Am Mittwoch (6. Oktober) gab es in Spitzbergen den ersten offiziell bestätigten Patienten, der positiv auf Corona getestet wurde. Es handelt sich bei dem Mann aber nicht um einen Einwohner oder einen Touristen, sondern um ein Besatzungsmitglied eines russischen Fischereischiffes, der aus medizinischen Gründen per Hubschrauber in der Nähe der Bjørnøya vom Schiff geholt und ins Krankenhaus nach Longyearbyen gebracht wurde, wie NRK berichtet. Einige Stunden später wurde der Mann mit dem Ambulanzflugzeug ins Unversitätskrankenhaus nach Tromsø gebracht. In Longyearbyen gibt es nur ein Intensivbett mit Beatmungsgerät.
Es besteht kein Verdacht, dass es in Longyearbyen in diesem Zusammenhang zu Ansteckungen gekommen ist, etwa beim Personal des Hubschraubers oder im Krankenhaus. Zudem ist die Impfquote unter der erwachsenen Bevölkerung in Longyearbyen mit über 90 % sehr hoch, so dass das Thema vor Ort nicht viel Besorgnis erregt.
Corona-Viren auf hoher See: ein Besatzungsmitglied eines russischen Fischereischiffes wurde zum ersten Patienten mit nachgewiesener Corona-Infektion in Longyearbyen.
Bislang gab es offiziell keinen Corona-Fall in Spitzbergen, wenn man von den Infektionen an Bord des Hurtigrutenschiffes Roald Amundsen im Sommer 2020 absieht, wobei es jedoch keinen Kontakt mit Spitzbergens Siedlungen gab. Das kann aber auch mit der bemerkenswerten Test-„Strategie“ in Longyearbyen zu tun haben, die von Betroffenen, die sich oder etwa ihre Kinder wegen relevanter Symptome testen lassen wollten, zusammenfassend wie folgt geschildert wird: „Du hast Symptome? Bleib bloß zu Hause!“ Später dann: „Du hast keine Symptome mehr? Dann brauchst du auch keinen Test mehr.“ So kann man sich natürlich auch coronafrei halten 🙂 zumindest auf dem Papier.
Ende September wurden in Norwegen die Corona-Beschränkungen weitgehend aufgehoben. Auch die Einreisebeschränkungen für Reisende aus europäischen Ländern sind weitgehend entfallen, und für Reisende aus außereuropäischen Ländern gibt es eine ganze Reihe von Ausnahmen, die die Einreise zumindest für manche wieder möglich machen, wie die norwegische Regierung Ende September mitteilte.
Nachdem der August und der September endlich in der Abteilung „Reiseblog“ mal wieder eine ganze Menge schönen Stoff gebracht haben, ist die Spitzbergen-Reisezeit nun erst mal vorbei. Dafür ist es Zeit, in der Abteilung „Nachrichten“ etwas aufzuholen; es ist ja nicht so, dass im hohen Norden die Zeit stehen geblieben wäre. Ein paar Informationen der letzten Zeit kommen nun noch rückwirkend.
Leider sind das nicht alles gute Nachrichten.
Ausländern in Longyearbyen droht Entzug des kommunalen Wahlrechts
Auf dieser Seite war im Juni einmal die Rede vom Vorstoß der norwegischen Regierung, in Longyearbyen lebenden Nicht-Norwegern („Ausländern“) das Stimmrecht für die Kommunalwahlen zu entziehen. Der dahinter liegende Sachverhalt ist etwas komplex und hat mit dem Spitzbergenvertrag zu tun. Dieser stellt die Inselgruppe Spitzbergen unter norwegische Oberhoheit und auf dieser Grundlage ist Spitzbergen seit 1925 durch norwegisches Gesetz „Teil des Königreiches Norwegen“. Je nach Bedarf sucht man sich in Norwegen aber im Einzelfall aus, wie norwegisch Spitzbergen tatsächlich ist, oder eben auch nicht. Wenn es norwegischen Interessen dient, Spitzbergen als Ausland zu behandeln, wird das durchaus gemacht.
In Norwegen (Festland) lebende Ausländer erwerben nach mehreren Jahren auf kommunaler (!) Ebene das Stimmrecht und das Recht, sich zur Wahl zu stellen. Das gilt bislang auch für Longyearbyen, seit es dort eine lokal gewählte Gemeindeverwaltung (Lokalstyre) gibt. Das ist erst seit 2002 der Fall.
Im Frühjahr hat die norwegische Regierung den Vorschlag gemacht, das kommunale Wahlrecht in Longyearbyen daran zu knüpfen, dass die betreffenden Bürger mindestens drei Jahre in einer Gemeinde auf dem norwegischen Festland gelebt hat. Ansässigkeit in Longyearbyen, gleich wie lang, würde demnach nicht mehr zur Wahl des dortigen Gemeinderates berechtigen.
Der Vorstoß stieß in Longyearbyen, zumal bei den Betroffenen, auf viel Entsetzen. Großen Teilen der Bevölkerung das kommunale (!) Wahlrecht zu entziehen, das ohnehin erst nach einem Aufenthalt von mindestens 3 Jahren erworben wird, ist im europäisch-demokratischen Kontext für viele kaum vorstellbar.
Die norwegischen Parlamentswahl vom 13. September 2021 hat einen Regierungswechsel gebracht: die Mitte-Rechts-Regierung von Regierungschefin Erna Solberg wurde abgewählt, die sozialdemokratische Arbeiterpartei wird die nächste Regierung führen. Man darf gespannt sein, was dies für Folgen für die norwegische Spitzbergenpolitik haben wird. Für die Frage des kommunalen Wahlrechts scheint der Regierungswechsel in Oslo bislang keine Konsequenzen zu haben. Im September haben die in der Longyearbyen Lokalstyre vertretenen Parteien sich nach längerer Bedenkzeit zu dieser Frage geäußert.
Longyearbyen hat heute eine ziemlich international Bevölkerung, wobei Norweger nach wie vor die größte Bevölkerungsgruppe bilden. Der Gemeinderat (Lokalstyre) ist stark norwegisch dominiert.
Abgeordnete der Mitte-Rechts-Parteien schüren Angstszenarien
Bemerkenswert offen äußerte sich ein lokaler Vertreter der rechtsgerichteten „Fremskrittsparti“ („Fortschrittspartei“), der die Sache laut Svalbardposten so kommentierte (eigene Übersetzung): „… Menschen, die nicht in Norwegen gewesen sind, keine Verwandten in Norwegen haben, keine Zugehörigkeit zu Norwegen haben, kein spezielles Interesse an Norwegen haben, können nach Svalbard kommen, wählen und gewählt werden. Für viele ist es logisch, dass es so nicht sein kann. Das ist schade für die guten Bürger, die wir hier haben, von denen die meisten vernünftige Menschen sind, aber das ist eine Sicherheitsfrage: man kann das einfach nicht riskieren.“
Bemerkenswert ist hier unter anderem, dass dieser Abgeordnete damit Spitzbergen indirekt die Zugehörigkeit zu Norwegen abspricht, denn sonst hätte man durch die Ansässigkeit in Longyearbyen natürlich Zugehörigkeit zu und Interesse an Norwegen.
Ähnlich äußerte sich ein Lokalstyre-Mitglied der Partei „Høyre“ („Rechte“): „Wir riskieren, dass so viele Ausländer hierherkommen, dass nicht eine einzige norwegische Person im Gemeinderat sitzt“.
