Ein Atomkraftwerk für Longyearbyen, ein Örtchen mit nicht mal 3000 Einwohnern?
Auf die Idee muss man erst mal kommen.
Hintergrund ist die gefühlt 100 Jahre alte Diskussion, wie man Longyearbyens Energieversorgung verlässlich und möglichst auch klimaneutral gewährleisten könnte. Das war auf dieser Seite schon mehrfach Thema, beispielsweise hier. Bislang ist dafür ein altersschwaches Kohlekraftwerk zuständig, bei dem ganz klar weder von „verlässlich“ noch von „klimaneutral“ die Rede sein kann.
Longyearbyen mit Kohlekraftwerk (im Kreis).
Dazu, wie eine Energieversorgung künftig aussehen könnte, gibt es reichlich Vorschläge. Nun ist die Debatte laut Svalbardposten um eine tolle Idee reicher: Die norwegische Fremskrittsparti (FrP, „Fortschrittspartei“) schlägt vor, auch Atomkraft in die Überlegungen mit einzubeziehen.
So könnte Longyearbyen künftig nach einer Idee der norwegischen Fremskrittsparti beispielsweise aussehen (Fotomontage).
Die am 8.6. zu Ende gegangene Spitzbergenfahrt der Antigua ist nicht zuletzt wegen des durchgehend herrlichen Wetters wunderschön verlaufen und es lohnt sich, sich noch einmal gedanklich mit auf diese Reise zu begeben. Das geht auf den neuen Seiten, auf denen das Reisetagebuch sowie auf zwei Unterseiten ausführliche Fotogalerien zu finden sind.
Die Antigua Anfang Juni im Hornsund.
In dem Zuge wurden auch Seiten mit teilweise neuem Material kräftig aufgebohrt, und zwar die schönen Spitzbergen-Panorama-Seiten. Folgende Seiten sind nun deutlich besser ausgestattet als noch vor ein paar Tagen, so dass der kurze virtuelle Ausflug in die Arktis sich auf jeden Fall lohnt:
Nach Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine wurden bald in Spitzbergen erstmalig norwegische Zollbeamte stationiert. Hintergrund war die Befürchtung, dass Spitzbergen als Drehscheibe für sanktionsbelegte Güter genutzt werden könnte: Es gibt sowohl nach Russland als auch nach Norwegen und zu anderen europäischen Ländern Flug- und Schiffsverkehr, aber bis dahin eben keine Zollkontrollen.
Gepäck im Flughafen von Longyearbyen: früher hat nur der Eisbär aufgepasst.
Heute tut das der norwegische Zoll.
Am Flughafen ist der Zoll zumindest bislang noch eher unsichtbar, führt aber bereits stichprobenhafte Kontrollen durch, etwa mit Drogenspürhunden: Auch illegale Drogen sind für den Zoll ein aktuelles Thema.
Daneben geht es dem Zoll aber auch um Präsenz und Kontrolle im Hafen, in Barentsburg und auf Schiffen innerhalb der Zwölfmeilenzone.
Dabei wurden die Beamten laut Svalbardposten auch fündig: Der Zoll hat Verstöße gegen die gegen Russland gerichteten Sanktionen festgestellt.
Worum es sich dabei genau handelte und wann und wo die betreffenden Kontrollen durchgeführt wurden, ist nicht öffentlich bekannt.
Spitzbergen unter Segeln – ein Traum, wie die vor wenigen Tagen zu Ende gegangene Fahrt mit der Antigua wieder einmal bewiesen hat (siehe Reiseblog, das Reisetagebuch mit Bildergalerien ist in Arbeit und kommt demnächst). Wer kurzfristig flexibel hat, kann sich diesen Traum nun zu einem vergleichsweise sehr deutlich günstigeren Preis erfüllen:
Auf der Antigua (24.6.-12.7.2023) gibt es aufgrund kurzfristiger Absagen aktuell wieder einen freien Platz in einer Damenkabine. Diesen bieten wir nun zum halben Preis an.
Auf der Meander (1.-18.7.2023) haben wir ebenfalls noch einige wenige Plätze. Hier wäre auch noch eine Zweierkabine zu haben, und zwar ebenfalls zum kräftig reduzierten Preis.
Arktis unter Segeln 2023: Wir setzen mit der Antigua (im Bild, neulich im Hornsund), der Meander und der Arctica II Kurs auf Spitzbergen.
