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Jahres-Archiv: 2016 − News & Stories


Tem­pe­ra­tur im Febru­ar 10 Grad über Durch­schnitt

Der Win­ter fällt die­ses Jahr im Nord­at­lan­tik mehr oder weni­ger aus. Dass die Tem­pe­ra­tu­ren welt­weit in den letz­ten Mona­ten über dem lang­jäh­ri­gen Durch­schnitt von 1950-1980 gele­gen haben, ist viel­fach in den Medi­en berich­tet wor­den. Der Febru­ar 2016 lag laut NASA glo­bal 1,35 Grad über dem Mit­tel. Beson­ders warm waren die Tem­pe­ra­tu­ren in hohen Brei­ten auf der Nord­halb­ku­gel: Nord­ame­ri­ka, Sibi­ri­en, Nord­skan­di­na­vi­en. Dort war das Ther­mo­me­ter 5-10 Grad über den Schnitt gestie­gen. Nun lie­gen auch Zah­len aus Spitz­ber­gen vor, und dort ist die Erwär­mung beson­ders dras­tisch: Im Febru­ar 2016 lag die Durch­schnitts­tem­pe­ra­tur 10,6 Grad über dem lang­jäh­ri­gen Mit­tel.

Damit ist die­ser Monat aber nicht der Spit­zen­rei­ter. Der trau­ri­ge Rekord wur­de im Febru­ar 2014 auf­ge­stellt, der nicht weni­ger als 14,5 Grad wär­mer war, als die Sta­tis­tik erwar­ten lässt.

In Spitz­ber­gen droht das wenig win­ter­li­che Wet­ter die lau­fen­de Win­ter­sai­son zu beein­flus­sen: Die Fjor­de wol­len nicht zufrie­ren, was für vie­le Tie­re gro­ße Schwie­rig­kei­ten brin­gen wird. So brin­gen Rin­gel­rob­ben im April und Mai auf Fjord­eis ihren Nach­wuchs zur Welt. Ohne Fjord­eis dürf­te die repro­duk­ti­ve Sai­son für vie­le Rin­gel­rob­ben aus­fal­len, was wie­der­um Aus­wir­kun­gen auf Eis­bä­ren hat, die zu die­ser Zeit auf dem Fjord­eis sonst einen gut gedeck­ten Tisch vor­fin­den. Die­ser ist nor­ma­ler­wei­se für vie­le Eis­bä­ren sehr wich­tig, dar­un­ter Fami­li­en mit weni­ge Mona­te alten Jung­bä­ren, die zusam­men mit ihrer Mut­ter, die meh­re­re Mona­te lang gefas­tet hat, auf eine gute Nah­rungs­grund­la­ge ange­wie­sen sind.

Auch für Tou­ren­fah­rer und Tou­ris­ten bringt das Wet­ter Schwie­rig­kei­ten. Am ver­gan­ge­nen Wochen­en­de hat ein Warm­luft­ein­bruch mit Tau­wet­ter den Schnee in Tälern tau­en las­sen, die zu belieb­ten Motor­schlit­ten­rou­ten gehö­ren. Vor der Stre­cke nach Barents­burg wur­de gewarnt, da im Grøn­da­len und Coles­da­len mit­un­ter sehr wenig Schnee liegt, statt­des­sen teil­wei­se Schnee­matsch und Was­ser. Die nun wie­der unter -10 Grad gefal­le­nen Tem­pe­ra­tu­ren dürf­ten dar­aus Glatt­eis­stre­cken machen.

Immer­hin soll es nun zunächst mit Tem­pe­ra­tu­ren um -15 Grad kalt blei­ben. Mit einem Zufrie­ren der Fjor­de (Tem­pel­fjord, Bil­lefjord) wird aber kaum noch gerech­net.

Der Tem­pel­fjord bei Fred­heim: der­zeit offe­nes Was­ser. Zum letz­ten Mal war hier 2013 soli­des Eis.

Tempelfjord bei Fredheim

Quel­le: NRK, Beob­ach­tung und Mit­tei­lun­gen vor Ort.

Son­nen­fest – 08. März 2016

Zwar steigt die Son­ne schon am 16. Febru­ar zum ers­ten Mal nach der Polar­nacht wie­der über den Hori­zont, aber da Lon­gye­ar­by­en von Ber­gen umge­ben ist, hat man erst am 08. März im Ort wie­der die Chan­ce auf wär­men­de Son­nen­strah­len im Gesicht. Klar, dass das ein Ereig­nis ist, nach­dem man dar­auf vier Mona­te lang ver­zich­ten muss­te – wobei die meis­ten Ein­woh­ner Lon­gye­ar­by­ens den Win­ter für den einen oder ande­ren Abste­cher in den Süden nut­zen, die Zeit der völ­li­gen Iso­la­ti­on wäh­rend des ark­ti­schen Win­ters ist natür­lich schon lan­ge vor­bei.

