Die stark gestiegene Arbeitslosigkeit in Longyearbyen infolge der Corona-Pandemie hat viele in Schwierigkeiten gebracht. Aufgrund der speziellen Bedingungen des Spitzbergenvertrages haben nur norwegische Staatsangehörige Anspruch auf öffentliche Transferleistungen durch Norwegen bei wirtschaftlicher Schieflage wie Arbeitslosigkeit, andere sind grundsätzlich auf sich selbst gestellt beziehungsweise müssen sich an ihre Heimatstaaten wenden.
Dennoch hatte die norwegische Regierung ein Hilfspaket für Bürger aus Drittländern geschnürt, um Corona-bedingten, sozialen Notlagen vorzubeugen. Dieses Hilfspaket läuft allerdings am 20. Juni aus. Stattdessen will die Regierung Arbeitslosen bei Bedarf finanzielle Hilfe bei der Heimreise anbieten, wie Justizministerin Mæland in einer Pressemeldung mitteilt. Dies gilt für Bürger aus Drittländern außerhalb des EWR (Europäischer Wirtschaftsraum). Die Verlängerung öffentlicher Hilfe über den 20. Juni hinaus wird hingegen in Oslo nicht erwogen.
Touristen und Einheimische genießen das schöne Wetter in Longyearbyen:
So soll es ab 1. Juni wieder laufen.
Politiker, Betriebe und viele Menschen in Longyearbyen hoffen, dass möglichst wenige davon Gebrauch machen müssen, und die bevorstehende Öffnung lasst viele hoffen, dass Arbeitnehmer ihre Tätigkeiten demnächst wieder aufnehmen können. Seit der 1. Juni als Datum für die Öffnung für Touristen aus Norwegen feststeht, wird bei den Veranstaltern in Longyearbyen wieder gebucht und erste Stimmen zeigen sich laut Svalbardposten zufrieden. Allerdings ist immer noch ein Großteil der Arbeitnehmer untätig zu Hause. Manche sind auch bereits aus Longyearbyen weggezogen. Für viele, die aus weiter entfernt liegenden Ländern wie Thailand stammen, wäre eine Heimreise allerdings aufgrund der derzeit herrschenden Beschränkungen im Reiseverkehr kaum machbar.
Man darf gespannt sein, wie die Situation in Longyearbyen sich entwickelt: Bislang hat es keinen Corona-Fall gegeben. Wie lange das nun noch so bleibt und was dann passiert, weiß jetzt natürlich niemand.
Auf Spitzbergen zeichnen sich konkrete Schritte zur Öffung für Einheimische und Touristen ab: Zunächst wird ab heute (Freitag, 15.05.) Abend 18 Uhr die Quarantänepflicht für Einheimische aufgehoben, wie der Sysselmannen mitteilt. Eingeschlossen sind auch private Besucher vom norwegischen Festland und Personen, die aus dienstlichen Gründen anreisen, darunter auch Wissenschaftler. Hier ist die Vorschrift des Sysselmannen mit genaueren Regelungen. Zu „privaten Besuchern“ zählen laut einer Formulierung in einer Pressemitteilung des Justizministeriums (weiter unten verlinkt) nahestehende Familienmitglieder.
Wird langsam gelockert: Corona-Quarantäne auf Spitzergen (Fotomontage).
Dienstreisen aus den skandinavischen Ländern („Norden“) nach Spitzbergen sollen ab dem 1. Juni wieder ohne Quarantäne möglich sein.
Für „Freizeitreisende“ – sprich: Touristen – aus den skandinavischen Ländern („Norden“) soll die Öffnung, also die Abschaffung der Quarantänepflicht für Spitzbergen, ab 15. Juni gelten. Voraussetzung für organisierte Touren werden anerkannte Hygienepläne der Veranstalter sein.
(*Zunächst stand hier fälschlicherweise Wirtschaftsministerin. Tatsächlich ist Monica Mæland natürlich Ministerin für Justiz und Bereitschaftswesen, dieses Ministerium ist für Svalbard zuständig.)
Mehrtägige Schiffsreisen bleiben zunächst ausgenommen, hier brauche man noch „etwas Zeit“.
Der Sysselmannen betont, dass es nicht um eine vollständige Öffnung gehe, sondern um eine „Annäherung an die Normalität“. Auch eine Deckelung der Gesamtzahl der Touristen, die sich auf Spitzbergen aufhalten, wird erwogen, um die Bereitschaftsdienste im Notfall nicht zu überfordern.
Unabhängig davon rät die norwegische Regierung Norwegern bis mindestens Mitte August von Auslandsurlauben ab. Entsprechend skeptisch wird man auch noch eine Weile gegenüber internationalem Reiseverkehr nach Norwegen bleiben.
