Die gestern angesetzte Evakuierung von Longyearbyens oberem Ortsteil Nybyen wegen Lawinengefahr ist mit sofortiger Wirkung aufgehoben. Auch die Straße zwischen Schule und Nybyen ist wieder geöffnet. Somit gibt es keine gesperrten Ortsteile oder Wege mehr.
Sysselmannen und Fachbehörden (NVE) hatten die Schneeverhältnisse auf den Hängen oberhalb von Nybyen und anderen Ortsteilen untersucht und sind zu dem Schluss gekommen, dass aktuell keine Gefahr für Lawinen besteht, die Gebäude treffen würden.
Größere Schäden durch den Sturm der letzten Nacht sind nicht bekannt geworden. Ein Briefkasten wurde vom Wind abgerissen und im Hundehof wurde ein Hund vom Treibschnee begraben, der aber wohlbehalten wieder ausgebuddelt werden konnte.
Der Sysselmannen macht darauf aufmerksam, dass die allgemeine Lawinengefahr in der Umgebung von Longyearbyen weiterhin als hoch angesehen wird.
Longyearbyens oberer Ortsteil Nybyen: Die aktuelle Evakuierung wegen Lawinengefahr ist wieder aufgehoben.
Die norwegischen Wetterfrösche von yr.no melden kräftigen Wind, der in der Nacht auf Donnerstag Sturmstärke erreichen soll. Verbunden mit kräftigem Schneefall führt das zu Lawinengefahr der Stufe 4 von 5, so dass der Sysselmannen beschlossen hat, Nybyen vorläufig zu evakuieren.
Es wird mit der Möglichkeit kleinerer Schneelawinen an den Hängen bei Longyearbyen gerechnet, aber zumindest vorläufig nicht mit größeren Ereignissen, die Gebäude beschädigen können. Da die Gefahr in Longyearbyens oberem Ortsteil Nybyen am größten ist, wird dort nun vorsorglich evakuiert. In Nybyen befinden sich vor allem Studentenwohnheime und Gästehäuser. Insbesondere die Studentenwohnheime dürften derzeit ohnehin weitgehend leer stehen. Behausungen von Einwohnern gibt es in Nybyen nur wenige. Die Straße nach Nybyen ist ab der Schule gesperrt. Von Touren ins Gelände wird dringend abgeraten.
Für andere Ortsteile wurden bislang keine Evakuierungen verhängt, auch nicht für die Wohnhäuser am Sukkertoppen, die am 19. Dezember 2015 von einer tödlichen Lawine getroffen wurden. Die Situation wird vom Sysselmannen und weiteren Fachbehörden aber fortlaufend beobachtet.
Longyearbyen in der Polarnacht. Die steilen Berghänge sind bei entsprechendem Wetter lawinengefährdet.
Falls der Weihnachtsmann am Samstag keine Geschenke bringt, könnte das auch an seinen Rentieren liegen. Ob sie den mit Geschenken schwer bepackten Schlitten noch ziehen können ist fraglich. Denn die Rentiere auf Spitzbergen werden immer dünner!
Die dort lebende Unterart – das Svalbard-Rentier – ist ohnehin schon etwas kleiner als ihre Verwandten auf dem Festland. 135 Tiere hat der Forscher Steve „Mister Reindeer“ Albon vom James Hutton Institut in Schottland seit 1994 jedes Jahr im April auf die Waage gestellt. Satte sieben Kilo hat Rudolf Normalrentier in diesem Zeitraum abgenommen. Grund ist wahrscheinlich, dass die Tiere im Winter weniger zu fressen finden.
Hungrige Svalbard Rentiere
Und wer ist schuld? Höchstwahrscheinlich mal wieder der Klimawandel. Denn durch die höheren Durchschnittstemperaturen regnet es auf Svalbard häufiger anstatt zu schneien. Der Regen gefriert und bildet eine Eisschicht auf dem am Boden liegenden Schnee. Damit wird es schwieriger für die Rentiere, an die Flechten heran zu kommen, von denen sie im Winter vor allem leben.