Diese Befürchtung wird bislang weder von der demographischen Entwicklung noch von der stark norwegisch geprägten Zusammensetzung des Gemeinderates in Longyearbyen gestützt, es handelt sich um ein realitätsfernes Angstszenario.
Sozialdemokratische und linke Abgeordnete äußern sich differenziert bis kritisch
Bürgermeister Arild Olsen (Arbeiterpartei) äußerte sich sowohl aus praktischen als auch aus demokratietheoretischen Gründen ausgesprochen kritisch zu dem Vorschlag, Ausländern Wahlrecht und Wählbarkeit zu entziehen. Auch Vertreter der Partei „Venstre“ („Linke“) äußerten sich zumindest differenziert.
Im Ergebnis stellte der Gemeinderat fest, dass es bislang keine gemeinsame Haltung zur Sache gibt. Um sich möglichst doch noch geschlossen äußern zu können, wurde die Sache vertagt. Ende Oktober läuft die Hörungsfrist aus.
Am gestrigen Samstag, 28. August, feierte Spitzbergens Kirche (Svalbard Kirke) ihr 100-jähriges Bestehen. Das erste Kirchengebäude wurde nach kurzer Bauzeit am 28. August 1921 geweiht, aber 1943 bei einem deutschen Angriff zusammen mit großen Teilen Longyearbyens zerstört. Der Bau einer neuen Kirche wurde 1956 begonnen, aber diese neue Kirche wurde erst 1958 geweiht. Derzeit finden Baumaßnahmen statt, um Longyearbyens schöner Kirche ein weiteres, langes Leben zu sichern.
Der Gottesdienst zur Feier des 100-jährigen Bestehens der Svalbard Kirche am Standort der ersten, im Krieg zerstörten Kirche.
Der gestrige Gottesdienst zur 100-Jahrfeier fand am Standort der ersten Kirche statt und wurde von Pfarrerin Siv Limstrand sowie dem protestantischen und dem katholischen Bischof aus Tromsø zelebriert. Die Kirchengemeine umfasst die ganze Inselgruppe Svalbard, Longyearbyens Kirche ist die einzige. Andernorts, etwa in Barentsburg, gibt es nur eine Kapelle.
Margas arktische Fernsehtipps sind dieses Mal etwas weniger umfangreich, aber es ist ja auch Sommerpause und zudem beginnt die Musik langsam, wieder in Spitzbergen zu spielen. Bald auch sichtbar dadurch, dass Rolfs Reiseblog auf diesen Seiten demnächst wieder Futter bekommen wird 🙂
Arktis Fernsehtipps: Der Fernseher in der Ritterhütte auf Gråhuken.
Der Empfang ist dort mitunter allerdings eher schlecht.
Wusstet Ihr eigentlich, dass es neben Christiane Ritters Klassiker „Eine Frau erlebt die Polarnacht“ noch (mindestens) zwei weitere Bücher gibt, die Überwinterungen auf Gråhuken beschreiben? Auch diese beiden Bücher, übrigens beide ebenfalls von Frauen geschrieben, sind lesenswert, allerdings muss man sich jeweils mit einem etwas gefärbten (Dialekt bzw. schwedisch) Skandinavisch auseinandersetzen. Das sind „Gråhuken. Fangst og ferie på 80 grader nord“ (Überwinterung 1982-83) von Marit Karlsen Brandal und ein anderes, auf das ich gerade nicht komme und das ich hier jetzt nicht greifbar habe. Mir fällt gerade nur ein, dass der Vorname der Verfasserin Åsa war und dass sie gegen Ende der Überwinterung in den 1970er Jahren beinahe in Gråhuken ein Kind zur Welt gebracht hätte, sich aber recht kurzfristig doch für Longyearbyen entschied.
Das nur als thematisch unpassende Randbemerkung. Jetzt aber zu:
Margas Arktis-Fernsehtipps auf Arte im August
Die Liste wird bei Bedarf aktualisiert.
Sonntag, 01.08., 19.30 Uhr, GEO-Reportage: „Sibirien: Die Eisschneider von Jakutsk“ (D 2019)
Derzeit sind die Tage auf Spitzbergen meist etwas grau und windig, aber immer voll und sie gehen schnell dahin. Nach langer, pandemiebedingter Abstinenz steht es für mich und uns hier in Longyearbyen ganz oben auf der Wunschliste, viel Zeit draußen zu verbringen. Sonst hätte ich hier schon einiges geschrieben über die vielen schönen Eindrücke der letzten Zeit.
Das wird schon noch kommen.
Aber gleichzeitig passiert hier ja auch immer wieder etwas, was nicht unerwähnt bleiben darf. Es wäre sicher unangemessen, Fotos von schönen Landschaften, Tieren und naturkundlichen Spezialitäten wie interessanten Fossilien zu veröffentlichen, ohne zu erwähnen, was sonst noch so los ist.
Mark Sabbatini unfreiwillig abgereist
Vor allem, wenn jemand, der seit weit über zehn Jahren (13 waren es, genauer gesagt) zum Ortsbild von Longyearbyen gehört hat, die Insel verlassen hat, und zwar unfreiwillig.
Tatsächlich gehört zur Macht des Sysselmesters, Personen von Spitzbergen ausweisen zu können. Davon wurde bislang nur selten Gebrauch gemacht, etwa in Fällen, wo Personen mehrfach beim Konsum oder sogar Handel mit illegalen Drogen erwischt wurden. Die offizielle Haltung dazu ist hier, dass das für eine so kleine, abgelegene Gemeinde mit mehrmonatiger Polarnacht noch gefährlicher ist als andernorts, so dass Wiederholungstäter mit dem Rauswurf rechnen müssen, verbunden mit dem Verbot der Rückkehr für eine Weile.
Auch mittellose Touristen wurden schon mal direkt nach Ankunft wieder ins nächste Flugzeug gesetzt. Die öffentliche Hand will hier nicht für Leute aufkommen, die nicht in der Lage sind, ihre nächste Übernachtung zu bezahlen, und man will im Eisbärenland auch nicht, dass Leute wild campen (was in und um Longyearbyen ohnehin verboten ist) und sich dabei zudem Risiken aussetzen, die sie selbst wahrscheinlich gar nicht kennen oder einschätzen können.
Soweit so nachvollziehbar. Aber jemanden herauswerfen, der 13 Jahre lang hier gelebt hat?
Mark Sabbatini: 13 Jahre Spitzbergen, 13 Jahre „Icepeople“
Der Amerikaner Mark Sabbatini, Zeitungs- und Medienmensch durch und durch, hatte bereits längere Aufenthalte etwa in der Antarktis hinter sich, als er damals nach Longyearbyen kam und begann, seine kostenlose, englischsprachige Zeitung „Icepeople“ aufzubauen, als für ein internationales Publikum zugängliches Alternativangebot zur Lokalzeitung Svalbardposten. Seitdem kannte man Mark hier, wie er sich tagein, tagaus im Café Fruene über seinen Rechner beugte und seine Zeitung und Webseite baut und ständig aktuell hielt.
Wirtschaftlich ging es damit aber nie aufwärts: Zeitung und Webseite waren und sind immer umsonst gewesen (und sollen es auch bleiben), das Anzeigengeschäft ist ziemlich begrenzt. Wirtschaftlich hat das Gamle Sykehuset Mark den härtesten Schlag versetzt von mehreren, die er einstecken musste: Der Kauf einer Eigentumgswohnung dort stellte sich als Totalverlust heraus, als Setzungsschäden das Gebäude unbewohnbar machten. Das ist eine lange Geschichte in sich selbst (mehr dazu hier). Für viele war es sehr, sehr teuer. Dazu kamen eine ungünstige gesundheitliche Entwicklung, u.a. infolge eines Sturzes bei Glatteis. All das ist in Longyearbyen kein Geheimnis und Mark hat immer offen darüber erzählt und berichtet.