Den­noch freu­en sich alle auf die Wie­der­kehr der Son­ne, die eine gan­ze Woche lang mit diver­sen Arran­ge­ments gefei­ert wird: die Sol­fest­u­ke (Son­nen­fest­wo­che). Da lässt man das ver­gan­ge­ne Jahr auf der Büh­ne, ganz tra­di­tio­nell im Huset und nicht im neue­ren Kul­tur­haus, Revue pas­sie­ren, ein gro­ßes Ver­gnü­gen für loka­le Zuschau­er, die der nor­we­gi­schen Spra­che auf fort­ge­schrit­te­nem Niveau mäch­tig sind – es geht rasant und dia­lekt­ge­prägt zur Sache – und wis­sen, was den Ort in den ver­gan­ge­nen 12 Mona­ten so alles bewegt hat. Von der Store Nor­ske, der im 100. Jahr ihres Bestehens die Abwick­lung eines gro­ßen Teils ihrer Akti­vi­tä­ten droht, so dass sie künf­tig viel­leicht als Store Tor­ske ins Fische­rei­ge­schäft ein­stei­gen wird ..? Über Lokal­wah­len und poli­ti­sche Cha­mä­le­ons, auf die Ber­lin kein Exklu­siv­recht hat, bis hin zu Sval­bar­dia­nern, die schon mal spon­tan auf die Idee kom­men, zu tes­ten, ob man belieb­te inner­ört­li­che Motor­schlit­ten­stre­cken auch mit dem Auto befah­ren kann (nein, es geht nicht). Natür­lich bekom­men auch Behör­den und Ver­wal­tung ihr Fett weg.

Einer schö­nen Tra­di­ti­on fol­gend, hat Sval­bard Kir­ke zu einem Got­tes­dienst unter frei­em Him­mel am Hiorth­fjel­let ein­ge­la­den, was Sok­ne­p­rest Leif Magne Hel­ge­sen wie immer sou­ve­rän gemacht hat. Die „Leif show“ ist immer erle­bens­wert. Kein Wun­der, dass er zum Sval­bar­dia­ner des Jah­res gewählt wur­de. Und das bei schö­ner Aus­sicht auf Lon­gye­ar­by­en und Umge­bung, mit Frostrauch auf dem Advent­fjord, auf des­sen offe­nes Was­ser – von Eis weit und breit lei­der kei­ne Spur – die Son­ne scheint.

Der abso­lu­te Höhe­punkt ist aber natür­lich der 08. März, das eigent­li­che Son­nen­fest. Dazu trägt das Wet­ter eine Men­ge bei, denn bei Bewöl­kung, die in den letz­ten Wochen und auch in ver­gan­ge­nen Jah­ren an die­sem Tag vor­ge­herrscht hat, gibt es ein Son­nen­fest ohne Son­ne, was etwas so viel Freu­de macht wie eine Hoch­zeit ohne Braut.

Gale­rie Son­nen­fest – 08. März 2016

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Heu­te aber soll­te es anders sein, kein Wölk­chen trübt den Him­mel. Gefühlt hun­der­te von Kin­dern, schön deko­riert mit son­nen­strah­li­gen gel­ben Schals, und vie­le Erwach­se­ne haben sich an der alten Kran­ken­haus­trep­pe ver­sam­melt, in der Nähe der Kir­che, wo die ers­ten Son­nen­strah­len zu erwar­ten sind. Die Kin­der feu­ern die Son­ne an, die noch hin­ter Gru­vef­jel­let und Troll­stei­nen ver­bor­gen ist, ihre Strah­len aber schon über den Rand schickt: sol, sol, kom igjen! Sola er min bes­te venn! (Son­ne, Son­ne, komm wie­der! Die Son­ne ist mein bes­ter Freund!

Das funk­tio­niert rhyth­mus- und reim­tech­nisch auf nor­we­gisch deut­lich bes­ser als auf deutsch). Es gibt Lie­der, es gibt klei­ne Reden, es gibt gute Stim­mung. Und dann gibt es Son­ne. Ein bewe­gen­der Moment, als das Licht über dem Lars­breen hell strah­lend auf­geht und wär­mend auf die Men­schen fällt, die den Augen­blick jubelnd fei­ern. Noch ein paar Lie­der, dann ver­streu­en sich die Leu­te wie­der. Die dunk­le Zeit ist für die­sen Win­ter zu Ende.

Barents­burg – 04. und 05. März 2016

04./05. März 2016 – Besuch in Barents­burg mit Über­nach­tung. Das fer­tig reno­vier­te Hotel bie­tet mitt­ler­wei­le einen beacht­li­chen Stan­dard, von den Zim­mern (teil­wei­se mit Bade­wan­ne!) über das Essen (à la car­te) bis hin zum schnel­len WLAN. Wobei es gleich­zei­tig natür­lich eine gan­ze Men­ge von sei­nem frü­he­ren, rus­ti­ka­len Charme ver­lo­ren hat.

Natür­lich sind das nicht die Din­ge, die auf einer Tour nach Barents­burg im Vor­der­grund ste­hen, aber viel­leicht ist es ja gut zu wis­sen, dass man da wirk­lich pri­ma mit Über­nach­tung pla­nen kann. Das war nicht immer so. Und von Barents­burg aus kann man sich natür­lich eine Men­ge schö­ner Tou­ren­zie­le erschlie­ßen, vom Ort selbst abge­se­hen. Dort kann man nun sogar Kur­se in rus­si­schem Kunst­hand­werk bele­gen. Zuge­ge­ben, das habe ich nicht pro­biert.

