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Jahres-Archiv: 2020 − News & Stories


Spitz­ber­gen, die Ant­ark­tis und das Coro­na-Virus

In Spitz­ber­gen statt hek­ti­scher Win­ter-Haupt­sai­son: nichts. Spitz­ber­gen ist der­zeit kom­plett tou­ris­ten­frei. Still und ruhig, wenn man von den Schmer­zens­schrei­en der Tou­ris­mus­bran­che absieht.

Auf die­ser Blog- und Nach­rich­ten­sei­te: der­zeit auch nichts.

Die Ant­ark­tis ist der ein­zi­ge Coro­na-freie Kon­ti­nent, aber es lässt uns auch hier den­noch nicht unbe­rührt. Ich war nun eini­ge Wochen in der Ant­ark­tis unter­wegs und bin immer noch fern im Süden auf der Ort­eli­us. Da ich daher wohl zu den letz­ten auf der Welt gehö­re, die mit­be­kom­men, wie die Welt sich der­zeit qua­si minüt­lich ändert, wäre es wohl Quatsch gewe­sen, dar­über etwas auf der Spitzbergen.de Nach­rich­ten­sei­te zu schrei­ben.

Atlantic Ocean

Dafür habe ich über unse­re Erleb­nis­se im tie­fen Süden geschrie­ben, und zwar im Blog auf www.antarktis.net. Auch da wird das Coro­na-Virus nun zum The­ma. Nein, nicht direkt. Wir sind hier auf der Ort­eli­us alle gesund. Aber es schickt uns auf die Rei­se. Nicht, wie geplant, noch ein­mal zur Ant­ark­ti­schen Halb­in­sel, son­dern nach Hau­se, und zwar lang­sam und über Umwe­ge. Mehr dazu im Ant­ark­tis-Blog.

Svea Nord wird geschlos­sen

Svea Nord war die größ­te Koh­le­gru­be, die es jemals auf Spitz­ber­gen gab. Es gehört zum Gru­ben­sied­lungs­kom­plex von Sveagru­va im Van Mijenfjord, zu dem neben dem eigent­li­chen Ort auch eine klei­ne Hafen­an­la­ge am Kapp Ams­ter­dam sowie die Gru­be im Lun­ckef­jel­let gehört.

Eröff­net wur­de die­ses Berg­werk erst 2001, aber auf­grund der Flöz­mäch­tig­kei­ten von bis zu 6 Metern konn­ten bald Koh­le­men­gen von bis zu 3 Mil­lio­nen Ton­nen im Jahr geför­dert wer­den. Das ist zwar nicht viel im Ver­gleich mit den gro­ßen Koh­le­gru­ben der Welt, etwa in Aus­tra­li­en, wo mit­un­ter Jah­res­leis­tun­gen von 20 Mil­lio­nen Ton­nen erreicht wer­den, in Spitz­ber­gen aber Rekord. Daher konn­te die Berg­bau­ge­sell­schaft Store Nor­ske Spits­ber­gen Kul­kom­pa­ni in den bes­ten Jah­ren ab 2008 mit ihrer Koh­le ordent­lich Koh­le ver­die­nen.

Svea Nord Kohlebergbau

Bei einer Flöz­mäch­tig­keit von 4-6 Metern konn­te in Svea Nord im Longwall-Ver­fah­ren wirt­schaft­lich abge­baut wer­den.

Der Ver­fall der Prei­se auf dem Welt­markt ließ die wirt­schaft­li­che Lage der Koh­le­berg­wer­ke in Spitz­ber­gen aber nur weni­ge Jah­re dar­auf in den Kel­ler gehen. Ab 2014 beherrsch­ten Ent­las­sun­gen und das Rin­gen um Zuschüs­se die Schlag­zei­len. Die Regie­rung, als Eigen­tü­mer der Store Nor­ske in der Pflicht, half zunächst finan­zi­ell aus, beschloss als Eig­ner aber 2015 aus wirt­schaft­li­chen Grün­den erst die vor­über­ge­hen­de Schlie­ßung der Gru­ben­an­la­gen bei Sveagru­va und 2017 schließ­lich die end­gül­ti­ge Ein­stel­lung aller dor­ti­gen Berg­bau­ak­ti­vi­tä­ten. Damit ist der Rück­bau der Gru­ben und des Ortes ver­bun­den.

Im Früh­jahr 2019 wur­de bereits die Lun­ckef­jel­let-Gru­be geschlos­sen. Die­se war erst 2013 auf­ge­fah­ren (betriebs­fer­tig), ging aber nie in den pro­duk­ti­ven Betrieb über.

Svea Nord

Stol­len in Svea Nord. Das Gru­ben­ge­rät steht bereit zum Abtrans­port vor Schlie­ßung der Gru­be.

Nun folgt die Schließ­lung der gro­ßen Koh­le­gru­be Svea Nord. Nach­dem viel Gerät und Mate­ria­len zum Aus­schif­fen aus dem Berg geholt wur­den, wird die­ses Berg­werk im März 2020 end­gül­tig geschlos­sen.

Auch der Rück­bau der 1917 gegrün­de­ten Sied­lung Sveagru­va schrei­tet vor­an. Bis auf ein paar denk­mal­ge­schütz­te Arte­fak­te soll künf­tig vor Ort wenig bis nichts mehr dar­an erin­nern, dass hier ein­mal Men­schen gewohnt und Koh­le geför­dert haben.

Mit der Schlie­ßung von Svea Nord ist ein wesent­li­cher Schritt auf die­sem Weg gemacht, der sehr unge­wöhn­lich erscheint: Erst­ma­lig wird hier in Spitz­ber­gen eine gan­ze Sied­lung rück­ge­baut, wäh­rend man frü­her nach geta­ner Arbeit alles ste­hen und lie­gen ließ und nur mit­nahm, was noch von Wert war.

Svea Nord Kohle

Die letz­ten Stü­cke Koh­le, die in Svea Nord aus dem Berg gebracht wer­den, die­nen For­schungs­zwe­cken. Geo­lo­ge Mal­te Joch­mann und Berg­in­ge­nieu­rin Kris­tin Løvø bei der Arbeit (Dezem­ber 2019).

Im Dezem­ber 2019 konn­te ich mit Geo­lo­gen in Svea Nord ein­fah­ren und hat­te Gele­gen­heit, das größ­te Koh­le­berg­werk in der Geschich­te Spitz­ber­gens zu foto­gra­fie­ren. Ergeb­nis­se sind auf der Sei­te Svea Nord zugäng­lich. In dem Zuge wur­den auch meh­re­re ande­re Sei­ten geschaf­fen, um die ehe­ma­li­ge Berg­bau­land­schaft in und um Sveagru­va zumin­dest in ein paar vir­tu­el­len Ein­drü­cken wei­ter­hin zugäng­lich zu machen. Die­se Sei­ten sind von hier aus zugäng­lich: Sveagru­va (Über­sicht).