2018 wurden die Küstengewässer Spitzbergens nach allen Regeln der Kunst systematisch nach Belugas (Weißwalen) abgesucht, um erstmalig einen genauen Überblick über den Bestand zu bekommen. Das Ergebnis wäre im Corona-Wirbel beinahe untergegangen: Es wurde im Februar publiziert und ist auf der Plattform Researchgate zugänglich.
Die Gruppe um den norwegischen Meeresbiologen Christian Lydersen hat die gesamten Uferlinien fast aller Inseln Svalbards systematisch aus der Luft beobachtet, dazu die offenen Wasserflächen der großen Fjorde an der Westküste und einzelne Transekte auf offenem Wasser, um einen möglichst vollständigen Überblick zu bekommen.
Weißwal (Beluga) im Dicksonfjord. Größere Herden von Weißwalen sind äußerst schwer zu zählen: man sieht auf großen Wasserflächen überall immer wieder Rücken auftauchen.
Das Ergebnis kann überraschen: Das statistisch aufbereitete Resultat ist, dass der Spitzbergen-Bestand der Weißwale wohl nur 549 Tiere erfasst (so eine genaue Zahl ist natürlich Quatsch, das 95 % Konfidenzintervall ist 436-723). Zu diesem Ergebnis wurden Sichtungen von 265 Weißwalen, aufgeteilt auf 22 beobachtete Gruppen, statistisch hochgerechnet.
Natürlich bleiben methodische Unsicherheiten. Die Möglichkeit, dass mehr Belugas ungesehen blieben als angenommen, ist durchaus realistisch, nur weiß man nicht genau, in welchem Umfang das der Fall gewesen sein könnte. Aber auch wenn man diese Zahl etwas nach oben korrigiert, liegt sie überraschend niedrig. Früher lagen allerdings ohnehin nur grobe Schätzungen aufgrund von zeitlich und räumlich punktuellen Beobachtungen vor. Diese werden wahrscheinlich häufig dadurch verzerrt, dass einzelne Gruppen sich gerne länger in bestimmten Fjorden aufhalten und dort mehrfach gesehen werden.
Völlig unbekannt ist, wie das Verhältnis der Spitzbergen-Weißwale zu jenen in Franz-Josef-Land ist. Falls es sich um einen gemeinsamen Bestand handelt, wie bei Eisbären und Walrossen, müsste man die gesamte Bestandsforschung wohl neu aufrollen. Die wenigen Daten zur Migration von Weißwalen, die mithilfe von Markierungen und Sendern gewonnen werden konnten, weisen bislang zumindest nicht auf einen gemeinsamen Bestand hin, aber ausgeschlossen ist das dennoch nicht.
Gespräche und Arbeiten zu einer wahrscheinlich anstehenden, vorsichtigen Öffnung von Spitzbergen für Touristen laufen weiter. Eigentlich hatte man sich in Longyearbyen bereits bis Freitag oder Montag (11. Mai) ein Datum erhofft, von dem an erste Touren wieder laufen können, so weit ist man bislang aber noch nicht gekommen. Branchenintern hofft man, dass die ersten touristischen Angebote bereits am 1. Juni zugänglich werden können.
Gilt auf ganz Spitzbergen und wird uns auch noch eine Weile begleiten:
Corona-Quarantäne (Fotomontage).
Vor allem Touristen von außerhalb Norwegens sollten allerdings zunächst die Entwicklung weiter beobachten und das Kleingedruckte lesen. Wahrscheinlich – offizielle, belastbare Bestätigungen stehen noch aus – wird Norwegen laut der Zeitung Dagbladet über den ganzen Sommer für Zureisende eine Quarantäne aufrecht erhalten. Diese wird zwar wahrscheinlich von 14 auf 10 Tage reduziert, allerdings wird sie absehbar weiterhin für alle gelten, die nach Norwegen einreisen. Norweger und in Norwegen lebende Menschen werden sich wohl weitgehend auf Inlandsferien einstellen und sollen hier auch die Möglichkeit bekommen, Spitzbergen als Reiseziel zu wählen. Reisende von außerhalb müssten sich aber weiterhin auf eine mindestens 10-tägige Quarantäne einstellen – für viele wohl kaum realistisch. Das dies unabhängig von der Nationalität gilt, sondern vom Aufenthaltsort abhängig ist, ist das auch mit dem Spitzbergenvertrag konform.
Alle Arten organisierter Reisen setzen voraus, dass der Veranstalter einen dem Stand der Wissenschaft entsprechenden Hygieneplan vorlegen kann, der die Behörden überzeugt.
Das ist so etwa der Stand, der sich den diversen Nachrichten entnehmen lässt. Offizielle und verlässliche Entscheidungen stehen noch aus.