Gale­rie Barents­burg – 04. und 05. März 2016

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Die Rück­fahrt dann im Schnee­trei­ben. Es war weder kalt noch win­dig, aber der Schnee­fall so dicht, dass die Sicht gleich null war und das Fah­ren ent­spre­chend zäh. Mit vol­lem Pro­gramm, soll hei­ßen mehr­fach auf Hän­gen im wei­chen Neu­schnee umge­kipp­te und ein­ge­gra­be­ne Motor­schlit­ten. Jau, da kommt Freu­de auf :-)

Der berühm­te Saat­gut-Tre­sor – 29. Febru­ar 2016

Natür­lich kann man auch sagen, dass es ein­fach nur ein Kalt­la­ger ist und sonst nichts. So ist es ja auch, zunächst. Aber genau­so natür­lich ist es noch viel mehr als das. Eine Mensch­heits­hoff­nung, die Ret­tung Über­le­ben­der nach glo­ba­len Kata­stro­phen. Nun, wahr­schein­lich ist das eine genau­so unter­trie­ben wie das ande­re über­trie­ben, aber auf jeden Fall zieht das Saat­gut­la­ger viel Auf­merk­sam­keit auf sich. Was übri­gens im Febru­ar 2008, als das Lager eröff­net wur­de, auch die Eröff­nung der Nach­rich­ten auf die­ser Web­sei­te nach sich zog, mit einem Hin­weis auf eben die Eröff­nung des Saat­gut­la­gers, das ein fast schon monu­men­ta­les welt­wei­tes Medi­en­echo nach sich zog. Seit­dem gibt es also die Spitzbergen.de-Nachrichten.

Aber rein­ge­hen? Fehl­an­zei­ge. Da kommt man als nor­ma­ler Mensch nor­ma­ler­wei­se nicht rein. Auch schon ziem­lich unnor­ma­le Men­schen haben schon davor gestan­den, welt­be­kann­te Poli­ti­ker, und kamen nicht rein. Der Zugang ist sehr strikt gere­gelt, und dar­über hin­aus hat­te die Feu­er­wehr in Lon­gye­ar­by­en den Besu­cher­ver­kehr zeit­wei­se noch stär­ker ein­ge­schränkt. Ein Tre­sor­raum hat nun mal kei­ne Not­aus­gän­ge.

Aber gele­gent­lich, wenn neu­es Saat­gut gelie­fert wird, gibt es Pres­se­ter­mi­ne, und wenn man dabei ist, ja, dann ist man dabei.

Auch wenn ich 2008 die welt­wei­te Auf­merk­sam­keit gese­hen und mit dem Beginn der Spitzbergen.de-Nachrichten dar­auf reagiert habe: Zuge­ge­ben, das Saat­gut­la­ger hat­te mich eigent­lich nie so recht inter­es­siert. Es ist weder Teil der Natur Spitz­ber­gens noch gehört es zu sei­ner Geschich­te noch ist es irgend­wie mit den Men­schen hier ver­bun­den.

Und wor­auf berei­tet die Mensch­heit sich hier eigent­lich vor? Wel­che Art von Kata­stro­phen erwar­tet man, die das gene­ti­sche Erbe jahr­tau­sen­de­al­ter land­wirt­schaft­li­cher Kul­tu­ren gan­zer Regio­nen aus­löscht? Dar­über will man eigent­lich gar nicht nach­den­ken. Bezeich­nen­der­wei­se liegt das gesam­te Lager so hoch über dem Mee­res­spie­gel, dass es auch bei einem Schmel­zen aller – in Wor­ten: aller – Eis­mas­sen der Erde tro­cken blei­ben wür­de.

Ver­schie­de­ne Län­der lie­fern also Saat­gut­pro­ben mög­lichst aller ihrer Kul­tur­pflan­zen, die bei Lon­gye­ar­by­en kata­stro­phen­si­cher auf­be­wahrt wer­den, so lan­ge es sich bei opti­ma­len Bedin­gun­gen hält. Das bedeu­tet eine sehr kon­stan­te und strikt kon­trol­lier­te Tem­pe­ra­tur von -18 Grad und eine mir unbe­kann­te, aber eben­falls sehr kon­stan­te und strikt kon­trol­lier­te Luft­feuch­tig­keit. Kaum Besu­cher, die das Raum­kli­ma stö­ren, meh­re­re gepan­zer­te Türen, Über­wa­chungs­ka­me­ras. Das vol­le Pro­gramm.

Durch einen Gang geht es etwa 150 Meter in den Berg hin­ein, und dann erreicht man einen gro­ßen Vor­raum. Die Wand, auf die man vom Gang aus zuläuft, ist nicht glatt, son­dern wölbt sich weit­ge­spannt kon­kav. Was zunächst kaum auf­fällt, hat einen bizarr anmu­ten­den Grund: Auch wenn nie­mand weiß, wie es jemals im Gang, der auf die­sen Raum zuläuft, zu einer Explo­si­on kom­men soll­te – eine sol­che wür­de durch die­se Kon­ka­vi­tät reflek­tiert wie durch eine Para­bol­an­ten­ne. Somit wür­de mög­lichst wenig von der Druck­wel­le dort­hin gelan­gen, wo das wert­vol­le Saat­gut gela­gert wird.