Lawi­nen­un­glück am Fri­dt­jov­breen: Zwei Men­schen ums Leben gekom­men

Zwei Men­schen, bei­de aus Deutsch­land, sind bei einem Lawi­nen­un­glück am Fri­dt­jov­breen süd­lich von Barents­burg ums Leben gekom­men. Das Unglück ereig­ne­te sich wäh­rend einer geführ­ten Motor­schlit­ten­tour der Arc­tic Tra­vel Com­pa­ny in Barents­burg. Als Ret­tungs­kräf­te in Lon­gye­ar­by­en vor Ort ein­tra­fen, konn­te bei den bei­den Ver­un­glück­ten nur noch der Tod fest­ge­stellt wer­den.

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Die nor­we­gi­schen Behör­den benach­rich­ti­gen die Ange­hö­ri­gen und wer­den den genau­en Ablauf unter­su­chen. Die Gemein­de Lon­gye­ar­by­en hat einen Kri­sen­stab ein­ge­rich­tet, um betrof­fe­nen Per­so­nen in Barents­burg und Lon­gye­ar­by­en bei­zu­ste­hen.

Eis­bär wog 62 kg

Der Eis­bär, der Ende Janu­ar nach Betäu­bung beim Trans­port im Hub­schrau­ber starb, wog nur 62 kg, wie ers­te Ergeb­nis­se der Obduk­ti­on erga­ben. Dem­nach muss der Eis­bär ent­we­der noch sehr klein oder äußerst mager gewe­sen sein. Selbst ein aus­ge­wach­se­nes, aber klei­nes Weib­chen soll­te in gesun­dem Zustand weit über 100 kg wie­gen.

Prin­zi­pi­ell kann man ver­mu­ten, dass es sich daher ent­we­der um ein von der Mut­ter getrenn­tes Jung­tier han­del­te, das wahr­schein­lich ein Jahr alt war, oder um einen extrem abge­ma­ger­ten Eis­bä­ren. Selbst für einen zwei­jäh­ri­gen Jung­bä­ren, der dann auch noch mit sei­ner Mut­ter zusam­men sein soll­te, wäre das Gewicht deut­lich zu nied­rig. Soll­te es zutref­fen, dass es sich um ein ein­jäh­ri­ges Jung­tier gehan­delt hat, wäre das Tier ohne sei­ne Mut­ter nicht über­le­bens­fä­hig gewe­sen.

Ähn­lich hät­ten wohl auch die Chan­cen für ein erwach­se­nes Tier mit einem Gewicht von 62 kg gestan­den.

Dies ist der­zeit jedoch alles nur Spe­ku­la­ti­on. Wei­te­re Details aus der Obduk­ti­on, die genaue­re Auf­schlüs­se über die Todes­ur­sa­che ver­mu­ten las­sen, wer­den erst in meh­re­ren Wochen erwar­tet.

Junger Eisbär

Jun­ger Eis­bär zusam­men mit sei­ner Mut­ter. Der klei­ne­re Bär war zur Zeit der Auf­nah­me etwa 20 Mona­te alt und deut­lich schwe­rer als 60 kg.

Neue Infor­ma­tio­nen gibt es auch zu den Eis­bä­ren, die Lon­gye­ar­by­en Ende Dezem­ber besuch­ten: Ergeb­nis­se von DNA-Unter­su­chun­gen anhand von Gewe­be- und Kot­pro­ben zeig­ten, dass es min­des­tens zwei ver­schie­de­ne Eis­bä­ren waren, die durch Lon­gye­ar­by­en zogen.

100 Jah­re Spitz­ber­gen­ver­trag

Heu­te vor 100 Jah­ren, am 09. Febru­ar 1920, wur­de in Ver­sailles der Spitz­ber­gen­ver­trag unter­schrie­ben. Die­ser sichert Nor­we­gen seit­dem die Sou­ve­rä­ni­tät über die Insel­grup­pe Spitz­ber­gen, schließt aber auch eini­ge Ein­schrän­kun­gen mit ein. Mehr zum Spitz­ber­gen­ver­trag und sei­nen Bestim­mun­gen kön­nen Sie hier (kli­cken) nach­le­sen, auf der die­sem Ver­trag gewid­me­ten Sei­te inner­halb von Spitzbergen.de.

Spitzbergenvertrag: Wedel Jarlsberg, Paris 1920

Fre­d­rik Wedel Jarls­berg, der nor­we­gi­sche Gesand­te in Ver­sailles,
unter­schreibt am 09. Febru­ar 1920 den Spitz­ber­gen­ver­trag.

Der Spitz­ber­gen­ver­trag war im Rah­men der Frie­dens­ver­hand­lun­gen in Ver­sailles 1919 über Mona­te hin­weg bera­ten und aus­ge­han­delt wor­den. Für Nor­we­gen über­nahm der Gesand­te Fre­d­rik Wedel Jarls­berg die Ver­hand­lun­gen, aber ande­re wie unter ande­rem Fri­dt­jof Nan­sen hat­ten über Jah­re hin­weg wich­ti­ge Vor­ar­bei­ten geleis­tet, damit es soweit kom­men konn­te.

Heu­te wird der Ver­trag oft als Sval­bard­ver­trag bezeich­net. Das Wort „Sval­bard“ kommt im Ori­gi­nal­text aller­dings kein ein­zi­ges Mal vor.

Bevor der Ver­trag in Kraft tre­ten konn­te, muss­ten zunächst die zahl­rei­chen und oft über­lap­pen­den Gebiets­an­sprü­che ver­schie­de­ner Berg­bau­ge­sell­schaf­ten sor­tiert wer­den. Schließ­lich wur­de der Ver­trag in nor­we­gi­sches Recht über­führt und trat am 14. August 1925 in Kraft. In Nor­we­gen gilt daher der 14. August als „Natio­nal­fei­er­tag“ Sval­bards.