In den letzten Tagen gab es in Longyearbyen mehrere Treffen zwischen Vertretern der Tourismusbranche, Sysselmannen und anderen Behörden, um über Möglichkeiten für eine vorsichtige Wiederbelebung des Tourismus zu reden, von dem viele Arbeitsplätze abhängen.
Eine zentrale Frage ist die Ausarbeitung von Hygienevorschriften und anderen praktischen Maßnahmen, die die auch unter Seuchenschutzaspekten sichere Durchführung von Reisen ermöglichen würden. An einem Plan hierfür wird nun gearbeitet.
Sysselmannen Kjerstin Askholt betont, dass es sicher nicht um eine schnelle und vollständige Öffnung des Tourismus gehen wird, sondern um eine vorsichtige und schrittweise Annäherung an eine normale Situation. Die Sicherung der öffentlichen Gesundheit vor dem Hintergrund der begrenzten Bereitschafts- und Gesundheitsdienste Spitzbergens soll weiterhin höchste Priorität haben.
Angestrebt wird ein Datum, an dem eine erste Öffnung möglicherweise erfolgen könnte, damit die beteiligten Akteure Planungen machen können. Bislang ist ein solches Datum nicht bekannt.
Krankenhaus in Longyearbyen: Die Kapazitäten sind begrenzt und das nächste, größere Krankenhaus ist weit weg.
Unklar ist, welche Reiseformen zuerst eröffnet werden. Die Vermutung liegt nahe, dass man auf Reiseformen setzen wird, die nur sehr begrenzte Personenzahlen involvieren und auf die Umgebung bestehender Infrastruktur beschränkt sind. Ebenfalls ist unklar, inwieweit es weiterhin praktische oder eventuell sonstige Begrenzungen des grenzüberschreitenden Reiseverkehrs nach Spitzbergen geben wird.
UNIS hat angekündigt, wegen der Corona-Krise für den Rest des Jahres keine Bewerbungen für Kurse anzunehmen. Da es bisher noch keinen Covid-19-Fall auf Spitzbergen gibt, soll sichergestellt werden, dass die bereits vor Ort befindlichen Wissenschaftler, Lehrkräfte und Studenten ihre Forschung und Ausbildung möglichst ungestört weiter verfolgen können.
Gastvortrag von Maarten Loonen, dem Ny-Ålesund-Gänsemann aus den Niederlanden,
bei UNIS (Symbolbild).
Nur eine kleine Zahl von Studenten höherer Semester und Doktoranden soll unter Beachtung strenger Regeln die Möglichkeit bekommen, Feldarbeit für Abschlussarbeiten zu machen und dafür auch künftig noch anzureisen, nicht jedoch Studierende zur Teilnahme an regulären Kursen.
Der Sysselmannen teilt mit, dass die Quarantänepflicht für ganz Spitzbergen verlängert wird. Sie läuft nun mindestens bis zum 18. Mai (18.00 Uhr) und kann bei Bedarf darüber hinaus verlängert werden.
Dies bedeutet, dass alle, die in Spitzbergen einreisen, sich 14 Tage in Quarantäne halten müssen, und zwar unabhängig davon, wie und wo sie ankommen.
Im Fall eines Covid-19-Ausbruchs könnten Gesundheitswesen und Bereitschaftsdienste in Spitzbergen schnell an ihre Grenzen kommen. Daher gehen die Behörden bei ihren Erwägungen hinsichtlich der Normalisierung des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens vorsichtig vor. Planungsarbeiten laufen unter anderem für eine langsame Öffnung der Schule und für die Feierlichkeiten am Nationalfeiertag am 17. Mai, der in Norwegen traditionell überall groß gefeiert wird. Auch dieses Datum war ausschlaggebend dafür, die Quarantäne aktuell bis zum 18. Mai zu verlängern.
Gilt auf ganz Spitzbergen: Corona-Quarantäne (Fotomontage).
Gleichzeitig wird an Plänen gearbeitet, um Aktivitäten in Gesellschaft und Wirtschaft langsam und kontrolliert wieder hochzufahren. Der Sysselmannen weist jedoch auch darauf hin, dass dies ein längerer Prozess sein wird, bei dem es auch zu Rückschlägen kommen kann. Auf die Wichtigkeit der Abstands- und Hygieneregeln wird hingewiesen, und es wird gebeten, von allen nicht unbedingt erforderlichen Reisen nach Spitzbergen abzusehen.
Es gibt bislang keine bestätigten Fälle von Covid-19 auf Spitzbergen.