Wirtschaftliche und gesundheitliche Abwärtsentwicklung
Irgendwann waren die Reserven aufgebraucht, und Marks wirtschaftliche Lage in der nördlichsten Siedlung (wenn wir Ny-Ålesund ausnehmen, wo es keine normalen Einwohner gibt) des reichen Landes Norwegen wurde prekär bis zu dem Punkt, dass Unterkunft und anstehende Ausgaben nicht mehr gesichert waren. Das ging so eine Weile mal schlechter, mal rechter.
Nun gibt es als Folge der speziellen Bedingungen des Spitzbergenvertrages in Spitzbergen kein staatliches soziales Netz über das hinaus, was das Herkunftsland des oder der Einzelnen hergibt. Und da die Behörden hier nicht akzeptieren, dass Leute in Spitzbergen in materiell ungesicherten Verhältnissen – im Extremfall auf der Straße – leben, behält man sich vor, Leute in solchen Fällen herauszuwerfen.
Der neue Sysselmester Lars Fause hat eine andere Sicht auf den fraglichen Fall als seine Amtsvorgängerin und er entschloss sich dazu, „Verantwortung zu übernehmen“.
Mark selbst hat sich in der Svalbardposten, auf seiner eigenen Seite Icepeople, auf sozialen Medien und auch mit gegenüber im persönlichen Gespräch umfangreich dazu geäußert. Er wiederholte immer wieder, dass er die Entscheidung nicht nur versteht und akzeptiert, sondern dass er sie auch für richtig hält, im Anblick der Entwicklung seiner Lage über die letzten Jahre.
Rückkehr nach Alaska
Am letzten Mittwoch ist Mark abgereist, zurück nach Juneau in Alaska, wo er sich zunächst gesundheitlich und wirtschaftlich erholen und dann in der Medienlandschaft Alaskas ein neues Tätigkeitsfeld finden will, vorzugsweise in abgelegenen Gemeinden.
Mark Sabbatini beim Abschied von Longyearbyen am letzten Mittwoch. Foto: Icepeople.
Icepeople will er weiter betreiben, die Seite wird also Mark zufolge eine wichtige Informationsquelle für das internationale, Spitzbergen-interesierte Publikum bleiben, mit vielen, detaillierten Infos zum Ortsgeschehen in Marks eigener, von feinem Humor geprägter Schriftsprache, die nicht mit Muttersprachlerkenntnissen ausgestatteten Lesenden durchaus etwas abverlangen können.
Seine eigenen Muttersprachlerkenntnisse hat Mark übrigens in den letzten Jahren immer wieder bei meinen englischsprachigen Publikationen bezahlterweise in den Korrekturprozess eingebracht, von kürzeren Texten wie in Svalbardhytter und auf Teilen dieser Webseite bis hin zu längeren Texten bei englischen Neuauflagen des Spitzbergen-Reiseführers. Das soll laut Mark auch so bleiben können.
Zum Einstieg die Auflösung des kleinen Rätsels aus dem letzten Beitrag. Es ging um dieses Bild:
Eine Ecke im völlig umgebauten Supermarkt in Longyearbyen.
Preisfrage für Spitzbergen-Nerds: was ist hier falsch? 🙂
Und, was ist falsch? Ganz offensichtlich war’s wohl nicht … das auf die Wand aufgeklebte Bild ist seitenverkehrt.
Es soll wohl noch korrigiert werden.
Abenteuer Oslo
Ein Aufenthalt in einem Flughafen ist so ungefähr das Langweiligste, das ich mir vorstellen kann. Warum darüber schreiben? Weil’s schief gehen kann, wenn man glaubt, es liefe so wie gewohnt.
Testen oder nicht testen, das ist hier die Frage
Immer wieder taucht die Frage auf, wie es denn nun mit der Testpflicht bei der Reise nach Spitzbergen aussieht. Nach aktuellem Stand müssen Immunisierte (vollständig geimpft oder genesen, Nachweis durch ein anerkanntes Dokument wie der digitale europäische Impfpass) bei Einreise nach Norwegen sowie Weiterreise nach Spitzbergen keinen Test vorlegen. Das kann sich allerdings auch wieder ändern, das wurde etwa vom Sysselmester bereits gefordert.
Meiner Wahrnehmung nach ist es ein wachsendes Risiko, dass nicht unbedingt das zählt, was die zuständige Regierung vorgibt, vor allem, wenn Dinge sich immer wieder ändern. Sondern das, was der Mensch, vor dem man gerade steht, für richtig hält. Was nützt es, Recht zu haben, wenn man es nicht auch bekommt? Eigentlich braucht man für den Flug von Norwegen nach Longyearbyen auch keinen Pass, der Personalausweis reicht. Am Flughafen wird aber speziell von Nichtnorwegern der Pass verlangt. Dazu kommt, dass Geräte wie Checkin-Automaten und automatische Grenzkontrollmaschinen nur Pässe lesen können, aber keine Personalausweise.
Digitaler EU-Impfpass: Damit geht es in Oslo Gardermoen immerhin schneller.
Aber nicht unbedingt schnell.
Also, wie gesagt: Aktuell ist unter genannten Bedingungen kein Test erforderlich. Aber im Zweifel sollte man zumindest Zeit haben, sich noch einen zu besorgen. Es gibt im Flughafen Oslo Gardermoen Teststationen, die aber je nach Andrang mehrere Stunden benötigen können. Die Teststation am Flughafen in Tromsø testet laut Svalbardposten übrigens nur aus dem Ausland kommende Fluggäste, nicht aber Reisende auf dem Weg nach Spitzbergen. Diese müssen sich in Tromsø bei Bedarf in der Innenstadt testen lassen. Kostenpunkt: 1500 Kronen (plus Transport), kostenfrei nur für Einwohner der Siedlungen Spitzbergens.
Abenteuer Oslo: Reisehinweis
Die üblichen zwei Stunden nach Ankunft am Flughafen Oslo Gardermoen bis zum Abflug können ausreichend sein, wenn diese zwei Stunden zwischen 6 und 8 Uhr früh liegen. Muss aber nicht. Es ist bizarr zu sehen, wie schnell die Warteschlangen an den Checkin-Schaltern quasi ins Unendliche wachsen. Man kann den Eindruck bekommen, dass noch vor dem Checkin-Schalter mit jedem Fluggast einzeln ausführlich diskutiert wird, ob ein Coronatest notwendig ist oder nicht. Nach Nennung des Reiseziels „Spitzbergen“ und Angabe der vollständigen Impfung wurden wir unsererseits zügig durchgewinkt – aber an den Punkt muss man eben erst mal kommen. Alles danach (Security, Passkontrolle) ging immerhin wirklich schnell. Glücklicherweise.
Gähnende Leere am Flughafen Oslo Gardermoen: das war mal!
Laut norwegischen Medien verbringen Reisende in Oslo Gardermoen auf dem Weg von der freien Wildbahn ins Flugzeug schon mal bis zu 8 Stunden. Der Anblick der Warteschlangen deutet an, dass da etwas dran sein könnte. Man kann nur hoffen, dass sie das in den Griff kriegen, nicht zuletzt deshalb, weil man derzeit wohl noch weniger Wert auf langes Gedrängel legt als sonst schon. Aber wer unterwegs ist, sollte in Oslo in jedem Fall sicherheitshalber Zeit mitbringen.