Dazu geht es durch eine wei­te­re schleu­sen­ar­ti­ge Dop­pel­tür, durch die man – es braucht kaum erwähnt zu wer­den – nur in kom­pe­ten­ter Beglei­tung gelangt. Es gibt drei Kam­mern (man fühlt sich so unge­fähr wie in einer ägyp­ti­schen Pyra­mi­de, wobei es dort ver­mut­lich nicht ganz so kalt ist), von denen zwei noch mehr oder weni­ger leer sind.

Die Tür zur drit­ten Kam­mer ist mit Eis über­zo­gen, weil es dar­in kon­stant kalt ist. Übri­gens der­zeit wohl das käl­tes­te Stück­chen Spitz­ber­gen. Hin­ter einem wei­te­ren Zaun, durch den man nur mit einem Zah­len­code kommt, erstre­cken sich lan­ge, meter­ho­he Rega­le. Und dar­in Kis­ten und Kar­tons, Kar­tons und Kis­ten.

Eine auf­fäl­li­ge Lücke zeigt, wo die ers­ten Pro­ben bereits ent­nom­men wor­den sind. Die­se stamm­ten aus Syri­en und wer­den nun nach­ge­züch­tet – in Marok­ko, wohin das einst in Alep­po ange­sie­del­te syri­sche Saat­gut­ar­chiv umge­zo­gen ist, bevor der Krieg es zer­stö­ren konn­te.

Gale­rie – Der berühm­te Saat­gut-Tre­sor – 29. Febru­ar 2016

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Man geht durch die Rei­hen und staunt. Insti­tu­te, die sich der Erfor­schung von Reis, Wei­zen oder Kar­tof­feln wid­men, haben ihre Schät­ze hier kon­ser­viert. Die meis­ten Län­der sind mitt­ler­wei­le ver­tre­ten, nur eine Min­der­heit fehlt noch. Nord- und Süd­ame­ri­ka, Afri­ka und Euro­pa, Asi­en, Aus­tra­li­en, alle sind sie dabei. Ein paar schlich­te Holz­kis­ten fal­len auf: Nord­ko­rea, das erst vor weni­gen Wochen den Spitz­ber­gen­ver­trag unter­schrie­ben hat, ist eben­falls dabei.

Ein paar schlich­te, unschein­ba­re Kar­tons zie­hen mei­nen Blick auf sich, und einen Moment spä­ter läuft es mir kalt den Rücken run­ter. Der Absen­der: das Inter­na­tio­nal Cent­re for Agri­cul­tu­ral Rese­arch in the Dry Are­as, kurz ICAR­DA. Die Adres­se: Alep­po, Syri­en. Wo syri­sche und rus­si­sche Bom­ben eine gan­ze Stadt in Schutt und Asche gelegt haben, hat jemand vor­her Saat­gut gesam­melt, damit es erhal­ten bleibt, für den Fall, dass irgend­wann irgend­wer in die­ser heim­ge­such­ten Gegend wie­der Land­wirt­schaft betreibt, um Men­schen zu ernäh­ren. Was für eine absurd erschei­nen­de Hoff­nung! Dafür ste­hen nun Kar­tons mit Saat­gut in einem per­ma­fros­ti­gen Berg in der Ark­tis. Möge der Inhalt bald wie­der sprie­ßen, in einem Boden, der von Pflü­gen und nicht von Bom­ben zer­furcht wird!

Kurz und gut, der Saat­gut­tre­sor hat Ein­druck gemacht.

Wohn­haus in Lon­gye­ar­by­en wegen Ein­sturz­ge­fahr geräumt

Wer der­zeit in Lon­gye­ar­by­en die fal­sche Adres­se hat, ist wirk­lich gebeu­telt: Nach der Zer­stö­rung von 11 Wohn­häu­sern (und zwei Men­schen­le­ben) durch eine Lawi­ne kurz vor Weih­nach­ten muss­te vor ein paar Tagen das alte Kran­ken­haus sehr kurz­fris­tig eva­ku­iert wer­den. Das alte Kran­ken­haus befin­det sich in der Nähe des Spits­ber­gen-Hotels (ehe­mals Hotel Fun­ken), etwas tal­ein­wärts vom Zen­trum. Das „gam­le syke­hu­set“ wur­de 1954 gebaut und 1997 zu einem Wohn­haus mit 16 Woh­nun­gen umge­baut.

Nach­dem bereits län­ger Anzei­chen von Bewe­gung wie Ris­se und sich lang­sam ver­än­dern­de Win­kel sicht­bar waren, wur­de ein Gut­ach­ten ange­for­dert. Die­ses wur­de am ver­gan­ge­nen Don­ners­tag (18.2.) vor­ge­legt und es war ziem­lich ein­deu­tig. Bereits am glei­chen Tag um 16 Uhr wur­de allen Bewoh­nern mit­ge­teilt, dass sie bis 22 Uhr am glei­chen Tag Zeit haben, ihre Woh­nun­gen zu räu­men. In Wor­ten: inner­halb von 6 Stun­den muss­ten alle Bewoh­ner ihre Woh­nun­gen ver­las­sen haben. Was bis dahin nicht mit­ge­nom­men wer­den konn­te, war zunächst außer Reich­wei­te, denn das Gebäu­de durf­te fort­an gar nicht mehr betre­ten wer­den.