Immerhin scheint das die Population nicht zu beeinträchtigen: Seit den 90er Jahren ist die Zahl der Svalbard Rentiere im Adventdalen von 800 auf 1400 gestiegen. Was sich eigentlich nach einer guten Nachricht anhört, könnte aber langfristig auch zu einer Hungersnot unter den Rentieren führen, denn die Konkurrenz um Nahrung steigt.
Wir drücken dem Weihnachtsmann und seinen Rentieren die Daumen und wünschen in jedem Fall: Fröhliche Weihnachten!
25.000 Kronen Strafe (ca. 2750 €) soll ein französischer Skipper zahlen, dem vorgeworfen wird, gegen mehrere der strengen Auflagen zum Schutz der Umwelt auf Svalbard verstoßen zu haben.
Die beiden französischen Abenteurer Gilles und Alexia Elkaim waren im September und Oktober diesen Jahres eigentlich auf dem Weg zum Nordpol, mussten aber aufgrund schlechten Wetters umkehren. Dass sie ausgerechnet in einem der am strengsten geschützten Gebiete Svalbards mit ihrem Segler „Arktika“ Schutz vor einem Sturm suchten, könnte ihnen jetzt zum Verhängnis werden. Denn der 56jährige Skipper will die Strafe nicht zahlen. Nun wird der Fall am 23. und 24. Februar 2017 vor dem Amtsgericht (Tingrett) Nord-Troms verhandelt.
Den Abenteurern wird vorgeworfen, dass sie in dem Gebiet rund um Kong Karls Land im Osten Svalbards drei Tage lang innerhalb der Schutzzone geankert und mit ihren sieben Schlittenhunden die Insel Svenskøya betreten haben. Für die Svenskøya gelten strenge Schutzbestimmungen: Man darf sich der Insel nicht mehr als 500 Meter nähern und das Betreten ist ganzjährig verboten. Auch soll der Skipper seine Hunde unerlaubt nach Svalbard eingeführt und seine Expedition nicht vom Sysselmannen genehmigt lassen haben. In großen Teilen von Svalbard besteht eine Meldepflicht für Individualtouristen.
Eisbär im Duvefjorden, wo die französische Expedition ankerte. Der Duvefjord liegt im Nordaust-Svalbard Naturreservat und ist zudem als wissenschaftliches Referenzgebiet geschützt.
Wie so oft sind solche Streitfälle ja meist auch eine Frage des Standpunktes. Gilles Elkaim schildert den Fall am 23. November auf seiner Facebookseite aus seiner Perspektive: Er habe am 8. Oktober beim Sysselmannen um die Genehmigung für eine Überwinterung gebeten, jedoch tagelang keine Antwort bekommen. Auch die Erlaubnis für die Einfuhr der Hunde will Elkaim bereits im Juli beantragt haben – ohne Reaktion. Die „Arktika“ hatte Anfang Oktober erhebliche Probleme mit dem Motor und einer Wasserpumpe und konnte daher nicht weiterfahren. Er habe aus einer Notsituation heraus das Schiff in Sicherheit bringen wollen. Um das Boot aus dem Schutzgebiet herauszuholen, entschied der Sysselmannen am 13. Oktober, die „Arktika“ und die Mannschaft nach Longyearbyen abzuschleppen. Eine Aktion mit Folgen. Die Expedition ist jedenfalls vorläufig beendet.
Im Duvefjorden und auf der Svenskøya ankerte die Arktika, bevor sie nach Longyearbyen abgeschleppt wurde.
Hauke Trinks ist nicht nur unter Wissenschaftlern, sondern auch in Spitzbergen-Kreisen bekannt geworden, indem er ab 1999 insgesamt dreimal an abgelegenen Stellen überwinterte. Der am 19. Februar 1943 in Berlin geborene Physiker krönte seine wissenschaftliche Karriere mit der Position des Präsidenten der Technischen Universität Hamburg-Harburg und gab sich danach verstärkt seinen Leidenschaften hin, dem Segeln und dem Abenteuer.