Die Spitzbergen-Segelschiffreise mit der Antigua vom 30. Mai bis zum 07. Juni ist dem Corona-Virus zum Opfer gefallen und abgesagt. Traurig, aber so ist es leider.
Arktis-Eis unter Segeln, 30.05.-07.06. 2020: nun abgesagt wegen der Corona-Krise
Alle TeilnehmerInnen werden nun von der Geographischen Reisegesellschaft kontaktiert, soweit nicht bereits geschehen.
Sobald weitere Informationen, ggf. auch hinsichtlich der weiteren, für diesen Sommer geplanten Reisen, bekannt sind, werden wir dies hier sowie auf der Seite der Geographischen Reisegesellschaft bekannt geben.
Bleiben Sie / bleibt gesund und frohen Mutes! Es wird eine Zeit nach Corona geben!
Derzeit ist Spitzbergen für Touristen praktisch völlig geschlossen. Anreisen dürfen nur Einwohner und Norweger, theoretisch also auch zumindest norwegische Touristen, aber alle müssen zunächst 14 Tage in Quarantäne, sofern nicht im begründeten Einzelfall eine Ausnahmegenehmigung vorliegt. SAS hält den Flugverkehr zwar auch derzeit aufrecht, aber es ist von etwa 10 Flugpassagieren pro Tag die Rede, und bei denen handelt es sich kaum um Touristen. Die Fluggesellschaft Norwegian plant derzeit, ab Juni wieder Flüge anzubieten.
Natürlich schlägt der Ausfall der Frühjahrssaison hart auf die lokale Wirtschaft durch – auch auf dieser Seite wurde schon von stark steigender Arbeitslosigkeit berichtet sowie von Spendenaufrufen von Betrieben, die Polarhunde halten. Diese Spendenaufrufe waren übrigens zumindest teilweise durchaus erfolgreich.
Wahrscheinlich ist ein langer Atem gefragt: Wann die Touristen wirklich wieder nach Spitzbergen kommen können, ist derzeit offen. Kurz gesagt, sind hier die tatsächliche Entwicklung der Epidemie abzuwarten sowie Entscheidungen auf verschiedenen politischen Ebenen.
Nun forderte Bürgermeister (lokalstyreleder) Arild Olsen in einem Gespräch mit der Svalbardposten, etwa ab Juli wieder Tourismus zuzulassen, „eventuell begrenzt und man wird sich darauf einstellen müssen, dass es zunächst nur norwegische Touristen sein werden“, wie Olsen sagt. Begrenzungen werden in einer nach wie vor abgelegenen Region, fernab großstädtischer medizinischer Infrastruktur, niemanden verwundern; eine eventuelle Beschränkung auf norwegische Touristen kann vor dem Hintergrund des Spitzbergenvertrages durchaus verwundern.
Touristen in Longyearbyen: Wann sie wirklich dort wieder auftauchen, weiß derzeit niemand.
In eigener Sache: Eigentlich soll in gut vier Wochen, am 30. Mai, unsere erste Segelschiffreise in Spitzbergen beginnen. Natürlich stimmt die aktuelle Situation auch diesbezüglich nicht optimistisch. Auch wir warten gespannt auf verschiedene Informationen und Entscheidungen anderer Stellen. Sobald es belastbare Informationen gibt, werden wir – die Geographische Reisegesellschaft – uns umgehend mit den TeilnehmerInnen in Verbindung setzen. Einstweilen bitten wir Sie, die Covid-19-Infoseite der Geographischen Reisegesellschaft zu besuchen und bei Bedarf dort Kontakt aufzunehmen, per Telefon (02536 3435692) oder Email.
Die Corona-Krise hat weite Teile der Wirtschaft der Dienstleistung und im Tourismus in Longyearbyen lahmgelegt, was bei vielen zu Arbeitslosigkeit und Existenznöten führt. Nun mehren sich Anzeichen, dass auch andere Sektoren betroffen sind: Laut Svalbardposten sind die Bestellungen für Industriekohle aus der Grube 7 bei Longyearbyen von Kunden aus anderen Ländern so stark eingebrochen, dass die Bergbaugesellschaft Store Norske die Belegschaft um acht Arbeiter reduziert. Diese sind bereits nach Sveagruva versetzt worden, wo derzeit nach dem Ende des Bergbaus umfangreiche Rückbauarbeiten laufen.
Auch der Kohlebergbau in Spitzbergen ist von der Corona-Krise betroffen
(Archivbild, Svea Nord).
Darüber hinaus ist ein wichtiger Svalsat-Kunde nach eigenen Angaben wegen der Corona-Krise pleite, wie die Webseite Highnorthnews berichtet: Die Telekommunikationsgesellschaft Oneweb hatte den Plan, die gesamte Arktis nördlich von 60° Nord satellitenbasiert mit schnellem Internet zu vorsorgen. Zu diesem Zweck sollten 648 Satelliten in den Orbit gebracht werden; 74 wurden bereits in die Umlaufbahn geschossen: Nach den ersten 6 im vergangenen August folgten im Februar und im März jeweils 34.