Nun wer­den den Bewoh­nern unter Auf­la­gen Ter­mi­ne zuge­teilt, zu denen sie ihr Hab und Gut zumin­dest teil­wei­se noch holen kön­nen, wobei eini­ge ihre Hab­se­lig­kei­ten lokal bereits zum Ver­kauf oder auch zum Ver­schen­ken ange­bo­ten haben – für Selbst­ab­ho­ler. Vor Betre­ten des Gebäu­des muss man sich regis­trie­ren und die Per­so­nen­zahl, die zu bestimm­ten Zei­ten in die Woh­nun­gen darf, ist begrenzt.

Wie unmit­tel­bar die Ein­sturz­ge­fahr ist, lässt sich schwer ein­schät­zen. Das Gebäu­de kann laut Gut­ach­ten jeder­zeit ein­stür­zen oder noch ein Jahr oder län­ger ste­hen. Es ist aber wohl nicht damit zu rech­nen, dass die Woh­nun­gen jemals wie­der bezo­gen wer­den kön­nen.

Für die Bewoh­ner, die über­wie­gend die Eigen­tü­mer waren, wird das wohl in eini­gen Fäl­len eine wirt­schaft­li­che Kata­stro­phe sein.

Die Orts­ver­wal­tung (lokals­ty­re) hat den Bewoh­nern kurz­fris­tig Unter­künf­te zur Ver­fü­gung gestellt, die aber nur für weni­ge Wochen als Zwi­schen­lö­sung die­nen. Bis dahin muss sich jeder selbst um eine neue Unter­kunft küm­mern.

Das alte Kran­ken­haus (gam­le syke­hu­set) liegt etwas abseits des Zen­trums in einer ruhi­gen Wohn­ge­gend von Lon­gye­ar­by­en. Gera­de ist es da nicht ganz so ruhig: die Bewoh­ner wur­den völ­lig über­ra­schend eva­ku­iert.

Das alte Krankenhaus in Longyearbyen

Pyra­mi­den – Febru­ar 2016

Nach dem Ark­tis-Vor­trags­wo­chen­en­de in Würz­burg ging es Schlag auf Schlag wei­ter. Von der Lein­wand zum Bahn­hof, Zug, Flug­ha­fen, Flie­ger, Flug­ha­fen, Hotel, Flug­ha­fen, Flie­ger, und dann plötz­lich … Spitz­ber­gen. Halt, zunächst ein Blick auf das nörd­lichs­te Nor­we­gen süd­lich von Spitz­ber­gen (ver­wir­rend? Egal 😉 ganz im Hin­ter­grund sieht man mit viel Fan­ta­sie das Nord­kap, und die­se lan­ge, schma­le Insel unter der Flü­gel­spit­ze, etwas nach rechts, das ist die Fugløya. Dort wer­den wir Ende Mai wie­der mit der Anti­gua vor­bei­fah­ren und dann Kurs auf die Bären­in­sel neh­men … aber das ist eine ande­re Bau­stel­le, das wird eine Som­mer­ge­schich­te. Zunächst geht es in den ark­ti­schen Win­ter, die Polar­nacht geht gera­de über­haupt erst zu Ende. Wobei es ein merk­wür­di­ger Win­ter ist, wenig Schnee, sehr wenig Eis in den Fjor­den an der West­küs­te. Man mut­maßt, es habe auch ein wenig mit El Niño zu tun, jener Ver­schie­bung von Mee­res­strö­mun­gen im Pazi­fik, die alle paar Jah­re auf­tritt und welt­weit Aus­wir­kun­gen auf das Kli­ma hat. Ein Schelm, wer aber nicht auch an den Kli­ma­wan­del denkt. Klar, Jah­re mit wenig Eis hat es immer schon gege­ben. Aber wenn man den Blick von ein­zel­nen Jah­ren weg auf die län­ger­fris­ti­ge Ten­denz rich­tet? Die ist ein­deu­tig.

Gale­rie – Pyra­mi­den – Febru­ar 2016

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Ich bin zunächst mit einem Film­team unter­wegs, wobei mei­ne Auf­ga­ben die­ses Mal nicht vor der Kame­ra lie­gen, son­dern dahin­ter. Einer unse­rer ers­ten Wege führt uns nach Pyra­mi­den. Gewohn­te Fas­zi­na­ti­on, aber Tei­le des Ortes sind eine Schlin­der­bahn. Wenig Schnee, viel glat­tes Eis. Und kein Sascha. Aber er soll in ein paar Tagen kom­men. Wir waren tat­säch­lich vor Sascha in Pyra­mi­den! Ha!