Eins ist klar: Wer keinen von Norwegen anerkannten, vollständigen Impfass hat, braucht noch mehr Zeit.
Zunächst eine Korrektur: früher stand in diesem Beitrag, dass die Reise am 28.8. beginnt und 12 Tage lang ist. Tatsächlich beginnt sie am 29.8. und ist 11 Tage lang.
Möglichkeit für Kurzentschlossene
Für Kurzentschlossene gibt es hier diesen Sommer noch eine Gelegenheit, „Spitzbergen unter Segeln“ mit der Antigua zu erleben: Die Reise 29.8.-8.9.2021 wird nun recht kurzfristig als Einzelbucherreise angeboten, da dieser Termin von einem Charterer zurückgegeben werden musste.
Wer also etwa letztes oder dieses Jahr auf einer wegen Corona abgesagten Reise gebucht hatte oder einfach kurzentschlossen Zeit und Lust hat, möge sich bei Uwe Maaß von der Geographischen Reisegesellschaft melden, am besten per Email unter info@geo-rg.de. Die Reisedauer von 11 Tagen (Longyearbyen-Longyearbyen) ist lang genug, um viel zu sehen und zu erleben, aber im Vergleich zu unseren langen Fahrten im Juli und August mit mit bis 19 Tagen Dauer noch überschaubar genug, damit auch der eine oder die andere Kurzentschlossene vielleicht die Möglichkeit hat, diese Reise in die Planung einzubauen.
Als Fahrtleiter bin ich (Rolf Stange) dabei, so haben wir das jetzt geplant.
Spitzbergen unter Segeln mit der Antigua: Ende August schon wieder mit Abendlicht.
Diese Fahrt ist kein exklusiver Charter der Geographischen Reisegesellschaft, sondern wird nun von mehreren Reiseveranstaltern angeboten, auch in den Niederlanden. Wir rechnen also mit einer international zusammengesetzten Gruppe, was mit sich bringen wird, dass die Bordsprache Englisch sein wird. Das sollte niemanden abhalten, denn natürlich wird bei Bedarf übersetzt und niemand wird dabei zurückgelassen. Aber die allgemeinen Informationen und Vorträge etc. werden auf Englisch laufen, das sollte man ggf. auf dem Schirm haben. Das Fahrtgebiet dieser Reise wird der Westen und der Nordwesten Spitzbergens sein.
Die Fahrt findet, wie so vieles derzeit, natürlich vorbehaltlich Änderungen der Reiseregeln mit Blick auf die Coronalage statt. Natürlich sollte man einschließlich Flugtickets alles flexibel und mit Rückgabemöglichkeit buchen. Aber derzeit sieht es vielversprechend aus, Norwegen erlaubt Immunisierten (vollständige Impfung oder Genesung aus Europa innerhalb der letzten 6 Monate die Einreise unabhängig von der Inzidenz des Herkunftslandes; hier sind die offiziellen Einreiseinformationen des norwegischen Instituts für öffentliche Gesundheit, FHI). Voraussetzung ist der europäische digitale Impfausweis, der in Europa mittlerweile weit verbreitet, aber noch nicht überall verfügbar ist (etwa in der Schweiz derzeit noch nicht. Aber Bern und Brüssel werden sich doch wohl absehbar mal zusammenraufen, oder nicht!?).
Es war ein lange angekündigter und sinnvoller Schritt: Am 18. Juni trat die „Forskrift om Van Mijenfjorden nasjonalpark på Svalbard“ in Kraft, also die „Vorschrift um den Van Mijenfjord Nationalpark in Svalbard“. Der neue Nationalpark umfasst auch den nördlichen Teil des Van Keulenfjords und grenzt direkt an den Süd-Spitzbergen Nationalpark an. Damit ist der gesamte südliche Teil der Hauptinsel Spitzbergen vom südlichen Nordenskiöld Land als Nationalpark geschützt.
Der innere Van Mijenfjord, hier Ende Mai mit aufbrechendem Fjordeis:
nun als Nationalpark geschützt.
Nachfolger des Nordenskiöld Land Nationalpark
Der Van Mijenfjord Nationalpark ist der deutlich erweiterte Nachfolger des 2003 etablierten Nordenskiöld Land Nationalparks, der einen Landstreifen auf der Nordseite des Van Mijenfjordes umfasste. Seitdem hat es in dem Gebiet Veränderungen gegeben, die Anpassungen erforderten, darunter der in Teilen schon abgeschlossene Rückbau des Bergbauortes Sveagruva und die in jüngeren Jahren regelmäßig ausgesprochenen „Empfehlungen“ des Sysselmannen (der ab heute Sysselmester heißt), im Frühsommer und in der Brutsaison bestimmten Gebieten im Bellsund (dem westlichen Teil dieses Fjordgebietes) fernzubleiben, wobei weder die rechtliche Verbindlichkeit noch die zeitliche Dauer dieser Aufforderungen so richtig klar waren. Dazu kamen – rechtlich als Verordnung klar verbindlich – zeitweise Verbote für den motorisierten Verkehr (v.a.: Motorschlitten) auf Teilen des Fjordeises in der Region, vor allem in der Rindersbukta südlich von Sveagruva, wo es eine von wenigen Gletscherfronten in der Nähe des Nordenskiöld Landes gibt. Es war ohne Zweifel sinnvoll, solche regelmäßig als Verordnung ausgesprochenen Verbote auf eine klare gesetzliche Grundlage zu stellen, auch wenn die Details wie wohl immer teilweise kontrovers sind: Bei den Einschränkungen des unter Einheimischen sehr beliebten Motorschlittenverkehrs hat die Regierung eine sehr weitgehende Variante gewählt, was viele in Longyearbyen sicher gerne anders gesehen hätten. Wobei „viele“ ohnehin relativ ist: Der Tourenverkehr südlich des Van Mijenfjords war ohnehin ziemlich überschaubar, touristische Routen gab es dort keine und so viele Einheimische, die so weite Touren machen, gibt es nun auch wieder nicht. Diese müssen fortan einen großen Umweg durch das Inland machen, um nach Süden zu kommen.
Drei neue Vogelschutzgebiete, Motorschlittenverkehr stark eingeschränkt
Durch ein entsprechendes Gesetz festgelegt, gelten die üblichen Regeln wie in allen Nationalparks. Darüber hinaus haben unter anderem folgende Bestimmungen praktische Bedeutung für Einheimische und Touristen:
Für Midterhuken, Eholmen und Mariaholmen gelten nun die gleichen Regeln wie in Vogelschutzgebieten: Betretungs- und Annäherungsverbot in der Zeit 15. Mai – 15. August. Die genauen Gebiet sind auf einer Karte ersichtlich (pdf, hier verlinkt).
Motorschlittenverkehr auf dem Fjordeis von Van Mijenfjord und Van Keulenfjord ist nun regelmäßig ab dem 1. März weitgehend verboten. Erlaubt ist nur noch die Querung des Van Mijenfjords auf kürzester sicherer Route, allerdings nur für Einheimische. Die in der entsprechenden Karte (hier verlinkt) schraffiert dargestellten Bereiche dürfen gar nicht mehr befahren werden. Nicht-motorisierter Verkehr (Ski, Hundeschlitten) ist weiterhin erlaubt.
Der Kernbereich der ehemaligen Siedlung Sveagruva ist vom Schutzgebiet ausgenommen. Hier werden noch eine Weile Rückbau- und Aufräumarbeiten vorgenommen.