Zur Steuerung dieser großen Zahl Satelliten war ein Vertrag zu einem umfangreichen Programm mit Svalsat geschlossen worden. Svalsat (Kongsberg Satellite Services på Svalbard) betreibt Satellitenantennen auf dem Platåberg oberhalb des Flughafens bei Longyearbyen, die mit Satelliten in Polumlaufbahn Kontakt halten können. Für das Oneweb-Programm waren bereits neue Antennen gebaut worden, insgesamt war von 60 Oneweb-Antennen auf dem Platåberg die Rede gewesen.
Svalsat bei Longyearbyen: ebenfalls der Corona-Krise betroffen.
Wie es mit Oneweb und dem Satellitenprojekt weitergeht, ist bislang unbekannt.
Svalsat hat direkt nur eine kleinere Zahl von Arbeitnehmern in Longyearbyen, spielt aber über verschiedene Aufträge auch für viele andere lokale Firmen als Kunde eine wichtige Rolle. Svalsat hat neben Oneweb etliche weitere Kunden, darunter große und finanzstarke Organisationen wie die NASA und die ESA. Die Existenz von Svalsat ist nicht bedroht.
Das Corona-Virus ist bislang noch nicht nach Spitzbergen gekommen (oder zumindest ist es dort noch nicht aufgefallen). Die strengen Quarantäneregeln bleiben weiter in Kraft, sie wurden am Freitag (17.4.) bis zum 01. Mai verlängert, wie der Sysselmannen mitteilt. Eine weitere Verlängerung ist möglich.
Wie überall in der Welt, so leidet auch in Longyearbyen die Wirtschaft ganz erheblich unter den Auswirkungen. Dort ist die Abhängigkeit vom Tourismus in den letzten Jahren stark gestiegen. Damit steigt jetzt auch die Zahl der Arbeitslosen und die damit verbundene Unsicherheit.
Alle haben regelmäßige Ausgaben und stehen unter dem Druck, diese zu decken, aber besonders schwierig ist es für die Betriebe, die Polarhunde halten und sich auf Hundeschlittentouren spezialisiert haben. Im Gegensatz zu Motorschlitten brauchen die Hunde Pflege und Futter, auch wenn keine Touristen kommen. Im aktuellen Hilfspaket der norwegischen Regierung sind Mittel zur Unterstützung bei den festen Ausgaben bis Mai eingeplant, aber die Winter-Hauptsaison, die witterungsbedingt nun bald zu Ende geht, ist dieses Jahr ein Totalausfall und die nächste Wintersaison kommt erst Anfang 2021 – vorausgesetzt, dass sie kommt. Martin Munck von Green Dog Svalbard sagte, er wäre schon zufrieden, wenn 2021 nur 60 % eines normalen Jahres bringt.
Mit Schlittenhunden bei Longyearbyen auf Tour. Macht glücklich!
Futter nach der Tour aber auch.
Kleinere Betriebe haben bereits öffentlich zu Spenden aufgerufen: Svalbard Husky hat einen Aufruf auf der Webseite, und Svalbard Villmarksenter hat in einer lokalen Facebookgruppe zu Spenden „mit der Ohrenmarke Hundefutter“ aufgerufen. In beiden Fällen handelt es sich um Familienbetriebe.
Wer Sponsor oder Pate für einen Polarhund werden will, kann sich gerne direkt melden, bei Svalbard Husky über deren Webseite (hier klicken), per Email (post@svalbardhusky.no) oder telefonisch: +47 784 03 078.
Martin Munck von Green Dog Svalbard, einem größeren Betrieb mit derzeit 275 Hunden, rechnet Monat für Monat mit 100.000 Kronen an Kosten alleine für Hundefutter (derzeit rund 8900 Euro, der Kronenkurs ist in den letzten Wochen kräftig gefallen). Dennoch tritt er in einem Gespräch mit Svalbardposten energisch Gerüchten entgegen, dass es eine Option sei, Hunde zu töten, dies seien Gerüchte.
Das Corona-Virus trifft Longyearbyens Wirtschaft hart und bringt nun ein lokal bislang praktisch unbekanntes Phänomen dorthin: Arbeitslosigkeit. Tourismus und weite Teile der Dienstleistung sind aktuell auch in Longyearbyen völlig zusammengebrochen, und damit haben bereits mehrere hundert Arbeitnehmer ihre Stellen und ihr Einkommen verloren. Vom 10. bis zum 24. März ist die Zahl der Arbeitslosen offiziell von 9 auf 261 gestiegen – der stärkste Anstieg in ganz Norwegen, und die Kurve schnellt weiter in die Höhe. Die tatsächlichen Zahlen liegen noch deutlich höher, da Personen aus Ländern außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) sich nicht offiziell arbeitslos melden können.