Nord­ko­rea unter­schreibt Spitz­ber­gen­ver­trag

Wäh­rend Nord­ko­rea mit Atom­tests und Lang­stre­cken­ra­ke­ten die Welt pro­vo­ziert, hat das kom­mu­nis­ti­sche Regime am 25. Janu­ar rela­tiv unbe­merkt den Spitz­ber­gen­ver­trag (oft Sval­bard­ver­trag genannt) unter­zeich­net. Der ursprüng­lich 1920 in Ver­sailles unter­zeich­ne­te und 1925 in Kraft getre­te­ne Ver­trag gibt Nor­we­gen die Sou­ve­rä­ni­tät über Spitz­ber­gen, lässt aber allen Unter­zeich­ner­staa­ten das Recht, vor Ort wirt­schaft­lich und wis­sen­schaft­lich aktiv zu sein und gibt ihren Bür­gern unein­ge­schränk­tes Auf­ent­halts­recht. Daher ist Spitz­ber­gen im Gegen­satz zum nor­we­gi­schen Fest­land auch nicht Teil des Schen­gen-Ver­trags­ge­bie­tes.

Spitz­ber­gen ist in Ost­asi­en nicht unbe­kannt: Vor allem in Thai­land hat es sich schon län­ger her­um­ge­spro­chen, dass sich dort gute Ver­dienst­mög­lich­kei­ten bie­ten, ohne eine Auf­ent­halts- oder Arbeits­ge­neh­mi­gung vor­wei­sen zu müs­sen. Die dritt­größ­te Bevöl­ke­rungs­grup­pe in Lon­gye­ar­by­en sind Thai­län­der, die mitt­ler­wei­le aus dem sozia­len und wirt­schaft­li­chen Gefü­ge des Ortes kaum weg­zu­den­ken sind.

Es ist nicht bekannt, ob Nord­ko­rea der Unter­zeich­nung des Ver­tra­ges irgend­wel­che Akti­vi­tä­ten vor Ort fol­gen las­sen will. Nord­ko­rea ist auch als Beob­ach­ter­staat ohne Stimm­recht im Ant­ark­tis­ver­trag dabei, in der Ant­ark­tis blieb es aber bei der Teil­nah­me eini­ger nord­ko­rea­ni­scher Wis­sen­schaft­ler an einer sowje­ti­schen Expe­di­ti­on 1989/90.

Was will Kim Jong Un in Spitz­ber­gen? Gru­se­li­ges Duo in Pyra­mi­den (Foto­mon­ta­ge).

Kim in Spitzbergen

Quel­le: The Inde­pen­dent Barents Obser­ver

Ark­tis-Vor­trä­ge: Dres­den, Würz­burg

In den nächs­ten Wochen laden wir zu Ark­tis-Vor­trä­gen in Dres­den und Würz­burg ein. Frei­tag (05. Febru­ar) um 20.30 Uhr erzäh­le ich in der Glo­be­trot­ter-Filia­le in Dres­den aus und über Spitz­ber­gen. Und am 20./21. Febru­ar bie­ten wir im Kul­tur­spei­cher in Würz­burg gleich eine gan­ze Rei­he von Vor­trä­gen, von Natur­fo­to­gra­fie im hohen Nor­den (Dani­el Zehr­feld) über Grön­land (Sven Köh­ne, Rolf Stan­ge), Island (Sven Köh­ne) und Spitz­ber­gen (Rolf Stan­ge, latür­nich). Alle Refe­ren­ten leben ihre Fach­ge­bie­te, ken­nen sich aus und wis­sen viel Inter­es­san­tes und span­nen­de Geschich­ten zu erzäh­len. Kei­ne Fra­ge, dass alle Vor­trä­ge reich­lich mit fas­zi­nie­ren­den Bil­dern unter­legt sind.

Zur Ein­stim­mung gibt es hier eine klei­ne Aus­wahl Bil­der aus mei­nem neu­en Vor­trag „Spitz­ber­gen – das ark­ti­sche Nor­we­gen“, eine Rei­se durch die ark­ti­schen Jah­res­zei­ten.

Kli­cken Sie auf die Bil­der, um eine ver­grö­ßer­te Dar­stel­lung des Bil­des zu erhal­ten.

Vor­trags­wo­chen­en­de 20./21.2. in Würz­burg

Am 20. und 21. Febru­ar laden wir – Rolf Stan­ge und die Geo­gra­phi­sche Rei­se­ge­sell­schaft (GeoRG) – Sie zu einem Vor­trags­wo­chen­en­de nach Würz­burg ein. Sams­tag Nach­mit­tag und Sonn­tag Vor­mit­tag geht es auf der Lein­wand nach Island, Ost­grön­land und Spitz­ber­gen: Schö­ne Impres­sio­nen, ein­drück­li­che Bil­der und infor­ma­ti­ve Hin­ter­grün­de von Refe­ren­ten, die sich aus­ken­nen. Das The­ma Foto­gra­fie im Nor­den kommt in einem spe­zi­el­len Vor­trag von Dani­el Zehr­feld zu sei­nem Recht. Wir freu­en uns auch dar­auf, zwi­schen den Vor­trä­gen mit Ihnen ins Gespräch zu kom­men.