Zunächst überwinterte Trinks 1999-2000 alleine auf der Yacht Mesuf in der Lagune von Mushamna im Woodfjord eingefroren. Als wissenschaftliches Ziel hatte er ausgegeben, den von ihm vermuteten Ursprung des Lebens im Eis durch Forschungen am Eis des Nordpolarmeeres zu belegen. Zwei weitere Überwinterungen folgten, 2003-2004 in der alten schwedischen Forschungsstation in Kinnvika auf dem Nordaustland und 2010-2011 noch einmal auf dem Segelboot in Mushamna. Bei diesen beiden Überwinterungen war er nicht mehr alleine, sondern in Begleitung der Engländerin Marie Tièche. Hauke Trinks hat durch Bücher und Fernsehfilme ein breites Publikum an seinen Polar-Abenteuern teilnehmen lassen und ist dadurch bekannt geworden. Es vergeht kaum ein Abstecher in den Woodfjord, ohne dass die Frage gestellt wird, ob denn nicht irgendwo hier der Hauke Trinks überwintert habe!
Seine wissenschaftlichen Arbeiten im Eis zu beurteilen, ist Sache der Fachleute. Von diesen ist diesbezüglich Vermischtes zu vernehmen, was aber hier und jetzt keine Rolle spielt. Als Mensch hat Hauke Trinks sich auf Spitzbergen sehr schnell eingelebt und wohlgefühlt, was auch bei mehreren Begegnungen deutlich wurde, die dieser Autor mit ihm in Mushamna, Kinnvika und Longyearbyen hatte. Unvergessen bleibt der herrliche Moment, als Hauke und Marie in Kinnvika schnell in ihr Zodiac sprangen und im Murchisonfjord verschwanden, als sie uns, damals noch mit der MV Professor Multanovskiy, in der Anfahrt sahen! Aber natürlich ließ der gute Erzähler Hauke Trinks es sich nicht nehmen, kurz vor unserer Abfahrt noch schnell aufzutauchen und uns an seinen Erlebnissen und Plänen teilhaben zu lassen.
Hauke Trinks blieb dem Norden in seinen letzten Jahren verbunden und schuf sich ein Zuhause auf Utsira in Norwegen. Er starb im Dezember 2016 im Alter von 73 Jahren in Spitzbergen beziehungsweise dem Hamburger Abendblatt zufolge auf Utsira. Als einem der wenigen echten Abenteurer Spitzbergens, die sich in jüngeren Jahren monatelang fast oder ganz alleine auf wissenschaftlicher Mission in die Polarnacht und ins Eis begaben, und als sympathischem Charakter mit unvergesslichen Zügen sei ihm ein ehrenvolles Andenken bewahrt.
Hauke Trinks und Marie Tièche 2003 in Kinnvika.
Der Bericht wurde federführend von NVE (Norges vassdrags- og energidirektorat, Verwaltungsbehörde für Gewässer und Energie im Ministerium für Öl und Energie) erstellt. Grundlage waren Karten und Luftfotos, Geländemodelle, Klimaanalysen, historische Erfahrungen, Begehungen vor Ort und Modellierungen.
Spannender als die methodischen Hintergründe sind für die Öffentlichkeit die Ergebnisse. Der Bericht enthält eine Karte, die gefährdete Gebiete mit drei Farben charakterisiert. Gelb bedeutet, dass die jährliche Wahrscheinlichkeit, dass eine Lawine hier Schaden anrichtet, 1:5000 beträgt. Anders ausgedrückt: Hier ist statistisch alle 5000 Jahre mit Schäden durch eine Lawine zu rechnen.
In orange gefärbten Gebieten beträgt die Eintrittswahrscheinlichkeit innerhalb eines Jahres 1:1000 (tausendjähriges Ereignis). Und dann gibt es noch die roten Gebiete, wo einmal innerhalb von 100 Jahren mit einer Lawine zu rechnen ist. Dort beträgt das Risiko eines zerstörerischen Ereignisses immerhin 1:100 oder 1 % innerhalb eines jeden Jahres.
