nordpol), sowie im Rettungsdienst von Sveagruva, wo größere Feuchtgebiete weder mit normalen Booten noch mit Fahrzeugen zugänglich sind. Der Einsatz in Notfällen soll für den Rettungsdienst möglich bleiben, allerdings ist das Üben aktuell auch dem Rettungsdienst verboten. Hier wird möglicherweise noch nachgebessert. Ausgeschlossen ist aber nun auf jeden Fall eine zwar nicht absehbare, aber immerhin grundsätzlich denkbare Nutzung von Luftkissenbooten im kommerziellen Bereich, etwa im Tourismus.
• Besucher von Ny Ålesund dürfen sich nun in einem größeren Gebiet ohne Anmeldung beim Sysselmannen bewegen. Das genehmigungsfreie Gebiet 10 wurde ausgeweitet und umfasst nun auch die berühmten Berge „Tre Kroner“ östlich vom Kongsfjord sowie einen Teil des Forlandsund. Da die allermeisten Forscher sich in Ny Ålesund immer nur vorübergehend aufhalten und keinen Einwohnerstatus haben, sondern rechtlich grundsätzlich – also für private Touren – als Zugereiste zählen und damit als Touristen, wird das sicher einige freuen.
Blick auf den Adventfjord vom Sukkertoppen bei Longyearbyen. Das Gebiet wird von nun an lokal verwaltet.
Im Kohlebergwerk in Barentsburg kann die Produktion nun wieder anlaufen. Nach drei schweren Unfällen 2013 war die Grube zunächst von norwegischen Behörden geschlossen wurden. Im April und im Juni waren jeweils ein Arbeiter von stürzenden Blöcken bzw. Felsmassen getötet worden; im September verlor ein Arbeiter nach einem Unfall ein Bein. Die drei Unfälle hatten ein Bußgeld in Höhe von 1,3 Millionen Kronen (ca. 155000 Euro) für die Betreibergesellschaft Trust Arktikugol zur Folge.
Die Schließung erfolgte wegen eines generell nicht ausreichenden Sicherheitsniveaus. Zwischenzeitlich hat Trust Arktikugol, norwegischen Anweisungen entsprechend, Maßnahmen getroffen, um die Sicherheit für die Bergarbeiter zu erhöhen. Nun ist von norwegischer Seite die Genehmigung zur Wiederaufnahmen des Betriebes gekommen.
Nach einem Grubenbrand wurde die Grube in Barentsburg 2008 bereits für über 2 Jahre geschlossen.
Barentsburg: Bergbau nach mehreren Unfällen wieder aufgenommen.
Die kleine Eismeer-Insel Hopen im Südosten von Spitzbergen wurde, soweit bekannt, 1613 von Thomas Marmaduke entdeckt, einem Walfänger aus England. Immerhin wurde die Insel nach seinem Schiff benannt, der Hopewell. Der Name des Entdeckers, Marmaduke, war aber bislang noch nirgendwo auf der Karte zu finden.
Dies ist der aufmerksamen Besatzung der Wetterstation auf Hopen nicht entgangen, und der Koch stellte beim Norwegischen Polarinstitut einen Antrag auf offizielle Übernahme des Namens Marmadukeskaret (Marmaduke-Einschnitt) für ein kleines, steil eingeschnittenes Tälchen auf der Westseite der Insel, wenige hundert Meter von der Station entfernt. Seit Anfang des Jahres heißt dieser Einschnitt nun offiziell Marmadukeskaret.
Zweimal jährlich trifft sich das zuständige Komitee und berät über neue Ortsbezeichnungen, die dann in der topographischen Karte übernommen werden. Vorschläge kann jeder machen. Ortsnamen werden aber generell nicht nach noch lebenden Personen vergeben.
Einschnitt auf der Insel Hopen. Nicht der, der nun Marmadukeskaret heißt, aber die landschaftliche Herrlichkeit, die den Namen des Entdeckers der Insel trägt, sieht ganz ähnlich aus, ist aber etwas kleiner.
Die Einführung neuer Arten in bestehende, isolierte und recht artenarme Ökosysteme hat sich immer als problematisch oder sogar katastrophal erwiesen (siehe dazu auch „Die Nebel der Zeit“). In Spitzbergen ist das Thema aktuell nicht so dramatisch wie etwa in Südgeorgien. Dafür gibt es mehrere Gründe: Erstens sind Flora und Fauna artenreicher und bereits besser an pflanzenfressende Tiere beziehungsweise Raubtiere angepasst. Zweitens ist die natürliche Einwanderung durch Wind und Meeresströmungen in der Arktis aufgrund der geographischen Verhältnisse deutlich verbreiteter als auf den sehr isolierten Inseln der Antarktis, wo Wind und Wasser mehr zur Isolierung als zur Anbindung an wärmere Regionen beitragen.
Dennoch ist das Problem invasiver Arten auch in der Arktis nicht zu unterschätzen. In Spitzbergen mit seiner langen bergbaulichen und sonstigen Geschichte wurden z.B. mit Baumaterial und Tierfutter schon etliche Arten eingeschleppt. Als Problemfälle, welche die lokale Artenvielfalt tatsächlich unter Druck setzen könnten, gelten etwa der Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris), der in Barentsburg wächst und gedeiht, sowie die Osteuropäische Feldmaus (Microtus Levis), die sich in den Siedlungen verbreitet hat. Dass die Feldmaus sich in den seit Jahrzehnten aufgegebenen Siedlungen Colesbukta und Grumantbyen einschließlich der Umgebung wohlfühlt, deutet darauf hin, dass es nur einer geringen Anpassung oder Klimaerwärmung bedarf, damit sie sich potenziell deutlich darüber hinaus ausbreitet.
Nun will die Verwaltung das Problem endlich angehen. Mit Blick auf das, was von der Problematik räuberischer Nagetiere auf subantarktischen Inseln vor Neuseeland oder in Südgeorgien zu lernen ist, hat man sich damit in Spitzbergen nicht gerade beeilt.
Auf drei Gebieten sieht man Handlungsbedarf: Vor allem ist die Ankunft neuer Arten in Spitzbergen möglichst zu verhindern. Als Vektoren (Transporteure) dienen etwa Fracht und Ballastwasser von Schiffen sowie Kleidung und Stiefel von Personen, denen oft Erdreste mit Samen und Pflanzenmaterial anhaften. Untersuchungen haben gezeigt, dass ein erstaunlich hoher Anteil von Flugpassagieren, die in Longyearbyen ankommen, keimfähiges Pflanzenmaterial an den Stiefeln kleben hat. An dieser Stelle sind alle gefragt, vor einer Reise nach Spitzbergen (oder generell in ein Gebiet mit einer anderen Artenzusammensetzung) Schuhe, Kleidung und Ausrüstung von organischem Material zu befreien. In der Antarktis wird dies bereits sehr konsequent praktiziert.
Darüber hinaus sollen bereits vorhandene invasive Arten möglichst wieder ausgerottet werden. Wo dies nicht möglich ist, sollen sie zurückgedrängt und in ihrer Ausbreitung kontrolliert werden.
Um diesen Prozess in die Wege zu leiten, hat die Verwaltung nun einen Handlungsplan vorgelegt, in dem das Problem beschrieben und Handlungsbedarf aufgezeigt wird.
Einfach, aber wirkungsvoll, um ungebetene Gäste zu verhindern: Stiefelputzen.