Ein letztes Mal hinaus in die Tundra, in der weiten Küstenlandschaft in der Eidembukta im Forlandsund. Genug Schnee, um die Schneeschuhe noch einmal mitzunehmen, für alle, die dazu Lust haben, und genug offene Tundra, um auf die Hügel und entlang der Küste zu ziehen. Weite Blicke, arktische Stille. Thorshühnchenparade am Ufer.
Das Ankermanöver komplett unter Segeln, ohne Maschine. Einst mangels anderer Möglichkeiten Standard, heute ein seltenes seglerisches Erlebnis. Und dann hoch die Lappen und mit acht Knoten unter Segeln den Forlandsund hinunter und in den Isfjord hinein!
Abends ist Longyearbyen erreicht. Wir sind nicht alleine im Hafen, die Meander liegt nebenan, die Rembrandt van Rijn kommt bald nach uns an (und mehrere große Pötte liegen am Bykaia bzw. vor Anker …). Die Stimmung ist gut, wir können uns über wunderbare Tage freuen, die hinter uns liegen.
Das liegt natürlich einmal am hervorragenden Wetter, das wir hatten, aber auch an allen, die zu dieser Fahrt beigetragen haben, durch ihre gute Arbeit wo auch immer auf dem Schiff oder an Land, durch gute Stimmung, durch das Dabeisein und das Interesse! Vielen Dank und auf Wiedersehen!
Galerie – Forlandsund – Longyearbyen 07. Juni 2023
Was für ein Tag! Grandios schöne Fjordlandschaft unter einem makellos blauen Himmel. Von der kleinen Wanderung auf das Ossian Sarsfjellet, mit herrlicher Aussicht und Blick auf den Vogelfelsen, bis hin zu den zahllosen Eisbergen und dem nicht mehr sehr soliden Festeis im inneren Fjord. Unglaubliche Blicke auf die Drei Kronen und den Kronegletscher.
Ach ja, ein Eisbär lag auch noch am Ufer. Gerade mal drei Kilometer von Ny-Ålesund entfernt …
Diese Strähne mit dem Wetter ist schon fast unheimlich. Seit dem ersten Tag im Bellsund scheint die Sonne. So auch hier und heute, in der Engelskbukta im nördlichen Forlandsund. Während wir gestern in Hyttevika gefühlt schon im arktischen Sommer angekommen waren, herrscht hier, weiter nördlich, noch fast der Winter. Der Schnee ist zwar nass und schwer, aber er liegt fast flächendeckend bis auf Meereshöhe. Eine gute Gelegenheit, die Schneeschuhe hervorzuholen und eine kleine Schneeschuhwanderung bis zum Gletschervorland des Comfortlessbreen zu machen, und eine kleine Gletschertour ein Stück auf diesen hinauf.
Später legten wir in Ny-Ålesund an. Dieser nördliche Außenposten der Zivilisation gehört natürlich dazu …
Galerie – Engelskbukta – Ny-Ålesund – 05. Juni 2023
Die Tage waren so voll, dass nicht im Entferntesten daran zu denken war, ein paar Zeilen für den Blog zu schreiben. Daher muss es eine kurze Zusammenfassung tun – die Bilder sprechen für sich. Wettermäßig durften wir bislang wirklich gesegnete Tage genießen, mit viel Sonne und wenig Wind (der sich zwischendurch sogar zum Segeln nutzen ließ) und einer Zahl von Landungen und Erlebnissen, die auch für eine ganze Woche reichen würde, die wir aber in nicht mal drei Tagen hatten. Nach dem zweiten Tag im Bellsund fuhren wir in den Hornsund, den wir gut abgegrast haben, das kann man wirklich sagen. Hyttevika war dann das Sprungbrett, von dem aus es wieder nach Norden ging.
Die Saison »Spitzbergen unter Segeln« 2023 geht los. Und was für ein Start! Nach der nächtlichen Fahrt wachten wir im Bellsund auf. Traumwetter! Blauer Himmel über glitzerndem Schnee, aber im flachen Tiefland doch schon genug schneefreies Land, um eine schöne Runde drehen zu können. Was für ein herrlicher Morgen!
Der Nachmittag ging auf hohem Niveau weiter. Etwas überraschend fanden wir eine recht große Herde Walrosse, und später drehten wir eine Runde entlang der in Auflösung befindlichen Eiskante im Van Mijenfjord.
Hier sind Margas Arktis-Fernsehtipps für den Juni 2023. Quasi gleichzeitig wird auch Rolfs Arktis-Reiseblog wieder auf Sendung gehen 😎.