In diese Gefährdungsabschätzungen gehen Schneelawinen, Schlamm- und Schmelzwasserlawinen, Steinschlägen und Rutschungen/Fließungen ein. Bestimmte Ortsteile sind teilweise von nur einer dieser Gefahren betroffen, was bedeuten kann, dass die Risiken zu jeweils unterschiedlichen Jahreszeiten beziehungsweise bei verschiedenen Wetterlagen besonders groß werden.
Der Blick auf die Gefahrenkarte lässt den Betrachter schon einmal tief durchatmen. Gebäude mit nicht weniger als 154 Wohnungen sowie zwei Gästehäuser liegen innerhalb der roten Zone, wo jedes Jahr mit einem Risiko von 1:100 mit möglicherweise erheblichen Schäden an Gebäuden und Gefährdung von Menschen zu rechnen ist.
Nun stellt sich natürlich die Frage, wie man in Longyearbyen damit umgehen wird. Klar ist, dass es keine Möglichkeit gibt, die betroffenen Wohngebiete mehr oder weniger kurzfristig umziehen zu lassen. Dazu gibt es im Ortsgebiet keine alternativen Unterbringungsmöglichkeiten und es ist fraglich, ob es ausreichend Platz gäbe, um diese zu schaffen. Dazu kommen die finanziellen Aspekte. Unterm Strich werden die Häuser zumindest absehbar bleiben, wo sie sind.
Sicher wird man die Ortsentwicklung in nicht gefährdeten Gebieten kräftig vorantreiben, damit längerfristig so viel sicherer Wohnraum wie möglich entsteht. Auch die technische Sicherung einzelner Hänge kann eine Möglichkeit sein.
Kurzfristig wird man sich damit begnügen müssen, das mittlerweile etablierte Lawinenwarnsystem aufrechtzuerhalten und bei Gefahrenlage betroffene Gebäude vorsorglich zu evakuieren.
Es wurde auch darauf hingewiesen, dass es in Norwegen eine größere Anzahl von Siedlungen gäbe, für die das ein normaler Zustand sei. Letztlich also Teil der Normalität im Gebirgs- und Winterland Norwegen, die die Gesellschaft ausgerechnet in Longyearbyen in jüngerer Vergangenheit aber kalt und teilweise brutal eingeholt hat.
Klar ist eines: Die Politik, von der Gemeindeverwaltung (Lokalstyre) in Longyearbyen bis hin zu den zuständigen Ministerien in Oslo, hat nun einiges zu tun. Und die Bewohner vieler Adressen in Longyearbyen werden wohl das eine oder andere Mal in den kommenden Jahren kurzfristig irgendwo unterschlüpfen müssen.
Lawinengefährdungskarte für Longyearbyen (NVE).
Am 09. August erschoss ein russischer Wissenschaftler auf dem Prins Karls Forland einen Eisbären (siehe Eisbär auf Prins Karls Forland erschossen). Die Umstände des Vorfalls erschienen dubios: Es war praktisch nicht versucht worden, den Eisbären mit harmlosen Methoden zu vertreiben, und der tödliche Schuss war aus einer sehr großen Entfernung (etwa 130 Meter!) abgeschossen worden. Zudem wurden die Behörden erst am nächsten Tag über den Vorfall informiert.
Es handelt sich um eine zwei Jahre alte Eisbärin mit 155 kg Gewicht, die bereits markiert worden war.
Der Fall wurde vom Sysselmannen in Longyearbyen umgehend an den Staatsanwalt in Tromsø übergeben. Dahinter steht möglicherweise die juristische Brisanz des Falles, der im Licht der kurz umrissenen Informationen eine kriminelle Handlung vermuten lassen kann.
Nun liegt das Urteil aus Tromsø vor: Der Wissenschaftler, der den tödlichen Schuss abgegeben hat, wurde zu einer Geldstrafe von 15000,00 Kronen (ca. 1670 Euro) verurteilt. Der Mann hat das Urteil angenommen, das somit rechtskräftig ist.