Der Ver­trag gilt bis heu­te. Unei­nig­kei­ten bestehen aller­dings im Hin­blick auf die Nut­zung mari­ner Res­sour­cen (Fische­rei, Öl, Gas, ggf. Boden­schät­ze) außer­halb der 12-Mei­len­zo­ne, aber inner­halb der 200-Mei­len­zo­ne um Spitz­ber­gen. Die­se Zonen wur­den erst viel spä­ter im inter­na­tio­na­len See­recht defi­niert und wur­den im Ver­trag von 1920 daher nicht geklärt. Nor­we­gen ver­tritt die Posi­ti­on, einen exklu­si­ven Anspruch auf die wirt­schaft­li­che Nut­zung in die­sem Gebiet (inner­halb der 200-Mei­len­zo­ne, aber die 12-Mei­len­zo­ne nicht ein­ge­schlos­sen, hier gilt glei­ches Recht für alle) zu haben. Ande­re Regie­run­gen sehen dies anders, dar­un­ter Lett­land und Russ­land. Lett­land trat als aktu­ell letz­tes Land am 13. Juni 2016 dem Spitz­ber­gen­ver­trag bei (ein paar Mona­te nach Nord­ko­rea). Russ­lands Außen­mi­nis­te­ri­um hat gera­de wie­der ein­mal in einer Pres­se­mit­tei­lung dar­auf hin­ge­wei­sen, dass man in Mos­kau mit den Ein­schrän­kun­gen rus­si­scher Akti­vi­tä­ten unzu­frie­den ist und bila­te­ra­le Ver­hand­lun­gen erwar­tet. Nor­we­gen ist dar­auf bis­lang noch nicht ein­ge­gan­gen.

Spitzbergenvertrag: Mitgliedsländer

Mit­glieds­län­der im Spitz­ber­gen­ver­trag.

Dem 100-jäh­ri­gen Jubi­lä­um des Ver­trags sind am 09. Febru­ar zahl­rei­che Vor­trä­ge in Lon­gye­ar­by­en, Nor­we­gen und ande­ren Län­dern gewid­met.

Betäub­ter Eis­bär im Hub­schrau­ber gestor­ben

Der Eis­bär, der ges­tern Abend betäubt und zum Nord­aus­t­land aus­ge­flo­gen wer­den soll­te, ist beim Trans­port im Hub­schrau­ber gestor­ben, wie der Sys­sel­man­nen mit­teilt.

Die Todes­ur­sa­che ist vor­läu­fig nicht bekannt, soll aber bald durch eine Obduk­ti­on ermit­telt wer­den.

Betäubter Eisbär

Ein betäub­ter Eis­bär wird zum Trans­port nach Kinn­vi­ka vor­be­rei­tet (Archiv­bild von 2016).

Es soll sich um ein Weib­chen gehan­delt haben, das nicht mar­kiert war.

Wie bei jeder Nar­ko­se ist das Betäu­ben eines Eis­bä­ren für das Tier nicht ganz risi­ko­los. Dabei ist der all­ge­mei­ne Ernäh­rungs- und Gesund­heits­zu­stand des Eis­bä­ren wich­tig, aber die­ser kann natür­lich kaum ermit­telt wer­den. Selbst bei guten Bedin­gun­gen kön­nen etwa Grö­ße und Gewicht nur grob aus der Ent­fer­nung geschätzt wer­den, aber in der Dun­kel­heit wie zum frag­li­chen Zeit­punkt ges­tern Abend war selbst das kaum mög­lich.

Wei­te­res wird sich erst her­aus­stel­len, wenn die Ergeb­nis­se der Obduk­ti­on vor­lie­gen.

Wie­der Eis­bär bei Lon­gye­ar­by­en – betäubt und aus­ge­flo­gen

Ges­tern (Don­ners­tag, 30.01.) war schon wie­der ein Eis­bär im Orts­ge­biet von Lon­gye­ar­by­en unter­wegs. Der Bär war gegen Abend am Hotell­ne­set gesich­tet wor­den, ganz in der Nähe des Flug­ha­fens.

Betäubter Eisbär

Ein betäub­ter Eis­bär wird zum Trans­port nach Kinn­vi­ka vor­be­rei­tet (Archiv­bild von 2016).

Der Sys­sel­man­nen hat den Eis­bä­ren zunächst mit dem Hub­schrau­ber über den Advent­fjord nach Hior­th­hamn getrie­ben. Dann wur­de der Bär betäubt und nach Kinn­vi­ka auf dem Nord­aus­t­land geflo­gen, 200 Kilo­me­ter Luft­li­nie nörd­lich von Lon­gye­ar­by­en. So schnell wird die­ser Bär nicht wie­der auf­tau­chen, auch wenn die Ent­fer­nung und das Gelän­de für einen Eis­bä­ren grund­sätz­lich kein unüber­wind­li­ches Hin­der­nis sind. Aber die Wahr­schein­lich­keit, dass die­ser Bär die Ori­en­tie­rung und die Moti­va­ti­on hat, bald wie­der ziel­ge­rich­tet Kurs auf Lon­gye­ar­by­en zu neh­men, ist gering.

Davor war im April 2016 letzt­ma­lig ein Eis­bär bei Lon­gye­ar­by­en betäubt und aus­ge­flo­gen wor­den. Die­ser Eis­bär war Ende 2019 wie­der nach Lon­gye­ar­by­en gekom­men und wur­de schließ­lich in den frü­hen Mor­gen­stun­den des Neu­jahrs­ta­ges erschos­sen.

Exper­ten des Nor­we­gi­schen Polar­in­sti­tuts haben die Akti­on beglei­tet, wie der Sys­sel­man­nen auf Face­book mit­teilt.

Neu­es Gesetz mit Natur­schutz­re­geln für West- und Nord­küs­te Spitz­ber­gens in Kraft

Ände­run­gen der Regeln in den Natio­nal­parks an der West- und Nord­küs­te Spitz­ber­gens sind meh­re­re Jah­re lang in der Dis­kus­si­on und dann im Gesetz­ge­bungs­ver­fah­ren gewe­sen. Am 20. Dezem­ber 2019 schließ­lich hat das Gesetz mit dem sper­ri­gen Namen „Vor­schrift zu den Natio­nal­parks Süd-Spitz­ber­gen, For­lan­det und Nord­west-Spitz­ber­gen, den Natur­re­ser­va­ten Nord­ost-Sval­bard und Süd­ost-Sval­bard und den Vogel­re­ser­va­ten auf Sval­bard“ den nor­we­gi­schen Staats­rat pas­siert, wobei die Unter­schrift des Königs dem Gesetz abschlie­ßend Gül­tig­keit ver­leiht. Somit ist es lauf offi­zi­el­ler Mit­te­l­eilung der nor­we­gi­schen Regie­rung in Kraft.