Dass es in Longyearbyen bislang keine Arbeitslosigkeit gab, hat nicht nur mit der insgesamt trotz aller Schwierigkeiten guten wirtschaftlichen Lage des Ortes zu tun – immerhin wurde in den letzten Jahren der Bergbau weitgehend abgewickelt, wobei viele Industriearbeitsplätze verloren gingen, aber Tourismus und Wissenschaft haben zusammen mit der sonstige Dienstleistung diese Lücke mehr oder weniger gefüllt. Der strukturelle Hintergrund ist ein anderer und hat mit dem Spitzbergenvertrag zu tun, der kürzlich 100 Jahre alt geworden ist: Dieser gibt Bürgern aller Unterzeichnerstaaten freies Aufenthalts- und Arbeitsrecht. Man braucht also keine Aufenthalts- oder Arbeitsgenehmigung, um sich in Longyearbyen niederzulassen und dort zu arbeiten.
Der Preis dafür: Es gibt kein für alle zuständiges Sozialsystem. Jeder ist wirtschaftlich für sich selbst verantwortlich. Wer seinen Unterhalt in Spitzbergen nicht finanzieren kann, kann ausgewiesen werden. Seit 2017 wurden fünf Personen ausgewiesen, die finanziell nicht in der Lage waren, für sich zu sorgen. Von diesen fünf Personen waren vier bis Ende 2019 ausgewiesen worden, es gibt also bislang keinen Zusammenhang mit der Corona-Krise.
Mit anderen Worten: Wer sich das Leben in Longyearbyen nicht leisten kann, bleibt auch nicht lange dort. Und damit hat es dort bislang auch keine echte Arbeitslosigkeit gegeben, über kurze Phasen der Jobsuche hinaus, während derer man sich selbst weiter finanziert hat. Wer dazu nicht in der Lage war, musste ausreisen und sich für Unterstützung bei Bedarf an die Behörden des eigenen Heimatlandes wenden, da das norwegische Sozialsystem nicht zuständig ist. Ob die Sozialsysteme der jeweiligen Drittländer ihre Bürger auch im Ausland unterstützen und wenn ja, in welchem Umfang, ist eine ganz andere Frage.
Das soll prinzipiell auch so bleiben, dass der norwegische Staat nicht für Bürger aus Drittländern verantwortlich ist, die in Longyearbyen in wirtschaftliche Probleme geraten, aber aktuell besteht Handlungsbedarf. Longyearbyen hat eine sehr internationale Bevölkerung, dort leben und arbeiten Menschen aus aller Damen und Herren Länder. Es gibt beispielsweise eine dreistellige Anzahl von Menschen aus Thailand, die in der Dienstleistungsbranche, etwa Gastronomie und Gebäudereinigung, sehr präsent sind. Viele aus der nicht-norwegischen Bevölkerung können aus ihren Heimatländern keine Unterstützung erwarten, und schon gar nicht auf dem Niveau, das zur sehr teuren Lebenshaltung in Longyearbyen erforderlich ist. Auch die Heimreise ist nach vielen Jahren Abwesenheit für viele keine Option mehr, ganz abgesehen davon, dass die derzeit kaum möglich wäre und natürlich auch Geld erfordern würde.
Longyearbyen während der Corona-Krise: finstere Zeiten, auch wenn es nachts tatsächlich nicht mehr dunkel wird und die Mitternachtssonne bald scheint.
Damit sitzen viele in Longyearbyen nun ohne Einkommen fest. Man nimmt an, dass es um etwa 300 Personen geht. Nun hat die Politik in Longyearbyen (Lokalstyre) reagiert und bietet Bürgern aus Drittländern außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraum, die sich in Longyearbyen aufhalten und dort in wirtschaftlichen Schwierigkeiten sind, Unterstützung an. Das ist zeitlich begrenzt und soll ausdrücklich nicht zum Präzedenzfall werden, aber der Handlungsbedarf ist offenbar. Schon gibt es die Diskussion, dass Betriebe in Longyearbyen ihre nicht-norwegischen Angestellten künftig sozialversichern müssen. Aber erst mal muss die aktuelle Situation ausgestanden werden. Wie das gehen soll und wie lange das noch dauert, weiß auch in Longyearbyen niemand. Es gab auch schon private Spendenaufrufe für Familien, die in Not geraten sind. Das sind vor allem solche, die innerhalb der letzten 6 Monate nach Longyearbyen gezogen sind, denn diese haben bislang nur für 20 Tage Anspruch auf Unterstützung aus dem staatlichen Corona-Krisenpaket. Wer schon länger als 6 Monate dort wohnt, wird zunächst bis zum 20. Juni unterstützt.