Zusammen mit dem Schützen befanden sich drei weitere Wissenschaftler in dem Zeltlager in der Bucht Selvågen auf der Ostseite des Prins Karls Forlands. Das Verfahren gegen diese Personen wurde eingestellt.
Die Bucht Selvågen wenige Tage vor dem Abschuss der Eisbärin am 09. August.
Auch wenn es nun allmählich kühler wird in Spitzbergen, reißen die Nachrichten über Rekordtemperaturen in der Arktis nicht ab. Sechs Jahre hintereinander war es auf Svalbard inzwischen deutlich wärmer als normalerweise, teilweise lagen die Temperaturen in diesem November bis zu 10 Grad über den Durchschnittswerten.
Der Klimawandel bedroht auch die Ufer und Häuser und Hütten, die dort stehen. Hier setzt der Seegang dem ungefrorenen, lockeren Boden zu, der im November längst durch Frost betonhart sein sollte. Die Hütte links im Bild musste sicherheitshalber kurzfristig verlassen werden. Foto: Rolf Stange
Auch in anderen Teilen der Arktis wird deutlich: Es wird immer schneller immer wärmer. Und das betrifft sowohl die Temperaturen an Land wie auch im Meer, wo bis zu fünf Grad höhere Temperaturen gemessen wurden, wie im Isfjord bei Longyearbyen. In einigen arktischen Gegenden lagen die Lufttemperaturen gar unfassbare 20 Grad über dem Durchschnitt, etwa am Nordpol selbst, so Satellitenmessungen.
Und noch niemals gab es so wenig Eis an Land wie auf dem Meer. Tückisch dabei: Eis reflektiert die Strahlung der Sonne. Je weniger Eis auf dem Meer schwimmt, umso dunkler wird die Meeresoberfläche und umso mehr Sonnenstrahlung wird absorbiert. Forscher befürchten gar, dass das Treibeis im Sommer ganz aus der Arktis verschwinden könnte.
In Longyearbyen rechnet derzeit jedenfalls niemand mit einem guten Eiswinter, der die Fjorde solide zufrieren lassen würde.
Auf Spitzbergen wird auch schon länger beobachtet, dass der Permafrostboden wärmer wird und stellenweise zu tauen beginnt. Das kann in Siedlungen zu Setzungsschäden an Gebäuden führen, wie man sie derzeit schon in mehreren Fällen in Longyearbyen beobachtet. In anderen arktischen Gebieten wie Sibirien führt das Tauen des Permafrostbodens in Sumpfgebieten, die viel organische Masse im kalten Boden gespeichert haben, zudem zur Freisetzung großer Mengen des hochaggressiven Treibhausgases Methan, was den Klimawandel noch weiter antreibt.
Der Klimawandel ist auf Spitzbergen längst keine Schreckensnachricht mehr, von der man nur in der Zeitung liest, sondern erlebbare Realität, die sich in den Alltag der Menschen drängt. Es steht zu befürchten, dass man sich auch in den nächsten Jahren auf warme Winter, Erdrutsche und Evakuierungen auf Spitzbergen einstellen muss.
Zu Beginn der letzten Woche hatte Extremwetter mit starken Niederschlägen zu mehreren erdrutschartigen Lawinen in der unmittelbaren Nähe von Longyearbyen geführt. Schäden durch die Rutschungen blieben auf überschaubaren Materialschaden an einem Hundehof (der erste im Adventdalen) beschränkt. Vorsorgehalber waren über 200 Menschen für mehrere Tage aus ihren Wohnungen evakuiert worden.
Nun haben Satellitenbilder gezeigt, dass allein im Nordenskiöld Land zwischen Longyearbyen und Barentsburg über 50 Erdrutsche ausgelöst wurden. Das zeigt, wie instabil das Gelände bei entsprechenden Wetterlagen ist.
Künftig rechnen Wissenschaftler mit einer Zunahme von Extremwetterlagen mit sehr starken Niederschlägen, die bislang für die Arktis (Stichwort „Polarwüste“ untypisch sind. Dadurch ist auch mit verstärkter Hangdynamik zu rechnen, also mehr Erdrutschen, Steinschlägen, Schnee- und Schlammlawinen.