Liefdefjord Vogelreservat: Andøyane

Neu­es Vogel­re­ser­vat Lief­defjord: Andøya­ne (hier im Bild), Stas­jonsøya­ne, Måkeøya­ne, Ler­nerøya­ne. An Stel­len wie die­sen kann im Früh­som­mer hin­ter jedem Treib­holz­bal­ken eine Eide­r­en­te brü­ten. Da hält man sich sowie­so bes­ser fern. Nun ist das gesetz­lich vor­ge­schrie­ben.

Es gibt eini­ge Ände­run­gen, die vor allem für den schiffs­ba­sier­ten Tou­ris­mus von Bedeu­tung sind. Rei­se- und Expe­di­ti­ons­lei­ter sowie auf eige­ne Faust Rei­sen­de wie die Besat­zun­gen pri­va­ter Yach­ten soll­ten – müs­sen – die neu­en Regeln ken­nen, wenn sie in den betref­fen­den Gebie­ten unter­wegs sind.

Die wich­tigs­ten Ände­run­gen

Natür­lich ist das Gesetz viel umfang­rei­cher, aber das hier sind die wich­tigs­ten Neue­run­gen:

  • Es gibt das neue Vogel­re­ser­vat Lief­defjord, bestehend aus den Insel­grup­pen Andøya­ne, Stas­jonsøya­ne, Måkeøya­ne und Ler­nerøya­ne. Ana­log zu den bereits bestehen­den Vogel­re­ser­va­ten ist auf und um die­se Inseln jeg­li­cher Ver­kehr in der Zeit 15. Mai-15. August ver­bo­ten. Das Ver­bot gilt auch auf dem Was­ser inner­halb von 300 Metern Ent­fer­nung bis zum nächs­ten Ufer, wozu auch Hol­men und Schä­ren zäh­len.
    Dies dürf­te für den schiffs­ba­sier­ten Tou­ris­mus die ein­zi­ge neue Regel sein, die zu Ein­schrän­kun­gen in der mehr oder weni­ger täg­li­chen Pra­xis füh­ren wird.
  • Das Vogel­re­ser­vat Blom­strand­ham­na ist aus­ge­wei­tet wor­den und umfasst nun auch die Ind­re Breøya, ein klei­nes Insel­chen auf der Nord­sei­te der Blom­strand­hal­vøya.
  • Für das Gebiet unmit­tel­bar rund um die Trollkjel­de­ne gilt rund ums Jahr „betre­ten ver­bo­ten“. Das genaue Gebiet wird durch eine Kar­te sowie durch Koor­di­na­ten defi­niert.
    Die Trollkjel­de­ne bestehen aus meh­re­ren Quell­ge­bie­ten mit gro­ßen, schö­nen Sin­ter­ter­ras­sen und befin­den sich eini­ge Kilo­me­ter von der Küs­te ent­fernt im Tal süd­lich des Bock­fjord. Für die Jotunk­jel­de­ne – die klei­nen, ufer­na­hen und häu­fig besuch­ten Quel­len im Bock­fjord – ändert sich nichts.
  • Die Tou­ris­mus­bran­che muss orts­spe­zi­fi­sche Richt­li­ni­en für eine Rei­he von Orten erar­bei­ten und beim Sys­sel­man­nen hin­ter­le­gen, bevor dort künf­tig wei­ter­hin Land­gän­ge gemacht wer­den dür­fen. Die­se Richt­li­ni­en müs­sen nun erar­bei­tet wer­den, was in der Pra­xis der Bran­chen­ver­band AECO tun wird. Sobald sie vor­lie­gen, gel­ten sie für orga­ni­sier­ten Tou­ris­mus ver­bind­lich, so dass man sich hier in Kennt­nis set­zen muss.
    Dies gilt für: Ytre Nor­skøya, Sal­ly­ham­na und Smee­ren­burg (alle im Nord­wes­ten), Sig­ne­ham­na und Fjor­ten­de Juli­buk­ta (Kross­fjord), Fug­le­hu­ken (Prins Karls For­land), Ahl­strand­hal­vøya (Van Keu­len­fjord), Gnå­lod­den und Gås­ham­na (bei­de im Horn­sund).
  • In ein paar Fäl­len gibt es sogar Locke­run­gen: Nicht-moto­ri­sier­te Was­ser­fahr­zeu­ge dür­fen ent­lang des Fest­lands­ufers inner­halb der Vogel­re­ser­va­te Prins Hein­richøya und Mie­the­hol­men (öst­lich von Ny-Åle­sund im Kongsfjord) und Bohe­man (west­lich vom Bohe­man­nes­et im Isfjord) pas­sie­ren. Das ist für Kajak­fah­rer auf Tou­ren in die­sen Gegen­den eine erheb­li­che Erleich­te­rung, die wohl kaum eine Eide­r­en­te vom Nest scheu­chen wird.
  • Toi­let­ten- und Grau­was­ser darf nicht inner­halb von 500 Metern vom Ufer abge­las­sen wer­den. Das galt bis­lang nur in den Natur­re­ser­va­ten.
  • In den Vogel­re­ser­va­ten ist moto­ri­sier­ter Ver­kehr an Land ver­bo­ten (das war auch frü­her schon so, wur­de aber prä­zi­siert). Eine Aus­nah­me gilt bis zum 14. Mai im Vogel­re­ser­vat Kapp Lin­né (das ist neu).
Trollkjeldene, Bockfjord

Die Trollkjel­de­ne (Troll­quel­len) im Bock­fjord darf man sich jetzt nur noch aus einer gewis­sen Ent­fer­nung anschau­en. Die ufer­na­hen Jotunk­jel­de­ne sind davon nicht betrof­fen.

Alle sons­ti­gen Regeln für die Natio­nal­parks blei­ben bestehen. Erlaubt bleibt auch die Traw­ler­fi­sche­rei in Was­ser­tie­fen von mehr als 100 Metern.

Wei­te­re Ände­run­gen betref­fen Anglei­chun­gen von For­mu­lie­run­gen, die kei­ne Ände­run­gen der Pra­xis mit sich brin­gen. So hei­ßen die Vogel­re­ser­va­te von nun an nicht mehr Vogel­re­ser­va­te (fug­le­re­ser­vat), son­dern „Natur­re­ser­vat für Vögel“. Damit soll her­vor­ge­ben wer­den, dass es sich um Natur­re­ser­va­te han­delt, eben­so wie bei den gro­ßen Schutz­ge­bie­ten Nord­ost und Süd­ost Sval­bard. „Natur­re­ser­vat“ ist der strengs­te Gebiets­schutz, den das nor­we­gi­sche Gesetz kennt. In den „Natur­re­ser­va­ten für Vögel“ gilt wie gehabt das tota­le Ver­kehrs­ver­bot vom 15. Mai bis zum 15. August.