Longyearbyen Lokalstyre (Kommunalverwaltung) hat von der Regierung 178,5 Millionen Kronen beantragt, um die Wirtschaft vor Ort zu stützen. Die Rede ist beispielsweise von Aufträgen, die schnell an Firmen im Ort vergeben werden können, Erleichterungen für die Bevölkerung durch Reduzierung von Gebühren etwa für Wasser, Strom und Fernwärme – alles sauteuer in Longyearbyen – und zum Ausgleich erwarteter Verluste. Allein die Absagen der größeren Kreuzfahrtschiffe werden die Gemeindekasse über den Sommer wohl mehr als 20 Millionen Kronen kosten.
Auch in Longyearbyen weiß niemand, wann die Situation sich eventuell wieder normalisieren wird.
Jahrelang machte die Wetterstatistik aus Longyearbyen von sich reden, indem die Temperatur Monat für Monat verlässlich über dem langjährigen Mittelwert lag. Das ging seit November 2010 so: Über 111 Monate hinweg gab es keinen einzigen Monat, dessen Durchschnittstemperatur kälter gewesen wäre als das langjährige Mittel.
Ein kalter März: frisches Eis im Adventfjord bei Longyearbyen.
Ein halbes Grad ist zwar nicht umwerfend viel, aber dennoch geht Isaksen davon aus, dass der kalte Winter auch dem sich insgesamt erwärmenden Permafrost wieder eine Atempause verschaffen wird: Wegen der dünnen Schneedecke ist der Boden gut ausgekühlt, was bis in den Sommer hinein nachwirken sollte.
Das bisherige langfristige Mittel ist als Durchschnitt der Zeit von 1960-1990 definiert. Sobald das laufende Jahr beendet ist, wird es eine neue „Normalperiode“ geben, nämlich 1990-2020. Dann wird der statistische Referenzwert des „langfristigen Mittels“ höher liegen und wir werden wieder mehr Monate haben, deren Temperatur unter dem langfristigen Mittel liegt: Ein Ergebnis der dann neuen Grundlage der Statistik und keinesfalls das Ende der Erwärmung, die der Klimawandel der Arktis unverkennbar bringt. Die geht nämlich weiter. Seit 1961 ist die mittlere Temperatur laut Messungen am Flughafen Longyearbyen (Messstation Svalbard Lufthavn) um dramatische 5,6 Grad gestiegen!
Immerhin dürfen wir uns derzeit aber auch über eine schöne Treib- und Festeisfläche in und um Spitzbergen freuen. Viele Fjorde sind solide zugefroren, und weite Teile der küstennahen Meere sind mit dichtem Treibeis bedeckt, das im Süden sogar mal wieder die Bäreninsel (Bjørnøya) erreicht!
Die Eisbärin, die Ende Januar bei Longyearbyen betäubt und ausgeflogen werden sollte und im Hubschrauber starb, wurde untersucht. Nun liegen Ergebnisse vor: Sie starb an Kreislaufversagen, ausgelöst durch Stress, Schock und Betäubung, wie der Sysselmannen in einer Pressemeldung mitteilte.
Am späten Nachmittag des 30. Januar hatten Sysselmannen und Eisbärenspezialisten des norwegischen Polarinstuts begonnen, die Eisbärin mit einem Hubschrauber von Vestpynten bei Longyearbyen weg zu jagen. Die Bärin wurde auf die Nordseite des Adventfjord und dann – zeitweise auch mit Motorschlitten – in ein Seitental verfolgt und dort schließlich mit einem Betäubungsgewehr betäubt. Zwischen Anfang der Hubschrauber-Treibjagd und der Betäubung vergingen 2,5 Stunden: Ein langer Zeitraum für ein Tier, das physiologisch nicht daran angepasst ist, über längere Strecken schnell zu laufen. Wegen der guten Isolierung überhitzen Eisbären schnell; deswegen ist es auch allgemein streng verboten, Eisbären zu folgen, sobald diese eine Verhaltensänderung zeigen (Im Spitzbergen-Umweltgesetz (Svalbard miljølov) heißt es in § 30: „Es ist verboten, Eisbären anzulocken, zu füttern, zu verfolgen oder mit einer anderen aktiven Handlung aufzusuchen, so dass der Eisbär gestört wird oder Gefahr für Menschen oder Eisbären entstehen kann“ (eigene Übersetzung).)