Das genaue Pro­gramm und wei­te­re Infor­ma­tio­nen (Ver­an­stal­tungs­ort, Zei­ten etc.) fin­den Sie in unse­rem Pro­gramm­blatt, das Sie hier her­un­ter­la­den kön­nen. Wir bit­ten um Anmel­dung über die Geo­gra­phi­sche Rei­se­ge­sell­schaft, da die Anzahl der Plät­ze begrenzt ist.

Ark­tis auf der Lein­wand: Vor­trags­wo­chen­en­de am 20. und 21. Febru­ar in Würz­burg.

Arktis-Vorträge Würzburg

Wan­dern & Foto­gra­fie­ren um Lon­gye­ar­by­en und Pyra­mi­den im Sep­tem­ber

Die neun­tä­gi­ge Tour mit Wan­de­run­gen bei Pyra­mi­den und Lon­gye­ar­by­en im Sep­tem­ber 2016 ist nun aus­ge­schrie­ben und buch­bar. Sinn der Rei­se sind schö­ne, lan­ge Wan­der- und Berg­tou­ren um die bei­den Orte. Foto­gra­fisch Inter­es­sier­te sol­len dabei auf ihre Kos­ten kom­men: Neben Rolf Stan­ge ist Alex­an­der Lembke als Tou­ren­lei­ter und Foto­graf mit von der Par­tie, so dass jeder­zeit Foto-Fach­ge­sprä­che sowie abend­li­che Bild­be­spre­chun­gen etc. mög­lich sind. Im Fokus ste­hen aber das Spitz­ber­gen-Erleb­nis und die Wan­de­run­gen. Die Tou­ren rich­ten sich an Wan­der­freu­di­ge, die ger­ne auch mal mehr als 10 Kilo­me­ter in ark­ti­schem Gelän­de unter­wegs sind und sich auch auf 500-1000 stei­ni­ge Höhen­me­ter freu­en.

Die Teil­neh­mer­zahl ist auf maxi­mal 10 begrenzt, der Ter­min ist 04.-12.09.2016. Hier kli­cken für mehr Infor­ma­tio­nen zu die­ser Rei­se.

Wan­de­rung in der herbst­li­chen Ark­tis.

Wander- und Fotoreise Pyramiden und Longyearbyen, September 2016

Jah­res­rück­blick 2015 – Dezem­ber

Und wo ich bei der Anti­gua bin: die ist jetzt in der Werft. In zwei Hälf­ten zer­legt. Dar­an Schuld ist kein Eis­berg und kei­ne Untie­fe, son­dern der Plan, das Schiff ein paar Meter län­ger zu machen. Die Hälf­te der Kabi­nen wird ab 2016 etwas grö­ßer sein. Aber es wird nicht mehr Kabi­nen und nicht mehr Kojen geben, also auch nicht mehr Men­schen an Bord, und das ist uns wich­tig. Ein län­ge­rer Rumpf soll sich unter Segeln sogar bes­ser machen. Wir sind gespannt!

Die gute alte Anti­gua auf dem Boots-OP-Tisch, Dezem­ber 2015. Foto © Sven­ja Hol­lank.

Antigua in the shipyard

Unter­des­sen hat sich über Spitz­ber­gen die Polar­nacht gesenkt. Was ein fried­li­cher ark­ti­scher Win­ter wer­den soll­te, wur­de kurz vor Weih­nach­ten zu einer Kata­stro­phe, als eine Schnee­la­wi­ne auf ein Wohn­ge­biet nie­der­ging und elf Häu­ser zer­stör­te. Zwei Men­schen kamen ums Leben. So endet das Jahr 2015, das so vie­len Men­schen in so vie­len Län­dern Krieg und Ter­ror und den Ver­lust ihrer Hei­mat brach­te, auch auf Spitz­ber­gen trau­rig. Hof­fen wir, dass 2016 eben­so vie­le schö­ne Erleb­nis­se brin­gen wird und weni­ger trau­ri­ge Ereig­nis­se.

Wäh­rend die­ser Zeit der kur­zen Tage wer­den die Tou­ren der Ver­gan­gen­heit auf­ge­ar­bei­tet, mit Rei­se­ta­ge­bü­chern, Vide­os und Foto­ga­le­rien, die ich allen für einen gedank­li­chen Aus­flug in die hohen Brei­ten emp­feh­le. Neue Rei­sen wer­den vor­be­rei­tet, mit der Anti­gua, mit der Arc­ti­ca II, mit der Ópal (2017), mit der Auro­ra. Nach Spitz­ber­gen, Grön­land und Jan May­en. Auch ver­stärkt zu Fuß, Anfang Sep­tem­ber. Dafür wird jetzt gedacht und geplant. Über 160 Ein­trä­ge haben die Spitzbergen.de-Nachrichten und der Rei­se­blog 2015 bekom­men, bei­de sind ab sofort übri­gens zusam­men­ge­legt, so wie es eigent­lich auch von vorn­her­ein geplant war. Auch an Büchern wird gear­bei­tet. Meh­re­re sind in Arbeit, teil­wei­se schon recht fort­ge­schrit­ten. Die jah­re­lan­ge Neu­erschei­nungs­pau­se wird also ein­mal zu Ende gehen, das kann ich ver­spre­chen, wenn ich mich auch nicht auf Ter­mi­ne fest­le­ge. Ich pla­ne kei­ne Flug­hä­fen, son­dern schrei­be Bücher. Dafür bezahlt mich auch nie­mand. Somit muss ich nie­man­dem erst ver­spre­chen, bis wann das ein Buch fer­tig wird, nur um dann zuer­klä­ren, war­um es doch län­ger dau­ert. Sehr prak­tisch.