Da kommt noch was

Wei­te­re Ände­run­gen sind in der Dis­kus­si­on und wer­den mit­tel­fris­tig kom­men, dar­un­ter ein Ver­wal­tungs­plan für Zen­tral-Spitz­ber­gen ein­schließ­lich wich­ti­ger Gebie­te wie der Isfjord, das Advent­da­len bei Lon­gye­ar­by­en und der Van Mijenfjord. Zu den For­de­run­gen gehö­ren eine Aus­wei­tung des Schweröl­ver­bots auf den Isfjord und eine Decke­lung der Grö­ße von Kreuz­fahrt­schif­fen, die Spitz­ber­gen anlau­fen dür­fen. Das ist aber Teil eines ande­ren Ver­fah­rens, das noch in einem recht frü­hen Sta­di­um steckt.

Buß­geld für Lärm bei Vogel­ko­lo­nie

Der Sys­sel­man­nen hat einer Ree­de­re ein Buß­geld von 30.000,00 Kro­nen (etwa 3.000 Euro) wegen Stö­rung einer Vogel­ko­lo­nie durch Lärm auf­er­legt. Der Hin­ter­grund ist, dass ein Schiff nahe bei einer Vogel­ko­lo­nie am Ossi­an Sars­fjel­let im Kongsfjord den Anker fal­len ließ. Durch den Lärm der Anker­ket­te kam es zur Stö­rung der in den Klip­pen brü­ten­den Vögel, vor allem Dick­schna­bell­um­men und Drei­ze­hen­mö­wen.

Ossian Sarsfjellet

Dick­schna­bell­um­men und Drei­ze­hen­mö­wen (hin­ten, mit Küken) am Ossi­an Sars­fjel­let.

Stö­run­gen bei Vogel­ko­lo­nien kön­nen erheb­li­che Fol­gen haben, etwa wenn Eier oder flug­un­fä­hi­ge Küken aus den Nes­ten auf den schma­len Sim­sen fal­len oder Eis­mö­wen die Gele­gen­heit nut­zen, in unbe­wach­ten Nes­tern zu räu­bern.

Eis­bär noch im Bol­terd­a­len unter­wegs

Eis­bä­ren­tech­nisch kom­men Tou­ren­ge­her bei Lon­gye­ar­by­en noch nicht wie­der zur Ruhe. Der Eis­bär, mit dem eine Hun­de­schlit­ten­grup­pe am Mitt­woch eine span­nen­de Nah­be­geg­nung hat­te, wur­de ges­tern (Don­ners­tag) Nach­mit­tag wie­der gese­hen.

Zunächst hat­te der Sys­sel­man­nen am Mitt­woch den Bären mit dem Hub­schrau­ber bis ins obe­re Tverrd­a­len getrie­ben, süd­lich vom Bol­terd­a­len, in der Hoff­nung, dass der Eis­bär nach einer Pau­se wei­ter nach Süden zie­hen wür­de. Aber der Bär woll­te es anders und begeg­ne­te auf dem Scott Tur­ner­breen (-glet­scher) im obe­ren Bol­terd­a­len Tom­my Jor­d­bru­dal und einem Mit­ar­bei­ter. Tom­my gehört eine klei­ne Hun­de­schlit­ten­fir­ma, mit der er seit vie­len Jah­ren Tou­ris­ten auf die­se schö­ne Art in Spitz­ber­gens Natur führt. Der Scott Tur­ner­breen mit sei­nen Glet­scher­höh­len ist dabei ein häu­fi­ges Ziel, auch da das Bol­terd­a­len für den Motor­schlit­ten­ver­kehr gesperrt ist, so dass man dort in Stil­le unter­wegs sein kann (nur Ein­hei­mi­sche dür­fen dort bis Ende Febru­ar fah­ren, in der Haupt­sai­son ab Anfang März ist das Bol­terd­a­len samt Umge­bung aber kom­plett scoo­ter­freie Zone).

Für Eis­bä­ren ist es aber nicht gesperrt, und so sahen Tom­my und sein Kol­le­ge sich plötz­lich auf weni­ge Meter ent­fer­nung einem Eis­bä­ren gegen­über, der ihre Motor­schlit­ten unter­such­te. Selbst durch einen Warn­schuss mit einem Revol­ver ließ der Eis­bär sich zunächst nicht beein­dru­cken.

Bolterdalen

Das Bol­terd­a­len (Blick vom Sol­ei­etop­pen): in den letz­ten Tagen kei­ne eis­bä­ren­freie Gegend. Links ist der Scott Tur­ner­breen im Bild.

Laut eige­ner Aus­sa­ge hat Tom­my in den 12 Jah­ren, wäh­rend der er in der Sai­son stän­dig im Bol­terd­a­len unter­wegs ist, dort nie eine Eis­bä­ren­spur oder gar einen Eis­bä­ren gese­hen. Nun muss­te erst mal wie­der der Sys­sel­mann mit dem Hub­schrau­ber los. Man darf gespannt sein, ob die Geschich­te eine Fort­set­zung bekommt. Ich hof­fe sehr, dass ich nicht dem­nächst wie­der an die­ser Stel­le schrei­ben muss, dass Mensch oder Tier zu Scha­den gekom­men ist.

Regie­rung will Zer­ti­fi­zie­rung für Gui­des ein­füh­ren

Die Dis­kus­si­on um eine mög­li­che Zer­ti­fi­zie­rung von Gui­des gibt es schon lan­ge, aber nun bekommt sie ganz neu­en Schwung, da die nor­we­gi­sche Regie­rung sich erst­mals posi­tiv zu for­ma­len Anfor­de­run­gen geäu­ßert hat.

Bis­lang ist „Gui­de“ kein geschüt­zer Beruf. Jede und jeder kann kom­men und als Gui­de arbei­ten. Das hat vie­le Jah­re lang auch gut funk­tio­niert, solan­ge Tou­ris­mus auf Spitz­ber­gen eine Nischen­bran­che gab und aus­rei­chend Out­door-Begeis­ter­te bereit­stan­den, die schon hin­rei­chend Erfah­rung gesam­melt hat­ten, um eine über­schau­ba­re Zahl von Tou­ris­ten sicher durch Spitz­ber­gens ark­ti­sche Natur zu füh­ren, in Win­ter und Som­mer, mit Ski, Hun­de­schlit­ten, Motor­schlit­ten, Boot, Schiff, zu Fuß oder wie auch immer.