Aktuelles Satellitenbild vom Nordenskiöld Land in Spitzbergen. Die Sterne zeigen Lawinen, die durch das Extremwetter der letzten Woche ausgelöst worden sind. Satellitenbild: Copernicus/ESA.
Mit Rolf Stanges Präsentation Norwegens arktischer Norden: Spitzbergen geht es Anfang Februar 2017 auf eine kleine Vortragsreihe. Mit umfangreichem Bildmaterial geht es visuell und erzählerisch spannend in den hohen Norden.
„Seit 20 Jahren hat der Geograph, Autor und Fahrtleiter Rolf Stange sich Spitzbergen zur zweiten Heimat gemacht. In seinem Bildervortrag nimmt er Sie mit auf eine Reise durch die Jahreszeiten, von der Polarnacht mit ihren Nordlichtern bis in den arktischen Sommer mit Treffen mit Walen und Eisbären unter der Mitternachtssonne. Zu Fuß, mit Ski, Motorschlitten und unter Segeln geht es von den Siedlungen bis in die abgelegensten Winkel Spitzbergens.“
Wir freuen uns sehr, dass Kerstin Langenberger und Olaf Krüger den Termin in Bonn mit ihrem sehr beliebten Vortrag Inseln des Nordens gestalten werden.
Die Termine:
Donnerstag, 02. Februar: Stadthalle Hiltrup bei Münster. Norwegens arktischer Norden: Spitzbergen, von und mit Rolf Stange.
Freitag, 03. Februar: Landesmuseum Bonn: Inseln des Nordens, von und mit Kerstin Langenberger und Olaf Krüger.
Samstag, 04. Februar. Museum im Kulturspeicher in Würzburg. Norwegens arktischer Norden: Spitzbergen, von und mit Rolf Stange.
Sonntag, 05. Februar. Volkshaus Enkheim in Frankfurt. Norwegens arktischer Norden: Spitzbergen, von und mit Rolf Stange.
Sämtliche Evakuierungen in Longyearbyen sind ab sofort wieder aufgehoben. Das Wetter hat sich beruhigt, und die Behörden stufen die Lage als sicher ein. Rutschungsgefährdete Hänge werden weiter beobachtet.
Der Weg westlich des Campingplatzes Richtung Bjørndalen bleibt vorerst gesperrt. Somit ist das Gebiet zwischen Vestpynten und Bjørndalen mit zahlreichen Freizeithütten vorerst praktisch nicht beziehungsweise nur zu Fuß zugänglich. Erst nach einer eventuellen Aufhebung der Sperre oder wenn die Geländeverhältnisse den Verkehr mit Motorschlitten wieder zulassen, wird das Gebiet wieder einfach zugänglich.
Die eine oder andere ufernahe Hütte wird nicht am heutigen Standort verbleiben können. Schon früher wurden in Spitzbergen ganze Hütten wegen Gefährdung durch Küstenerosion versetzt. Das bekannteste Beispiel ist die berühmte Trapperhütte Fredheim im Tempelfjord. Über kurz oder lang dürfte die eine oder andere Hütte zwischen Campingplatz und Bjørndalen ebenfalls umziehen, zumindest auf die andere Seite des Weges.
Ob, wann und wie der Weg gesichert oder verlegt wird, ist derzeit eine offene Frage.
Im Frühjahr 2015 ist die berühmte Trapperhütte Fredheim wegen Erosionsgefahr mit schwerer Technik eine Terrasse höher gezogen worden.
Extremwetter mit sturmartigen Starkwinden und starken Niederschlägen hat Longyearbyen in der Nacht von Montag auf Dienstag in Anspannung gehalten. Insbesondere wurden Bergrutsche von steilen und wassergesättigten Hängen erwartet, von dene sich einige in der Nähe von Wohnhäusern und Infrastruktur befinden. Etliche Wohnhäuser wurden sicherheitshalber evakuiert und mehrere Straßen gesperrt.