Genau das ist aber wohl im vorliegenden Fall geschehen, wenn man von einer Treibjagd mit Hubschrauber und Motorschlitten über 2,5 Stunden ausgeht, obwohl laut Sysselmannen „eisbärenfachliche Kompetenz“ in Form eines Experten vom norwegischen Polarinstituts an Bord war. Die Prozedur war offensichtlich zuviel für die Eisbärin, die auch nach der Betäubung weitere Medikamente erhielt und im Hubschrauber beim Transport nach Kinnvika auf dem Nordaustland schließlich an Kreislaufversagen starb.
Eisbärenfamilie: Mutter (links, vorn) und zwei Jungtiere in guter Form im zweiten Lebensjahr. Mitte August, Edgeøya. Symbolbild, diese Tiere haben keinen direkten Bezug zu dem Fall, um den es in diesem Beitrag geht.
Ansonsten soll die Bärin soweit gesund gewesen sein. Sie wog nur 62 Kilogramm und war damit entweder ein Jahr alt oder aber ein sehr kleines zweijähriges Tier. In jedem Fall hätte sie noch mit ihrer Mutter zusammen sein sollen.
Nach glücklicher Rückkehr aus der Antarktis, dem einzigen bislang Corona-freien Kontinent, werde ich nun mit den Spitzbergen-Nachrichten wieder aufholen. Es ist ja nicht so, dass da nichts passiert wäre. Um dort anzufangen, wo es vor ein paar Wochen an dieser Stelle aufhörte: die Kohlegrube Svea Nord wurde am 04. März mit einer kleinen Zeremonie offiziell geschlossen. Damit gehen gut 100 Jahre Bergbaugeschichte in Sveagruva zu Ende.
Zu anderen Themen demnächst mehr auf dieser Seite. Zunächst zu dem Thema, das derzeit die ganze Welt in Atem hält: das Corona-Virus. Bislang hat es Spitzbergen noch nicht erreicht, es gibt bis jetzt keine Corona-Fälle dort. Aber das wird langfristig nicht aufrechtzuerhalten sein, und wie man diesen Übergang so kontrolliert wie möglich gestalten kann, soweit man ihn überhaupt gestalten kann, das ist die Frage, die Longyearbyen und die anderen Orte derzeit genau so beschäftigt wie den Rest der Welt.
Derzeit folgt man dort erst mal der Taktik einer weitgehenden Abschottung: Der Tourismus ist derzeit vollständig zum Erliegen gekommen. Wer derzeit nach Spitzbergen reist, muss dort zunächst in 14-tägige Quarantäne, zu Hause oder in einem Hotel. Ausnahmen werden nur nach strengen Auflagen in Einzelfällen genehmigt, wenn Arbeitgeber oder Institutionen dies beantragen. Laut Visit Svalbard dürfen überhaupt nur „Reisende aus Norwegen“ einreisen. Es wäre wohl genauer zu sagen, dass derzeit nur Norweger und Personen mit anderer Nationalität, die Aufenthalts- oder Arbeitsgenehmigung haben, einreisen dürfen.
Motorschlitten in Longyearbyen: derzeit vom Corona-Virus stillgelegt.
Das hat für die lokale Wirtschaft natürlich erhebliche Folgen: März und April sind normalerweise Hochsaison, Hotels und Aktivitäten sind sonst ausgebucht. Derzeit steht hingegen alles leer und still. Viele Betriebe und Stellen sind bedroht, und viele Saisonkräfte haben Spitzbergen verlassen, um in ihren Heimatländern, wo es sich in wohl allen Fällen preiswerter leben lässt, auf bessere Zeiten zu warten.
Das gilt zunächst bis zum 13. April, Verlängerung ist allerdings möglich. Die künftige Entwicklung bleibt abzuwarten, auch mit Blick auf die nicht mehr allzu ferne Sommersaison. Noch bleiben einige Wochen, um die Situation zu beobachten, bis Entscheidungen hinsichtlich Durchführung oder Absagen von Reisen getroffen werden müssen; mit Blick auf die Reisen im späteren Sommer herrscht entsprechend noch weniger zeitlicher Druck. Wer für den Sommer Spitzbergen-Reisepläne hat, sollte sich direkt mit Veranstalter in Verbindung setzen. Was unsere Spitzbergenreisen mit Antigua und Arctic II betrifft, so nehmen wir natürlich unmittelbar Kontakt auf, sobald wir wissen, womit wir rechnen können und müssen. Der April wird da sicher Bewegung in Richtung einer gewissen Klarheit bringen. Wer schon früher von sich aus Kontakt aufnehmen will, kann dies natürlich jederzeit gerne tun, am besten direkt bei der Geographischen Reisegesellschaft.