Aber die Zei­ten haben sich geän­dert. In den letz­ten Jah­ren ist eine Viel­zahl klei­ne­rer Fir­men hin­zu­ge­kom­men, die in Spitz­ber­gen Tou­ren anbie­ten. Dabei ist es gera­de der lukra­ti­ve Markt für Tages­tou­ren um und in Lon­gye­ar­by­en, der vie­le neue Markt­teil­neh­mer ange­lockt hat. Denn das ist es mitt­ler­wei­le gewor­den: Ein Markt, auf dem viel Geld umge­setzt und ver­dient wird, und kei­ne Nische, in der Begeis­ter­te sich mit viel Idea­lis­mus und per­sön­li­chem Auf­wand ver­wirk­li­chen. Die gibt es natür­lich immer noch, aber das Umfeld ist ein ande­res gewor­den.

Mit dem gewach­se­nen Markt ist natür­lich auch der Bedarf an Gui­des kräf­tig gestie­gen, und mehr und mehr Beob­ach­ter sam­meln mitt­ler­wei­le Ein­drü­cke, die dar­auf hin­deu­ten, dass Gui­des nicht immer über die Kennt­nis­se, Erfah­run­gen und Fähig­kei­ten ver­fü­gen, die sie haben soll­ten.

Touristen mit Guides: Motorschlitten, Colesdalen

Tou­ris­ten­grup­pe mit Gui­de im Coles­da­len: bis­lang ist der Beruf „Gui­de“ nicht geschützt.

Das ist nicht nur ärger­lich, son­dern auch poten­zi­ell gefähr­lich. Spitz­ber­gen-Gui­des gehen mit Waf­fen, Boo­ten, Motor­schlit­ten, Hun­de­schlit­ten um, haben mit ark­ti­schem Wet­ter zu tun, müs­sen mit Eis­bä­ren rech­nen und sind für Men­schen ver­ant­wort­lich, die sich in die­ser Umge­bung dar­auf ver­las­sen, dass ihre Sicher­heit an ers­ter Stel­le steht und dass die Gui­des vor Ort dafür ein­ste­hen. Zudem ist die Füh­rung von Grup­pen durch Gui­des maß­geb­lich ent­schei­dend etwa dafür, ob Tie­re gestört oder ob Kul­tur­denk­mä­ler beschä­digt wer­den. Somit wäre die gesi­cher­te Qua­li­fi­ka­ti­on von Gui­des auch eine her­vor­ra­gen­de Alter­na­ti­ve zur Sper­rung inter­es­san­te Orte oder gar gan­zer Tei­le der Insel­grup­pe, wie es vor gut 10 Jah­ren noch inten­siv dis­ku­tiert wur­de.

In die­sem Licht erscheint es sinn­voll, den Zugang zum bis­lang völ­lig unge­schütz­ten Beruf „Gui­de“ mit for­ma­li­sier­ten Anfor­de­run­gen zu beschrän­ken und dadurch für Min­dest­stan­dards bezüg­lich der Qua­li­fi­ka­ti­on zu sor­gen. Die­ser Ansicht ist mitt­ler­wei­le auch der loka­le Bran­chen­ver­band Visit Sval­bard in Lon­gye­ar­by­en, der natür­lich Wert dar­auf legt, an einem sol­chen Pro­zess selbst betei­ligt zu sein. Aber allen Betei­lig­ten ist klar: Soll­te es etwa einen Unfall mit schwe­ren Fol­gen geben und der Man­gel an Qua­li­fi­ka­ti­on bei den Gui­des sich als Ursa­che her­aus­stel­len, wird es nicht nur den Unfall­op­fern weh tun, son­dern dar­über hin­aus auch der gan­zen Bran­che. Die­ser Ansicht sind auch loka­le Gui­des schon lan­ge, wie etwa vom rela­tiv jun­gen Ver­band Sval­bard Gui­de Asso­cia­ti­on zu hören ist. Und natür­lich ärgern sich Gui­des mit jah­re­lan­ger Erfah­rung, wenn sie sehen, dass unqua­li­fi­zier­te Neu­lin­ge mit­un­ter die Lücken fül­len. Auch mit Blick auf Arbeits­be­din­gun­gen und Aner­ken­nung von Gui­des führt dies zu Pro­ble­men.

Bis es tat­säch­lich so weit ist, wer­den die Glet­scher der Ark­tis aber wohl noch etwas schmel­zen: Zunächst hat die Regie­rung nur ange­kün­digt, eine Zer­ti­fi­zie­rung von Gui­des zu erwä­gen. Übe kurz oder lang wird die kom­men, schon weil es mitt­ler­wei­le kaum noch Stim­men gibt, die dage­gen spre­chen, aber wie die Anfor­de­run­gen aus­se­hen wer­den und wer die Qua­li­fi­zie­rung und Zer­ti­fi­zie­rung wie und wo vor­nimmt, das sind Fra­gen, die der­zeit noch nicht ent­schie­den sind.

Nah­be­geg­nung mit Eis­bä­ren im Bol­terd­a­len

Wie­der war ein Eis­bär in der Nähe von Lon­gye­ar­by­en unter­wegs. Die­ses Mal hat­te eine Grup­pe mit vier Hun­de­schlit­ten eine über­ra­schen­de Nah­be­geg­nung im Bol­terd­a­len. Kurz vor Ende der Tour, auf dem Rück­weg vom Scott Tur­ner­breen zum Hun­de­hof von Green Dog, stand der Eis­bär plötz­lich auf einer Anhö­he neben der Stre­cke. Anschlie­ßend pas­sier­te der Bär die Schlit­ten­grup­pe im Abstand von nur weni­gen Metern, ohne dabei Zei­chen von Aggres­si­vi­tät zu zei­gen. An den Hun­den des ers­ten Schlit­tens hat er nach Berich­ten der anwe­sen­den Gui­des, die ihre Geschich­te der Sval­bard­pos­ten erzählt haben, neu­gie­rig geschnüf­felt, wäh­rend die Pas­sa­gie­re in die­sem Schlit­ten, eine Frau und ihre elf­jäh­ri­ge Toch­ter, zusa­hen (deren Erzäh­lung wür­de man auch ger­ne hören!). Der Gui­de des ers­ten Schlit­tens, Mar­cel Star­in­sky aus der Slo­wa­kei, hat­te zunächst nicht ein­mal Zeit, sein Gewehr ein­satz­be­reit zu machen, son­dern schlug statt­des­sen mit einem Tau, das zum Brem­sen der Hun­de­schlit­ten ver­wen­det wird und dazu jeder­zeit griff­be­reit hängt, nach der Nase des Eis­bä­ren.