Arktis-TV in Villa Fredheim, viele Jahre lang das Zuhause des legendären Jägerpaares Hilmar und Helfrid Nøis. Das berühmte Häuschen kann man hier virtuell besuchen.
Die Listen werden bei Bedarf aktualisiert. Sachdienliche Hinweise werden von jeder Spitzbergen.de-Dienststelle entgegengenommen.
Margas Arktis-Fernsehtipps auf Arte im Juni
Donnerstag, 01.06., 16.00 Uhr: „Finnland: Sommer auf der Seenplatte“ (D 2020)
Freitag, 02.06., 16.55 Uhr: „Finnland: Winter im hohen Norden“ (D 2020)
Dienstag, 20.06., 17.50 Uhr: „Kanada: Die Kegelrobben von Sable Island“ (CDN 2019)
Nachdem der Spitzbergen-Reiseführer seit ein paar Wochen bei Apple Bücher als eBook erhältlich ist, ist nun auch unser Spitzbergen-Blümchenbuch „Blumen des arktischen Nordens. Eine Reise durch Spitzbergens Flora“ gefolgt – gerade ein Bestimmungsbuch hat man heutzutage auf Reisen vielleicht gerne handlich auf dem Mobiltelefon dabei, um unterwegs mal schnell nachschauen zu können.
„Blumen des arktischen Nordens“, das Spitzbergen-Blumenbüchlein von Kristina und Rolf, gibt es nun mehr nicht nur klassisch in gedruckter Form, sondern auch als eBook (hier klicken – der Link führt direkt zu Apple Bücher).
„Blumen des arktischen Nordens“ ist ab sofort als eBook auf Apple Bücher erhältlich. Natürlich bleibt die Druckversion weiterhin verfügbar.
Mehrere Ortsnamen im Südosten der Edgeøya konnten schon Anlass zur Verwunderung geben – oder zu deutlich größerer Verärgerung: Schon seit Jahren gab es um die Bezeichnungen Negerpynten, Negerfjellet und Negerdalen Kontroversen. Die Namen gehen laut dem Standardwerk „The Placenames of Svalbard“ auf englische Bezeichnungen aus dem Jahr 1616 zurück und beziehen sich auf das wegen der Gesteinsfarbe eher dunkle Erscheinungsbild der Landschaft.
Landspitze und Berg hießen bis kürzlich Negerpynten und Negerfjellet.
Mit Svarthuken und Svarthukfjellet tragen sie nun offiziell weniger anstößige Namen.
400 Jahre später haben die alten Bezeichnungen zunehmend für Unmut gesorgt, und nun hat das offiziell zuständige Gremium, das Ortsnamenkomitee des Norwegischen Polarinstituts, reagiert und das N-Wort von der Karte gestrichen. Die neuen Namen lauten Svarthuken, Svarthukfjellet und Svarthukdalen.
Das kleine Passagierschiff Isbjørn II ist am Montag in der Borebukta auf Grund gelaufen und setzte schließlich einen Notruf ab. Elf Passagiere und vier Besatzungsmitglieder wurden daraufhin vom Rettungshubschrauber geholt und nach Longyearbyen gebracht. Verletzt wurde niemand.
Die Isbørn II (Archivbild, 2018).
Auch das Schiff selbst wurde am Dienstag nach Longyearbyen gebracht, augenscheinlich unbeschädigt. Eine kleine Menge Diesel oder eine andere, ähnliche Flüssigkeit war auf dem Wasser gesehen worden, aber laut Sysselmester war es bei einer kleinen, unbedeutenden Menge geblieben. Wie die Flüssigkeit ins Wasser gekommen war ist unklar; möglicherweise war das durch die zeitweilige Schlagseite des auf Grund liegenden Schiffes geschehen.
Der fragliche Bereich in der Borebukta. Die ganz exakte Position ist nicht öffentlich bekannt.
Bildschirmfoto einer elektronischen Seekarte, bearbeitet.
Der Fall ist aus mehreren Gründen bemerkenswert. Abgesehen davon, dass Vorfälle dieser Art natürlich generell nicht vorkommen sollen, war die Isbjørn II schon einmal an genau derselben Stelle auf Grund gelaufen. Zudem gibt es widersprüchliche Aussagen dazu, ob die betreffende Untiefe auf der Seekarte verzeichnet ist. Der fragliche Bereich erscheint auf modernen Seekarten gut kartiert. Es gibt allerdings Aussagen, dass die fragliche Position laut Seekarte eine Wassertiefe von elf Metern hat (rechts im Bereich des roten Ovals), was für kleine Schiffe wie die Isbjørn II ungefährlich wäre. Sollte dies zutreffen, wäre die Seekarte trotz einer augenscheinlich guten, modernen Ansprüchen genügenden Datenqualität an der fraglichen Stelle fehlerhaft. Möglich ist aber auch, dass die Isbjørn II stattdessen im ufernahen Flachwasser bei der kleinen Insel (linker Teil des roten Ovals) aufgelaufen ist. In diesem Fall wäre es wohl aufgrund von Navigationsfehlern zu dem aktuellen Unglück gekommen.