Vor langer, langer Zeit – im Februar oder März – gab es von mir online den Vortrag „Die Russen in Spitzbergen & der Spitzbergenvertrag“. Darin habe ich eine ziemlich unglaubliche Geschichte erzählt, die sich aber tatsächlich zugetragen hat, und zwar die Robinsonade von vier schiffbrüchigen Pomoren 1743-49 im Südosten Spitzbergen. Von den vieren hatten drei sechs lange Jahre überlebt, bis sie zufällig gefunden wurden. Abgespielt hat sich dieses Abenteuer möglicherweise auf der Halvmåneøya (Halbmondinsel) oder auf der Edgeøya. Es ist eine der unglaublichsten und beeindruckendsten Survivalgeschichten nicht nur aus Spitzbergen, sondern überhaupt aus den Polargebieten.
Die Halvmåneøya im Südosten Spitzbergens: hier haben möglicherweise vier Pomoren ab 1743 sechs Jahre lang überlegt.
Winfried hat mich jetzt netterweise auf eine Kinderbuchversion dieser Geschichte von 1802 aufmerksam gemacht! Was es alles gibt … wer Lust hat, sich diese Geschichte aus dem alten Kinderbuch durchzulesen, kann sich die Datei hier herunterladen. Wenn man sich an die etwas altertümliche Schriftart gewöhnt hat, ist es ganz gut lesbar.
Von wegen gut lesbar: Bei den letzten Vorträgen im März und April hatten wir schon von der Idee gesprochen, dass aus den Vortragsthemen Bücher entstehen können. Da ist mittlerweile einiges geschehen und in dem Kontext wird auch die Geschichte der Pomoren und Russen auf Grumant (Spitzbergen), einschließlich des Abenteuers von 1743-49, in meinen Worten nachzulesen sein, und zwar gut lesbar. Aber bevor diese Geschichten kommen: Schon weit fortgeschritten und auf jeden Fall Richtung Herbst fertig wird endlich mein schon lange geplantes Buch „Norwegens arktischer Norden (1): Spitzbergen – vom Polarlicht zur Mitternachtssonne“. Da können wir uns schon drauf freuen 🙂 denn das wird ein ganz, ganz tolles Buch, das verspreche ich! Ich habe in den letzten Monaten und Wochen täglich daran gearbeitet. Ich bin ganz begeistert und ich bin sicher, dass ich damit nicht der einzige bleiben werde, sobald es erhältlich ist.
Wer das und anderes nicht verpassen will, ist mit Bestellung meines Newsletters (z.B. ganz unten auf dieser Seite) in jedem Fall auf der sicheren Seite.
Das ist ein bemerkenswerter Vorstoß in Rahmen einer Politik, die man durchaus mitunter nationalistisch bezeichnen kann: Das für Spitzbergen zuständige norwegische Justizministerium plant laut Svalbardposten, in Longyearbyen ansässigen nicht-Norwegern das Stimmrecht für die Kommunalwahlen in Longyearbyen zu entziehen, wenn sie nicht früher mindestens drei Jahre auf dem norwegischen Festland gewohnt haben. Selbst wählbar wären die davon Betroffenen dann natürlich auch nicht.
Der Hintergrund: Lokaldemokratie in Longyearbyen
Kurz zum Hintergrund: Dem Spitzbergenvertrag entsprechend, ist Spitzbergen, im Gegensatz zu einem norwegischen Fylke (Provinz) auf dem Festland, nicht demokratisch angelegt. Es gibt keine Wahlen, der Sysselmannen wird nicht gewählt, sondern von der Regierung ernannt. Auch auf kommunaler Ebene waren die Siedlungen Spitzbergens nicht nach demokratisch-lokalpolitischen Prinzipien, sondern als „Company Towns“ organisiert, also als Betriebsgelände einer Bergbaugesellschaft, der der Ort gehörte und die dort frei schaltete und waltete, so wie eine Firma das auf ihrem Betriebsgelände eben tut. Mehrfach wurde im 20. Jahrhundert über eine mögliche Einführung demokratischer Elemente in Spitzbergen gesprochen, aber das wurde erst in den 1990er Jahren konkret und seit 2002 gibt es mit Longyearbyen Lokalstyre (LL) in Longyearbyen eine von den Einwohnern Longyearbyens gewählten Gemeinderat mit Bürgermeister (Lokalstyreleder). Die lokaldemokratischen Elemente in Spitzbergens politischer Struktur sind also sehr jung und existieren nur in Longyearbyen.
Bislang haben alle gemeldeten Bewohner Longyearbyens unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit nach einer gewissen Zeit Stimmrecht sowie das Recht, sich selbst zur Wahl zu stellen. Genau das steht der Vorstellung der Osloer Regierung zufolge nun zur Disposition.
Longyearbyen: ein bunt zusammengesetzter Ort,
bald möglicherweise aber deutlich weniger demokratisch.
In Spitzbergen sind rund 3000 Menschen gemeldet, von denen gut 900 eine andere Staatsangehörigkeit haben als die norwegische. Longyearbyen ist mit rund 2500 Einwohnern entsprechend vielfältig zusammengesetzt.
Ausländern sollen Wahlrecht und Wählbarkeit weitgehend entzogen werden
Nun tauchte ein zur öffentlichen Hörung vorgelegter Entwurf des norwegischen Justizministeriums auf, demzufolge Wahlrecht und Wählbarkeit in Longyearbyen voraussetzen würden, dass man zuvor drei Jahre auf dem norwegischen Festland gemeldet war. Diese Bedingung erfüllen die wenigsten „Ausländer“, die in Longyearbyen leben.
Hintergrund ist die norwegische Svalbardpolitik, die Longyearbyen als norwegische Siedlung entwickeln will. Das ist nicht gleichbedeutend mit einer möglichst norwegischen Bevölkerung, wie auch Statssekretär Lars Jacob Hiim vom Justizministerium im aktuellen Zusammenhang sagt. Hiim zufolge zielt der aktuelle Vorschlag nicht auf eine Änderung der Bevölkerungszusammensetzung ab, sondern soll u.a. sicherstellen, dass Wähler und Gewählte in Longyearbyen „Ziele und Rahmenbedingungen der (norwegischen) Svalbardpolitik“ kennen.
Lokale Ablehnung
Bürgermeister Arild Olsen zeigte sich völlig überrascht von diesem Vorstoß, über den er und der Gemeinderat erst mit der Veröffentlichung informiert wurden. Olsen äußerte sich der Svalbardposten gegenüber entschieden ablehnend gegenüber dem Vorschlag.
Kommentar
Der Vorschlag stößt in Longyearbyen auf scharfe Ablehnung und bei Betroffenen teilweise auf Entsetzen: Der Entzug des Wahlrechts und der Wählbarkeit auf kommunaler Ebene für Menschen, die teilweise viele Jahre im betreffenden Ort gelebt haben, wirkt politisch sehr unappetitlich und im Kontext einer westlichen Demokratie des 21. Jahrhundert völlig fehl am Platz, zumal in einem Land wie Norwegen, das gesellschaftlich, demokratisch und politisch generell als fortschrittlich und oft als wegweisend gilt. Einen Vorschlag dieser Art hätte man eher etwa von einem osteuropäischen Land erwartet, das sich auf einer demokratisch abschüssigen Bahn befindet.
Mit Waffen haben die meisten im mitteleuropäischen Alltag wenig bis gar nichts zu tun. Das ist im Eisbärenland anders, die Waffendichte in Longyearbyen übersteigt mit etwa 5000 registrierten Schusswaffen bei rund 2500 Einwohnern mutmaßlich texanische Verhältnisse. Tatsächlich ist es nicht gesetzlich vorgeschrieben, eine Waffe mitzuführen, wenn man eine der Siedlungen verlässt und sich in die arktische Wildnis begibt (mehr zu diesem weitverbreiteten Irrtum hier), aber es wird allgemein dringend davon abgeraten, darauf zu verzichten.