Dar­auf­hin zog der Bär wei­ter, an den ande­ren Schlit­ten vor­bei und ver­schwand im Dun­keln. Die Gui­des berich­ten, dass der Bär zu kei­ner Zeit Anzei­chen von Aggres­si­on zeig­te. Gui­des und Gäs­te nah­men sich anschlie­ßend im Hun­de­hof Zeit, das Gesche­hen in Ruhe im Gespräch zu ver­ar­bei­ten. Soweit bekannt, hat­ten alle Betei­lig­ten wäh­rend des Gesche­hens trotz einer ordent­li­chen Por­ti­on Adre­na­lin ihre Ner­ven im Griff und das Erleb­nis letzt­lich gut über­stan­den.

Polarnacht

Auf Tour in Dun­kel­heit und Schnee­trei­ben.
Was in nächs­ter Nähe unter­wegs ist, ist kaum zu sehen.

Spä­ter ließ das Tier sich noch ein­mal in der Nähe des Hun­de­ho­fes bli­cken, wur­de dann aber vom Sys­sel­man­nen mit einem Hub­schrau­ber durchs Bol­terd­a­len Rich­tung Reind­a­len getrie­ben.

Ob die­ser Eis­bär etwas mit den neu­lich auf dem Lon­gye­ar­breen gese­he­nen Spu­ren zu tun hat, ist schwer zu sagen. Die Spu­ren auf dem Lon­gye­ar­breen sol­len nach Wes­ten bis Kapp Lai­la in der Coles­buk­ta geführt haben, wäh­rend der Eis­bär, von dem hier die Rede ist, wahr­schein­lich aus dem Advent­da­len kam, also aus dem Osten. Das lässt es zumin­dest unwahr­schein­lich erschei­nen, dass es sich um das­sel­be Tier han­delt.

Eis­bä­ren­spu­ren bei Lon­gye­ar­by­en

Auf dem Lon­gye­ar­breen (-glet­scher) bei Lon­gye­ar­by­en wur­den der Sval­bard­pos­ten zufol­ge Spu­ren eines Eis­bä­ren ent­deckt, die mit größ­ter Wahr­schein­lich­keit nicht von dem Eis­bä­ren stam­men kön­nen, der Lon­gye­ar­by­en zum Jah­res­en­de in Auf­re­gung gehal­ten hat und dann am 1. Janu­ar früh erschos­sen wur­de. Zwi­schen­zeit­lich hat es kräf­ti­gen Wind und Schnee­fall gege­ben, so dass die nun gefun­de­nen Spu­ren jün­ger sein müs­sen. Das bedeu­tet, dass wie­der ein Eis­bär ganz in der Nähe des Ortes gewe­sen ist und sich mög­li­cher­wei­se wei­ter­hin in der Umge­bung auf­hält.

Sowohl der gesun­de Men­schen­ver­stand als auch der Sys­sel­man­nen legen allen, die in und um Lon­gye­ar­by­en unter­wegs sind, drin­gend nahe, die Augen offen­zu­hal­ten und sich vor­sich­tig zu ver­hal­ten.

Eisbärenspur

Eis­bä­ren­spur (Sym­bol­bild aus der hel­len Jah­res­zeit).

Die Dis­kus­si­on um die Tötung des Eis­bä­ren in den frü­hen Mor­gen­stun­den des Neu­jahrs­ta­ges im Hanas­kog­da­len, etwa 10 Kilo­me­ter von Lon­gye­ar­by­en ent­fernt, ver­läuft erwar­tungs­ge­mäß kon­tro­vers. Die offi­zi­el­len nor­we­gi­schen Stel­len hal­ten an ihrer Dar­stel­lung fest, dass der Abschuss erfor­der­lich gewe­sen sei, um die Sicher­heit der Bevöl­ke­rung gera­de wäh­rend der dunk­len Jah­res­zeit zu gewähr­leis­ten, da der Eis­bär die Scheu vor dem Ort ver­lo­ren habe. Ande­re Stim­men, dar­un­ter der rus­si­sche Eis­bä­ren­for­scher Niki­ta Ovsyani­kov, der über sehr umfang­rei­che Erfah­rung mit Eis­bä­ren in der rus­si­schen Ark­tis ver­fügt, spre­chen gar von „Mord“ und wer­fen dem Sys­sel­man­nen vor, nicht alle Mög­lich­kei­ten aus­ge­schöpft zu haben. Hier führt Ovsyani­kov Pfef­fer­spray an, das in der nor­we­gi­schen Pra­xis nicht üblich und recht­lich auch gar nicht der Öffent­lich­keit in Nor­we­gen ein­schließ­lich Spitz­ber­gen zugäng­lich ist. Eine inter­es­san­te Dis­kus­si­on, von der man hof­fen kann, dass sie wei­ter geführt wird und viel­leicht die Hand­lungs­spiel­räu­me der nor­we­gi­schen Behör­den um nichtt­öd­li­che Mög­lich­kei­ten erwei­tert. Auch für Pri­vat­per­so­nen könn­te es Ein­satz­sze­na­ri­en geben, etwa aus der rela­ti­ven Sicher­heit einer Hüt­te oder auch eines Zel­tes her­aus, wobei sol­che Ein­sät­ze sicher Kennt­nis­se und Ner­ven erfor­dern, die nicht jeder hat.

Damit kei­ne Miss­ver­ständ­nis­se auf­kom­men, noch ein­mal klar und deut­lich: Bis­lang ist Pfef­fer­spray in Nor­we­gen ein­schließ­lich Spitz­ber­gen ver­bo­ten, und Ände­run­gen sind aktu­ell nicht abseh­bar.

Vor 100 Jah­ren: Spitz­ber­gens größ­tes Gru­ben­un­glück

Genau vor 100 Jah­ren, am 03. Janu­ar 1920, ereig­ne­te sich in Lon­gye­ar­by­en das schwers­te Gru­ben­un­glück, das es jemals in Spitz­ber­gen gege­ben hat.

Die Gru­be 1, bekannt als Ame­ri­ka­ner­gru­be, wur­de 1906 von der ame­ri­ka­ni­schen Arc­tic Coal Com­pa­ny von John Mun­ro Lon­gyear gegrün­det, dem Grün­der, ers­ten Eig­ner und Namens­ge­ber Lon­gye­ar­by­ens. 1916 ver­kauf­te Lon­gyear sei­ne Gru­ben­sied­lung im Advent­fjord an die nor­we­gi­sche Store Nor­ske Spits­ber­gen Kul­kom­pa­ni (kurz „Store Nor­ske“ oder SNSK), die Lon­gyear City 1926 in Lon­gye­ar­by­en umbe­nannt. Die Store Nor­ske betrieb den Berg­bau zunächst wei­ter in der Gru­be 1 (spä­ter Gru­be 1a genannt, denn es gab ab 1939 auch noch die Gru­be 1b ober­halb von Sver­drup­by­en).