Bislang hat es mehrere kleine Erdrutsche gegeben. Zu größeren Schäden kam es bislang nicht. Nur am Hundehof im Adventdalen wurden die hinteren, hangnahen Bereiche beschädigt. Alle Hunde in gefährdeten Bereichen waren rechtzeitig in sichere Zwinger gebracht worden, alle Tiere sind wohlauf und in Sicherheit.
Am Ufer Richtung Bjørndalen ist die Küstenerosion durch Brandung auf das nicht gefrorene Ufer bei Hochwasser forangeschritten. Mittelfristig ist damit zu rechnen, dass einzelne Hütten und Teile der Straße in derzeitiger Lage nicht zu halten sind.
Die Verwaltung behält die Evakuierung vorerst bei. Hangbewegungen sind geologische Prozesse, die mit einiger Verzögerung ablaufen können, so dass die Gefahr noch nicht vorüber ist. Die Öffentlichkeit ist aufgerufen, sich von gefährdeten Bereichen wie steilem Gelände fernzuhalten.
Schon der Oktober hat in Spitzbergen wieder mal Rekorde aufgestellt in Sachen Wärme und Niederschlag. Nach regenreichen Tagen hatte es Schlammlawinen vom Platåberg gegeben, die die Straße zwischen Kirche und Huset erreichten. Die Straße war zwischenzeitlich gesperrt.
Derzeit kommt es deutlich dicker: In der Nacht von Montag (7.11.) auf Dienstag werden bis zu 50 mm Niederschlag erwartet, im Extremfall sogar noch mehr. Oberhalb von 500 m Höhe soll der Niederschlag als Schnee fallen, darunter als Regen. In und um Longyearbyen wird mit Gefahr für Überschwemmungen und Lawinen gerechnet. Mehrere Straßen sind gesperrt, darunter die ins Adventdalen (Verkehr aus dem Adventdalen, etwa von den dortigen Hütten, die teilweise bewohnt sind, in den Ort, ist weiter zugelassen). Auch in Longyearbyen selbst sind mehrere Straßen gesperrt. Wegen Lawinengefahr wurden auch etliche Wohnhäuser evakuiert. Die Bewohner sind kurzfristig woanders untergebracht worden, teilweise werden die Bewohner kostenlos von Hotels aufgenommen.
Es wird davor gewarnt, sich den ohnehin gesperrten alten Bergbauanlagen oder den Gestellen der alten Kohleseilbahn zu nähern. Dort können bei starkem Wind Teile durch die Gegend fliegen. Die teilweise beschädigten Ständer der Seilbahn sind durch den Wind möglicherweise einsturzgefährdet.
In höheren Lagen ist starke Schneelawinengefahr (Stufe 4) ausgerufen worden.
Morgen Vormittag soll die Wetterlage sich wieder beruhigen. Wir drücken die Daumen, dass möglichst nichts passiert.
P.S. Anmerkung in eigener Sache für Freunde und Bekannte des Verfassers: unsere Adresse in Longyearbyen liegt nicht im betroffenen Bereich.
Eine französische Nordpolexpedition wurde durch den Sysselmannen im Duvefjord beim Nordaustland beendet. Die Abenteurer Gilles und Alexia Elkaim hatten geplant, mit ihrer Yacht Arktika eine Expedition nach Strickmuster von Fridtjof Nansens berühmter Fram-Reise (1893-96) zu machen. Nach der Fahrt von der Barents-See in die Nordostpassage bis zu den Neusibirischen Inseln sollte die Arktika im Treibeis eingefroren werden und mit dem Eis nach Norden driften. Auch eine Schlittenreise zum Polpunkt selbst war als Teil der mehrjährigen Expedition geplant.
Nun hat die Expedition in Spitzbergen ein vorzeitiges Ende gefunden. Schlechtes Wetter und Eis hatten die vorläufige Umkehr erzwungen, nachdem die Arktika die Kvitøya in Richtung Osten verlassen hatte. Das Schiff suchte im Duvefjord Schutz zum Abwettern, wo die Situation laut eigenem Blog wetterbedingt zeitweise schwierig wurde. Schließlich brachte die fortgeschrittene Jahreszeit und die Notwendigkeit einer Reparatur die Entscheidung für eine Überwinterung vor Ort.