Kommerzielles Mieten in Longyearbyen
Wissenschaftler, Touristen und andere, die Bedarf haben, können in Longyearbyen bei autorisierten Waffenhändlern, wovon es zwei gibt, Waffen kommerziell mieten. Es gab einmal die Zeit, wo hierzu nur die Vorlage eines Ausweises notwendig war; seit einer Weile muss der Ausleihende Papiere präsentieren, die dokumentieren, dass er oder sie zum Besitz einer entsprechenden Waffe berechtigt ist, also in der Regel Waffenbesitzkarte der entsprechenden Klasse, Europäischer Feuerwaffenpass oder Jagdschein. War ein entsprechendes Dokument nicht vorhanden, kann man beim Sysselmannen eine Genehmigung beantragen.
Verleihen durch Einzelpersonen oder Betriebe
Was bislang eher hemdsärmelig lief, war der Verleih von Waffen unter Privatpersonen oder innerhalb von Betrieben. Der Besitzer der Waffe musste sich davon überzeugenden, dass der Ausleihende über die entsprechenden Fähigkeiten verfügte und nicht charakterlich oder wegen Alkoholeinfluss o.ä. nicht in der Lage war, eine Waffe zu führen, und konnte dann eine bis zu vier Wochen lang geltende, einfache Ausleiherklärung ausstellen.
Neues norwegisches Waffengesetz seit 1. Juni
Das geht nun nicht mehr, seit in Norwegen – das betrifft nicht nur Spitzbergen – am 1. Juni sein von 1961 stammendes Waffengesetz novelliert hat. Nun liegt die Verantwortung, sich von der Eignung des Ausleihenden zu überzeugen, nicht mehr wie bislang beim Verleihenden, sondern beim Staat, also auf dem Festland bei der Polizei und in Spitzbergen beim Sysselmannen (ab dem 1. Juli gilt die neue Bezeichnung Sysselmester), bei dem Details nachzulesen sind. Diese Bedingung ist erfüllt, wenn man der Ausleihende etwa eine norwegische Waffenkarte oder einen Europäischen Feuerwaffenpass hat. Der Verleiher ist verpflichtet, das vor dem Verleih zun prüfen. Das gilt sowohl für den Verleih zwischen Privatpersonen, auch – wie in Longyearbyen oft üblich – innerhalb der Familie, als auch innerhalb von Betrieben, etwa beim weit verbreiteten Verleih von Waffen an Guides durch Firmen im Tourismus.
Auf Tour in Spitzbergen: das Gewehr ist meist nicht weit weg. Sollte es auch nicht.
Antrag beim Sysselmann
Hat der Ausleihende kein entsprechendes Dokument, bleibt also nur ein Antrag beim Sysselmannen. Dort wird einmal die charakterliche Eignung geprüft, üblicherweise mittels eines polizeilichen Führungszeugnisses. Zudem wird die ausreichende Fähigkeit („tilstrekkelig våpendugleik“) zum Umgang mit Waffen geprüft, was in Deutschland etwa der Sachkunde entspricht. Hier wird laut Sysselmannen beispielsweise der abgeleistete Grundwehrdienst, die aktive Mitgliedschaft in einem anerkannten Schützenverein, der Eintrag ins Jadgregister oder die Teilnahme an einem entsprechenden Sicherheitskurs (wie ihn in Longyearbyen beispielsweise UNIS für Studierende und Mitarbeitende anbietet) akzeptiert. Der Antrag kostet 248 Kronen (rund 25 Euro). Hier gibt es einen Link zu einem Antragsformular, Anträge etwa per Email werden vom Sysselmannen nicht bearbeitet.
Soweit die Theorie – wie es genau in der Praxis läuft, bleibt abzuwarten: muss ein polizeiliches Führungszeugnis in amtlich anerkannter Übersetzung vorliegen oder werden deutschsprachige Dokumente akzeptiert, wird ein deutscher Sachkundenachweis (im Original oder übersetzt?) anerkannt und so weiter. Eine Anfrage mit diesen und anderen Fragen durch diesen Autor an den Sysselmannen ist heraus; sobald Antwort vorliegt, werden weitere Informationen hier ergänzt.
Verleihen versus Vermieten
Das kommerzielle Verleihen (vermieten, norw.: utleie) von Waffen ist Privatpersonen und normalen Betrieben verboten, das ist nur dafür zugelassenen Waffenhändlern erlaubt.
Abschreckmittel sind und bleiben weiterhin vorgeschrieben
Von all dem unberührt ist die Verpflichtung, ein „geeignetes Abschreckmittel“ mitzuführen, etwa eine Signalpistole mit spezieller, geeigneter Muntion, denn natürlich sind Eisbären in Spitzbergen streng geschützt und dürfen nicht einfach abgeschossen werden. Zunächst muss alles getan, um gefährliche Begegnungen zu vermeiden oder unblutig zu beenden. Pfefferspray allerdings, das zumindest in manchen Situationen hierbei sehr hilfreich sein könnte (nicht auf freiem Feld, wenn ein schlechtgelaunter Eisbär mit Tempo angaloppiert kommt, aber das ist ja auch nicht das, was „normalerweise“ passiert) ist in Norwegen verboten.
Neues aus Norwegen zum internationalen Reiseverkehr
Eine weitere Pressemeldung betrifft den internationalen Reiseverkehr. Zunächst kann man aus außernorwegisch-touristischer Perspektive recht schnell über die bürokratischen Formulierungen hinweglesen: Die Farbgebung der FHI-Karte wird europäisch harmonisiert, so dass es nun auch die Farbe „Grün“ wieder gibt. Das sieht schöner aus, bringt aber keine großen praxisrelevanten Änderungen. Das gilt ab sofort: in der zum heutigen Montag (21.6.) aktualisierten Version der FHI-Karte gibt es nun auch außerhalb von Skandinavien wieder zwei europäische Länder, die sich über den Status „grün“ freuen dürfen, und zwar Polen und Rumänien.
Norwegische Reisewarnungen werden für den Schengenraum, Großbritannien (!) und eine Reihe weiterer Länder am 5. Juli aufgehoben, wobei neue Warnungen im Einzelfall bei Bedarf jederzeit auch kurzfristig wieder ausgesprochen werden können. Das ist allerdings vor allem für Norweger interessant, die ins Ausland reisen wollen, nicht aber für nicht-Norweger, die nach Norwegen wollen. Auch die strengen Regeln für Personen, die Angehörige in Norwegen besuchen wollen, werden nun etwas gelockert, nun dürfen u.a. auch Oma, Opa und die Beziehung mal wieder kommen. Das ist für die Betroffenen sehr erfreulich, für die weitere Norwegen-affine Öffentlichkeit aber nicht weiter von praktischer Bedeutung.
Ab 24. Juni ist Norwegen im europäischen Impfpass mit dabei, was unsere Chancen erheblich erhöhen könnte, diesen Sommer noch „Spitzbergen unter Segeln“ zu erleben.