Grube 1 (Amerikanergrube), Longyearbyen

Die Gru­be 1, bekannt als Ame­ri­ka­ner­gru­be, ober­halb der Kir­che in Lon­gye­ar­by­en.
Hier star­ben 1920 bei einer Koh­len­staub­ex­plo­si­on 26 Berg­ar­bei­ter.

In den frü­hen Mor­gen­stun­den des 03. Janu­ar 1920 kam es in der Ame­ri­ka­ner­gru­be zu einer hef­ti­gen Explo­si­on durch Koh­len­staub, bei der 26 Berg­ar­bei­ter ums Leben kamen. Es gab nur acht Über­le­ben­de, zwei davon ver­letzt. Spä­ter fand man her­aus, dass wohl eine Spren­gung in der Gru­be die Explo­si­on aus­ge­löst hat. Die Explo­si­on war so hef­tig, dass ein Gru­ben­pferd aus der Gru­be quer über das Tal geschleu­dert wor­den sein soll!

Die­ses Unglück war für die klei­ne Sied­lung Lon­gye­ar­by­en, damals zudem in der Polar­nacht völ­lig iso­liert, eine Kata­stro­phe. Dun­kel­heit und schlech­tes Wet­ter tru­gen dazu bei, dass die Ber­gungs- und Ret­tungs­ar­bei­ten sich sehr schwie­rig gestal­te­ten. Die Gru­be 1a wur­de nach dem Unglück geschlos­sen.

Mit 26 Toten blieb die­se Kata­stro­phe das schwers­te Gru­ben­un­glück, das sich jemals in Spitz­ber­gen ereig­ne­te (bei der Explo­si­on in der Esther­gru­be in Ny-Åle­sund am 05. Novem­ber 1962 kamen 21 Men­schen ums Leben).

Bergarbeiter-Denkmal, Longyearbyen

Das Denk­mal für die Berg­ar­bei­ter, die in 100 Jah­ren Berg­bau in Lon­gye­ar­by­en (ab 1916) ums Leben kamen. Rechts oben im Bild liegt die Gru­be 1 am Hang.

2016 wur­de am Weg­rand unter­halb der Ame­ri­ka­ner­gru­be ein Denk­mal errich­tet, das den Berg­ar­bei­tern gewid­met ist, die in 100 Jah­ren Berg­bau seit Über­nah­me von Lon­gyear City durch die Store Nor­ske in Lon­gye­ar­by­ens Gru­ben ums Leben gekom­men sind. Bei die­sem Denk­mal wird der Toten des Unglücks von 1920 heu­te, am 100. Jah­res­tag, in einer klei­nen Gedenk­ze­re­mo­nie gedacht.

Erschos­se­ner Eis­bär bereits 2016 betäubt und aus­ge­flo­gen

Der am Neu­jahrs­tag um 4 Uhr früh erschos­se­ne Eis­bär wur­de unter­sucht. Dem­nach han­del­te es sich um ein sie­ben Jah­re altes Männ­chen.

Erschossener Eisbär, Neujahrstag 2020

Der am Neu­jahrs­tag 2020 erschos­se­ne Eis­bär. Foto © Sys­sel­man­nen på Sval­bard.

Die­ser Eis­bär war kein Unbe­kann­ter: Bereits im April 2016 hielt er sich für meh­re­re Tage in der Umge­bung von Lon­gye­ar­by­en auf. Um Mit­te April hat­te auch ich damals eine klei­ne Begeg­nung mit die­sem Bären, als ich nachts aus einer Hüt­te im Sas­senfjord trat und auf ein­mal die­sen Bären ganz in der Nähe bemerk­te; da lief er schon weg. Mit gro­ßer Wahr­schein­lich­keit han­del­te es sich dabei um genau die­ses Tier, das in jenen Tagen mehr­fach bei ver­schie­de­nen Hüt­ten gese­hen wur­de.

Eisbär, Diabasodden

Ein Bild aus bes­se­ren Tagen: Kurz nach einer nahen, aber harm­lo­sen Begeg­nung im Sas­senfjord läuft der Eis­bär weg. Es war wohl genau das Tier, das nun erschos­sen wor­den ist.

Weni­ge Tage spä­ter, am 22. April 2016, wur­de die­ser Eis­bär auf ein­mal am hel­lich­ten Tag ufer­nah im Advent­da­len gese­hen, nicht weit von Lon­gye­ar­by­en ent­fernt und ganz in der Nähe der Stre­cke, auf der zu die­ser Jah­res­zeit in gro­ßer Zahl Motor­schlit­ten, Ski­wan­de­rer und Hun­de­schlit­ten unter­wegs sind. Damals wur­de der Eis­bär nach ein paar Stun­den betäubt und nach Kinn­vi­ka auf dem Nord­aus­t­land aus­ge­flo­gen, gut 200 km von Lon­gye­ar­by­en ent­fernt.

Eisbär, Adventdalen

Der Eis­bär am 22. April 2016, ruhig schla­fend im Advent­da­len bei Lon­gye­ar­by­en.
Es han­delt sich um den Eis­bä­ren, der nun erschos­sen wor­den ist.

Nach Weih­nach­ten 2019 war also die­ser Bär wie­der bei und zwei­mal sogar in Lon­gye­ar­by­en. Meh­re­re Ver­su­che, ihn per Hub­schrau­ber zu ver­trei­ben, schlu­gen letzt­lich fehl, und der Sys­sel­mann beschloss, ihn zu erschie­ßen. Das geschah im Hanas­kog­da­len, etwa sie­ben Kilo­me­ter nörd­lich von Lon­gye­ar­by­en.

Aggres­si­ves Ver­hal­ten die­ses Eis­bä­ren gegen­über Men­schen ist bis­lang nicht bekannt gewor­den.

Eisbär, Adventdalen

Im April 2016 wur­de der Eis­bär betäubt und aus­ge­flo­gen.

Auch die­ses Mal wur­de erwo­gen, den Eis­bä­ren zu betäu­ben und aus­zu­flie­gen. Dies schei­ter­te nach amt­li­cher Aus­sa­ge dar­an, dass die erfor­der­li­chen Spe­zia­lis­ten wegen der Weih­nachts­fe­ri­en nicht in Lon­gye­ar­by­en ver­füg­bar waren.

Es über­rascht nicht, dass der Fall öffent­lich nun viel­fach kri­ti­siert wird.

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News-Auflistung generiert am 28. März 2024 um 13:19:15 Uhr (GMT+1)
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