Neben der Isbjørn II sind seit 2015 bereits mehrere andere Boote und kleinere Schiffe im fraglichen Bereich auf Grund gelaufen. In Einzelfällen gaben Beteiligte später an, das für die Seekarten verantwortliche norwegische Kartenwerk auf falsche Tiefenangaben hingewiesen zu haben.
Ohne die Unglücksposition exakt zu kennen, ist es aber unmöglich zu beurteilen, was tatsächlich zutrifft.
Diskriminierende Arbeitsverhältnisse gibt es auch in Longyearbyen. Aktuell fand der regionale Arbeitsschutzbeauftragte bei Kontrollen in der Reinigungsbranche zahlreiche Belege für Schwarzarbeit bei nicht-norwegischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Betroffen sind anscheinend vor allem Reinigungstätigkeiten in privaten Haushalten. Die betroffenden Personen leisten tatsächlich deutlich mehr Arbeitsstunden als offiziell abgerechnet werden. Dabei werden auch Dumpinglöhne gezahlt. Die Rede ist laut Svalbardposten von bis zu 50 Kronen (derzeit 4,25 Euro) pro Stunde, während der norwegische Tariflohn in der Gebäudereinigung bei 205 Kronen (17,42 Euro) liegt.
Der Arbeitsschutzbeauftragte hat nur eine beratende Funktion und kann keine Strafen verhängen o.ä., aber Aufmerksamkeit schaffen und Auffälligkeiten auch an zuständige Behörden melden. Problematisch kommt aber hinzu, dass verschiedene relevante Gesetze in Spitzbergen nicht gelten. Der Spitzbergenvertrag bringt mit sich, dass norwegisches Recht nicht in jedem Fall automatisch auch in Spitzbergen gilt; dies muss jeweils vom Gesetzgeber explizit beschlossen werden, was im fraglichen Bereich geplant ist, aber noch nicht umgesetzt wurde.
Natürlich gibt es auch in Longyearbyen in der Gebäudereinigung gut aufgestellte Betriebe, die mit ihrem Personal ethisch und gesetzlich einwandfrei umgehen. Von diesen ist an der fraglichen Praxis natürlich Kritik zu hören, auch am fehlenden Engagement der norwegischen Regierung. Gustav Halsvik, Geschäftsführer bei ISS, ließ sich hierzu mit der Formulierung „staatlicher Rassismus“ zitieren, da vor allem ausländische Arbeitskräfte betroffen sind.
Schwarzarbeit gibt es auch in Longyearbyen nicht nur in der Gebäudereinigung, sondern auch beispielsweise in der Gastronomie. Hier wurde sicher nicht nach Tarif bezahlt!
Vergleichbare Probleme sind auch in Branchen wie Transport, Bau und Gastronomie bekannt.
Hier noch etwas fürs lange Wochenende. Natürlich segelt man auf einem Segelschiff gerne, aber oft geht das nicht, weil kein Wind ist oder der Wind aus der falschen Richtung kommt. Da hat man früher regelmäßig schon mal ein paar Tage auf günstigen Wind gewartet, aber das tun wir heute natürlich nicht mehr. Unsere Fahrten sind zwar schon recht lang, aber dann bräuchte man wohl Monate, um Spitzbergen zu umrunden, und bei „Spitzbergen unter Segeln“ steht eben doch „Spitzbergen“ mehr im Vordergrund als „Segeln“.
Deshalb läuft auf dem Schiff oft die Maschine. Die interessiert auf den meisten Schiffen eigentlich nur das speziell interessierte Publikum, aber das ist auf der Meander anders, denn ihre Maschine ist wirklich ein besonders Stück. Alleine der Sound! Da zucken direkt die Füße im Rhythmus mit … wer dabei ist, kann den Maschinenraum auf der Meander bei passender Gelegenheit gerne besichtigen, aber hier gibt es einen kleinen Einblick in „Marios Hobbykeller“, auch wenn die Möglichkeit zum Mitfahren sich erst mal nicht ergibt.
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