Recht weit unten in der Pressemeldung wird es dann spannend: die norwegischen einreiserelevanten Inzidenzwerte werden „mit den europäischen Empfehlungen harmonisiert“. Das hört sich erst mal bürokratisch und wenig aufregend an, aber in der Praxis bedeutet das eine Anhebung der Grenze von 25 auf 50 (pro 100.000 Einwohner innerhalb von 14 Tagen). Das bringt eine möglicherweise erhebliche Änderung, denn der alte Grenzwert von 25 ist auch bei guter Lage leicht zu reißen: So ist Deutschland trotz der erfreulichen Entwicklung der letzten Zeit in der heute aktualisierten FHI-Karte immer noch rot. Bei einem Wert von 50 verhagelt ein einzelner, größerer Ausbruch etwa in einer Fleischfabrik aber nicht unbedingt gleich allen anderen ihre geplanten Reisen. Diese Änderung gilt ab dem 5. Juli.
Norwegen schließt sich dem europäischen Impfpasssystem an
Eine weitere, relevante Änderung: ab dem 24. Juni schließt Norwegen sich dem System des europäischen digitalen Impfpasses an, so dass europäische Reisende damit ihre Immunisierung amtlich und mit QR-Code bei Einreise nachweisen können. Damit entfällt die Quarantänepflicht bei der Einreise, und zwar unabhängig vom Status (grün/gelb/rot/…) des Herkunftslandes.
Die Stufe 3 des norwegischen Plans für die Rückkehr zur Normalität tritt am Sonntag in Kraft, wie die norwegische Regierung in einer offiziellen Pressemitteilung mitteilt. Diese erste Pressemitteilung betrifft die allgemein Öffnung des Landes.
Zwei Pressemitteilungen aus Oslo
Es gibt daneben aber noch eine zweite offizielle Pressemitteilung, in der es um Kreuzfahrten in Norwegen und Spitzbergen gilt. Hier galt bislang praktisch ein weitgehendes Verbot mehrtägiger Reisen. Das wird ab Sonntag (20.6.) prinzipiell anders, allerdings gelten natürlich Bedingungen und es gibt allgemeine Rahmenbedingungen. Beides bringt derzeit noch Fragezeichen mit sich, aber immerhin erscheint die Möglichkeit, dass es später in diesem Sommer noch „Küstenkreuzfahrten“ in Spitzbergen geben wird, nicht prinzipiell unrealistisch.
Norwegen lockert, auch für Schiffsreisen. Ob es für „Spitzbergen unter Segeln 2021“ mit der Antigua reichen wird, ist noch nicht gesagt.
Grundsätzlich gelten für internationale Touristen weiterhin zunächst strenge Einreisebeschränkungen. Nicht-norwegischen Touristen ist die Einreise nur aus „gelben“ Ländern auf der FHI-Karte erlaubt. Derzeit ist Europa auf dieser Karte weitgehend rot, aber nach aktueller Lage ist zu vermuten, dass Deutschland demnächst den Status „gelbt“ bekommt. Eine wichtige Frage ist, wie lange das dann so bleibt, mit Blick auf die Delta-Variante des Sars-Cov2-Virus und die nun kommenden Lockerungen. Ob und wann Norwegen die Einreise beispielsweise vollständig geimpften Touristen auch aus „roten“ Ländern wieder erlaubt, ist bislang unsicher.
Grundsätzlich erkennt Norwegen bislang nur Impfungen an, die in Norwegen registriert sind. Das sind zunächst nur Impfungen, die in Norwegen gegeben wurden; Impfungen aus anderen Ländern können aktuell nur von Personen registriert werden, die in Norwegen mit Geburts- oder D-Nummer registriert sind, nicht aber von Touristen. Hier könnte der europäische digitale Impfpass Änderungen bringen.
Klar ist, dass alle Erleichterungen, die für Geimpfte kommen, nur für Impfstoffe gelten werden, die in Europa von der EMA zugelassen sind. Impfungen mit Impfstoffen wie Sputnik-V oder Sinovac fallen bislang nicht darunter.
Testpflicht vor Flug nach Longyearbyen entfällt für Immunisierte
Eine Änderung, die für den Tourismus in Longyearbyen mit norwegischen Touristen bedeutsam sein wird, ist das Wegfallen der Testpflicht für Reisen nach Longyearbyen 24 Stunden vor Abreise für vollständig Immunisierte (vollständig Geimpft / …). Das geschieht auch vor dem Hintergrund, dass in Spitzbergen mittlerweile 83,5 % der Bevölkerung über 18 Jahren geimpft sind. Davon unberührt ist die Testpflicht im Zusammenhang mit der Einreise nach Norwegen.
Neue Regeln für Spitzbergen-Tourismus
Für Tourismus und Schiffsreisen in Spitzbergen gelten ab Sonntag folgende Regeln:
Reiseveranstalter müssen sich infektionsschutzfachlich verantwortlich verhalten, hier gelten von nun an die gleichen Anforderungen wie auf dem Festland.
Hotels dürfen 90 % ihrer Zimmerkapazität nutzen. Die übrigen 10 % müssen für Quarantänefälle vorgehalten werden.
Charterflüge von Norwegen nach Longyearbyen sind wieder erlaubt, nicht jedoch Charterflüge, die außerhalb von Norwegen starten.
Für Schiffe, mit denen in Spitzbergen mehrtägige Reisen gefahren werden sollen, muss ein vom Sysselmann anerkanntes Konzept vorliegen. Auch hier wird es in jedem Fall vorläufig nicht möglich sein, die volle Kapazität zu nutzen; maximal wird man 90 % nutzen können. Die hängt auch davon ab, ob alle Personen an Bord vollständig immunisiert sind. Wenn das nicht der Fall ist, gelten andere Zahlen und die nutzbare Kapazität wird geringer sein. Hierfür gibt es bislang keine Zahl, wahrscheinlich wird im Einzelfall entschieden.
Wenn Personen an Bord sind, die nicht vollständig immunisiert sind, ist die Zahl auf maximal 200 begrenzt und vor Abreise muss getestet werden. Das gilt sowohl für Norwegen als auch für Spitzbergen.
Wenn alle an Bord vollständig immunisiert sind, können bis zu 2000 Menschen an Bord sein (richtig gelesen – in Worten: zweitausend). In jedem Fall dürfen aber nur maximal 90 % der Kapazität genutzt werden und ggf. auch weniger.
Tritt eine Corona-Infektion an Bord auf oder auch ein Verdachtsfall, müssen Schiffe zum Festland oder ggf. zum Heimathafen zurückfahren. Auf Longyearbyen als Anlaufstelle kann man ggf. nicht rechnen, da die Kapazitäten der dortigen Gesundheits- und Bereitschaftsdienste sehr begrenzt sind.
Bei Corona-Verdachtsfällen müssen alle an Bord bleiben, bis die Behörden entsprechend anderslautende Genehmigung geben.
Bei Kreuzfahrten mit internationaler Fahrtroute gilt für den Fall, dass nach FHI-Karte quarantänepflichtige Personen an Bord sind, ein Landgangsverbot für das ganze Schiff.
Kommentar
Damit gibt es nun endlich eine Information, was schiffsbasierte Spitzbergenreisen betrifft. Eine solche Information war zu Jahresbeginn schon für „bis Ende Mai“ angekündigt und ist überfällig. Was das für die diesen Sommer noch im Plan stehenden Spitzbergenreisen bedeutet, muss sich nun erst noch herauskristallisieren. Hierzu werden Reedereien, Veranstalter und Behörden nun in Kontakt treten und sobald Entscheidungen gefallen sind, werden die Betreffenden es zeitnah erfahren.