Hierfür lag allerdings keine Genehmigung seitens der norwegischen Behörden vor, und eine solche Genehmigung wird auch nicht von heute auf morgen erteilt. Am 08. Oktober bat Kapitän Elkaim beim Sysselmannen für eine Genehmigung für eine Überwinterung. Am 13. Oktober bekam die Arktika Besuch vom Hubschrauber des Sysselmannen, resultierend in der Beschlagnahme von Pässen und Papieren. Bald darauf wurde die Yacht vom Regierungsschiff Polarsyssel nach Longyearbyen geschleppt. Als Gründe hierfür wurden seitens der Behörden sowohl mechanische als auch gesetzliche Probleme genannt. Auf der Facebookseite der Expedition steht hingegen, dass man die Lage im Duvefjord unter Kontrolle gehabt habe, dass es keine Notwendigkeit für das Abschleppen gegeben habe und dass das Abschleppen selbst bei kräftigem Wind ein Risiko für Boot und Besatzung einschließlich der Hunde dargestellt habe. Die professionelle, freundliche Handhabung der Operation durch die Besatzung der Polarsyssel wurde aber positiv hervorgehoben. Gleichzeitig wurden aber schwere Vorwürfe wegen Tierquälerei gegen die norwegischen Behörden erhoben, da es den 7 Hunden auch nach 10 Tagen nicht erlaubt wurde, das Schiff zu verlassen und sich an Land zu bewegen, obwohl die Papiere für die Einfuhr von Hunden nach Svalbard bereits im Juli eingereicht worden seien und obwohl der Tierarzt vor Ort die notwendigen Impfen und den Gesundheitszustand bestätigt hatte. Die rechtliche Aufarbeitung wird die Juristen beider Seiten wohl noch eine Weile beschäftigen. Die Expedition ist unterdessen zumindest vorerst beendet.
Das französische Schiff Arktika hat übrigens nichts mit den Schiffen Arctica I und Arctica II aus Longyearbyen zu tun.
Temperaturrekorde sind der neue Normalzustand, was das Wetter betrifft. Das trifft auf die Arktis noch mehr zu als auf andere Teile der Welt. Am Freitag (7.10.) wurden bei der Wetterstation am Flughafen bei Longyearbyen 10,1°C gemessen. Das ist das erste Mal, dass dort im Oktober offiziell ein zweistelliger Wert aufgezeichnet wurde. Bislang liegt das absolute Temperaturmaximum im Oktober bei 8,9°C, der Wert stammt aus dem Jahr 1984. 1961 gab es schon einmal 9,9°C, aber damals lag die Wetterstation in Longyearbyen selbst und nicht am Flughafen, und die Messgeräte waren andere. Die Werte sind somit nicht unmittelbar vergleichbar. Vor allem die Lage, küstennah am weiten Isfjord oder weiter im Land im Tal, kann trotz der Entfernung von nur wenigen Kilometern meteorologisch einen erheblichen Unterschied bringen.
Am eindrücklichsten ist aber eine Information, die in einem Nebensatz Platz findet: das aktuell letzte Mal, dass ein Monat in Longyearbyen mit einer Temperatur unterhalb des langjährigen Mittels aufgefallen ist, war im November 2010, also vor traurig-stolzen 6 Jahren.
Auch die Eislage um Spitzbergen herum ist seit dem letzten Winter durchgehend traurig. Die Vermutung, das habe mit dem El Nino Phänomen zu tun, das sich letzten Winter im Pazifik ausgetobt hat, aber seine Auswirkungen um den ganzen Globus schickt, steht im Raum. Eine Besserung der Eislage lässt sich bislang aber nicht erkennen.
Der Oktober bringt die letzten Sonnenstrahlen und dann die Polarnacht nach Spitzbergen. Das hat mit Temperaturen um 10 Grad plus normalerweise nichts zu tun.