In jedem Fall wird es vorteilhaft sein, wenn wir bald „gelbe Länder“ sind und möglichst auch bleiben. Wenn die Delta-Variante uns nach Fußball-Europameisterschaft und allgemeinen Öffnungen, verbunden mit weit verbreiteter Feierlaune und Ferienstimmung, während des Sommers überrennt, ist wahrscheinlich sowieso ggf. alles für den Eimer. Wir gönnen allen Fußball und Feiern, würden aber auch gerne mal wieder tun, was wir gerne tun würden und auch dringend tun müssten.
Die meisten Veranstalter haben Spitzbergen für diesen Sommer schon abgeschrieben, aber der eine oder die andere hegt noch Hoffnungen, in den nächsten Monaten auf 78 Grad Nord zu kommen und vielleicht auch noch ein paar Meter darüber hinaus.
Ob das möglich sein wird und wenn ja, was genau gehen wird, das muss sich weiterhin erst noch zeigen. Natürlich ist Corona der alles beherrschende Faktor, die weitere Entwicklung der Infektionszahlen in den involvierten Ländern sowie das Fortschreiten der jeweiligen Impfprogramme und deren Wirksamkeit auch gegen neue Varianten des Virus werden das Reisegeschehen noch eine Weile dominieren.
Die FHI-Karte als wichtige Datenbasis
Immerhin zeichnet sich für den Fall günstiger Entwicklungen nun ab, dass Norwegen Schritte in Richtung Öffnung der Grenzen macht, auch wenn internationale Touristen nach aktuellem Stand der Dinge weiterhin zunächst in den meisten Fällen nicht einreisen dürfen bzw. nur bei Herkunft aus Regionen und Ländern, die auf der Karte des norwegischen Gesundheitsamtes (FHI) „gelb“ eingetragen sind. Das sind in der aktuellen Karte aber nur Teile von Finnland sowie Island und Grönland.
Impfungen erleichtern das Reisen, Spitzbergen wird einbezogen
Dennoch deutet sich eine Entwicklung in Richtung Öffnung an, die auch internationalen Reisenden Hoffnung machen kann:
Laut einer Presseerklärung der Regierung von Mittwoch dürfen ab Freitag (11.6.) vollständig immunisierte Personen ohne Quarantäne nach Norwegen einreisen. Das gilt zwar zunächst nur für Personen, die beide Impfdosen in Norwegen bekommen haben bzw. deren Infektion mit SarsCov-2 innerhalb der letzten 6 Monate in Norwegen registriert ist, aber das ist, wie es scheint, vor allem eine Frage der amtlich anerkannten, nachvollziehbaren und sicheren Dokumentation. Norwegen hat angekündigt, sich dem europäischen digitalen Impfpass anzuschließen, und man darf gespannt sein, was damit dann möglich sein wird. Ein Test bei Einreise ist weiterhin erforderlich.
Nun ist auch Spitzbergen endlich in einen Lockerungsschritt einbezogen: wie die Svalbardposten berichtet, entfällt die oben beschriebene Quarantänepflicht für voll Immunisierte auch für Spitzbergen. Wer nach Norwegen einreisen kann, kann also nun ohne Quarantäne nach Longyearbyen weiterreisen. Die Quarantäne war bislang für internationale Reisende mit Ziel Spitzbergen – Norweger eingeschlossen – besonders problematisch, da diese auf dem Festland „abgesessen“ werden musste. Weiterhin gültig ist die Forderung eines negativen Tests innerhalb von 24 Stunden vor Abflug nach Longyearbyen. Der Test muss in Norwegen gemacht werden. Es kann auch ein Schnelltest sein.
Für uns weiterhin spannend bleibt die Frage, ob diesen Sommer noch Schiffsreisen möglich sein werden. Es scheint immerhin vorstellbar, dass das z.B. für Immunisierte noch möglich sein wird. Wir bleiben dran.
Kommentar
Abschließend ein kleiner Kommentar, um Missverständnissen vorzubeugen: Forderungen nach überstürzten Öffnungsschritten im Sinne einer Freiheit ohne Rücksicht auf Verluste liegen mir wahrlich fern. Ein dogmatisch anmutendes Festhalten an einer völligen Abschottung erscheint andererseits aber unnötig rigide, und darauf hatte zwischenzeitlich sogar die EFTA-Überwachungsbehörde, die den Europäischen Wirtschaftsraum überwacht, mit einem Verfahren reagiert. Ich finde es sinnvoll und freue mich darüber, wenn durch eine Kombination von Immunisierung und Tests Reisen nun langsam wieder möglich werden. Das wird, wie gesagt, ohnehin von der weiteren Entwicklung der Coronalage und weiteren politischen Entscheidungen abhängen. Aber wir sehen nun immerhin den Beginn einer Entwicklung in eine erfreuliche Richtung.
Corona, Impfungen, Norwegen und die Einreise
Man kann etwas genervt die norwegischen Nachrichten und Regierungsmitteilungen verfolgen und sich über die derzeit nahezu täglichen Anpassungen der Regeln bezüglich Einreise und Quarantäne wundern, die derzeit in die Richtung gehen, mehr und mehr Personen nach Einreise das Quarantänehotel zu ersparen und die Quarantäne zu Hause zumindest teilweise zu ermöglichen – weiterhin aber zunächst nur für Norweger. Corona-Impfungen werden zunächst nur anerkannt, wenn diese in Norwegen verabreicht wurden; Änderungen könnten nach Einführung des digitalen europäischen Impfpasses kommen.
Spitzbergen hat übrigens mittlerweile eine rekordverdächtige Impfquote von über 80 % bei der erwachsenen Bevölkerung. Dennoch hat man in Longyearbyen nicht zu Unrecht den Eindruck, bei den Erleichterungen, die für das norwegische Festland derzeit realisiert werden, vergessen zu werden. So gilt bei der Anreise nach Longyearbyen als einzigem Ort Norwegens weiterhin eine Testpflicht, auch für durch Impfung oder Erkrankung Immunisierte. Ein Schnelltest ist am Flughafen für „schmale“ 1195 Kronen (rund 120 Euro) zu haben, während ein PCR-Test mit Ergebnis in 1-5 Stunden mit z.B. 2500 Kronen (rund 250 Euro) noch heftiger in der Buchhaltung einschlägt (Preise von Dr. Dropin, einem Testanbieter am Flughafen Oslo Gardermoen). Dazu kommen die logistischen Herausforderungen einer Testung während der Anreise, die durchaus zu einer zusätzlichen Nacht im Hotel führen können.
Was viel besser ist
Barentsburg mit Blick über den Grønfjord.
Zeichnung von Edda Maaß, einem Geburtstagskind, oder zutreffender, seit letzter Woche: einer jungen Geburtstagserwachsenen, mit freundlicher Genehmigung.
Herzlichen Glückwunsch!
Man kann dieses Jammertal aber auch einfach mal hinter sich lassen und sich über etwas Schönes freuen. Beispielsweise über dieses meiner Meinung nach wirklich gelungene Bild, das Edda Maaß, die kürzlich ihren 18. Geburtstag feiern konnte, gezeichnet hat. Der Ort wird vielen bekannt sein 🙂
Eigentlich verdient das Bild einen passenden Treibholz-Bilderrahmen aus Longyearbyen. Mal schauen, ob die Gelegenheit sich dieses Jahr ergibt … das ist aus mehreren Gründen leider noch offen.
P.S. Den Namen der Künstlerin habe ich nach entsprechender Absprache nachträglich ergänzt. Mit dem ungefragten Veröffentlichen von Namen oder Fotos nichtöffentlicher Personen bin ich allgemein lieber zunächst zurückhaltend. Das habe ich jetzt aber sehr gerne nachgeholt!