Allen Lese­rIn­nen wün­sche ich alles Gute fürs neue Jahr! Vie­le schö­ne Rei­sen in hohe Brei­ten und sonst­wo, Glück und Gesund­heit sowie­so! Viel­leicht kreu­zen sich unse­re Wege, unter den Polen oder irgend­wo dazwi­schen. Unter Mit­ter­nachts­son­ne oder Polar­licht.

Eis­bä­ren­quä­le­rei in Russ­land

Vor­sicht, das hier ist kein leich­ter Stoff! Wahr­schein­lich muss ich offi­zi­ell war­nen: Hier geht es um bru­ta­le Vor­gän­ge, die ver­stö­rend wir­ken kön­nen.

Auf der Wran­gel-Insel in der öst­li­chen rus­si­schen Ark­tis ist es zu einem extre­men Fall von Tier­quä­le­rei an einer Eis­bä­rin gekom­men. Arbei­ter auf einer Bau­stel­le hat­ten die Eis­bä­rin, die in Beglei­tung von Nach­wuchs war und die Bau­stel­le regel­mä­ßig besucht hat­te, bereits über län­ge­re Zeit gefüt­tert. Offen­bar aus Lan­ge­wei­le gab einer der Arbei­ter, soweit bekannt ein Koch, bereits im Novem­ber einen star­ken Knall­kör­per zum Fut­ter. Die­ser explo­dier­te im Maul der Eis­bä­rin und ver­letz­te sie schwer. Es han­del­te sich angeb­lich um eine „Knall­gra­na­te“ mit 80 Gramm Schwarz­pul­ver.

Laut Aus­sa­ge des Täters soll es sich um Not­wehr gehan­delt haben. Er habe den Knall­kör­per gewor­fen, um die Eis­bä­rin abzu­len­ken, da eine ande­re Per­son über das Gelän­de ging. Loka­le Medi­en bezeich­nen dies aber als unglaub­wür­dig: Die Eis­bä­rin sei an die Arbei­ter gewöhnt gewe­sen und nie aggres­siv auf­ge­tre­ten, Per­so­nen hät­ten sich schon mehr­fach zusam­men mit dem Tier foto­gra­fiert.

Auf you­tube gibt es ein Video, das zeigt, wie sich die Eis­bä­rin mit star­ken Schmer­zen quält und zudem blu­tet. Über den Zustand der Eis­bä­rin seit­dem gibt es wider­sprüch­li­che Aus­sa­gen: Einer­seits wur­de behaup­tet, dass sie am Leben sei, ande­ren Aus­sa­gen zufol­ge wur­de sie seit­dem nicht mehr gese­hen.

Zunächst schien der Täter mit einer klei­nen Geld­stra­fe davon­zu­kom­men. Mitt­ler­wei­le haben sich aber Poli­tik und Jus­tiz ein­ge­schal­tet: Der Gou­ver­neur von Tschu­kot­ka und der rus­si­sche Umwelt­mi­nis­ter Ser­gej Dons­koj for­der­ten ein Ver­fah­ren, der Gene­ral­staats­an­walt ermit­telt. Die Tötung geschütz­ter Tie­re kann mit bis zu sie­ben Jah­ren Gefäng­nis bestraft wer­den; andern­orts ist von bis zu drei Jah­ren Haft die Rede.

Auf thepetitionsite.com gibt es eine online-Peti­ti­on, mit der die rus­si­schen Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den dazu gebracht wer­den sol­len, kon­se­quent gegen den oder die Täter vor­zu­ge­hen. Hier ist der Link zur Peti­ti­on.

Die Sei­te mit der online-Peti­ti­on ent­hält kein bru­ta­les Bild­ma­te­ri­al. Das besag­te you­tube-Video kann dem Betrach­ter aller­dings wirk­lich den Schlaf rau­ben. Hier ist der Link zum Video, das, wie gesagt, aller­dings wirk­lich grau­sam ist und ver­stö­rend wir­ken kann.

Der Täter war (ist?) ange­stellt bei der Fir­ma Русальянс (Russ­al­li­ans), die im Auf­trag des Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­ums auf der Wran­gel-Insel tätig ist. Offi­zi­ell unter­stützt die­se Fir­ma eine Stif­tung, die sich für den Natur­schutz in der Ark­tis und ein „har­mo­ni­sches Ver­hält­nis zwi­schen Mensch und Tier“ ein­set­zen soll.

Screen­shot aus dem you­tube-Video.

Tierquälerei Eisbär Wrangel-Insel

Quel­le: Stutt­gar­ter Nach­rich­ten

Jah­res­rück­blick 2015 – Novem­ber

Der Novem­ber ist nicht die Zeit der gro­ßen Tou­ren in der Ark­tis. Ein wohl etwas ver­wirr­ter eng­li­scher Tou­rist sah das anders und woll­te zu einer Wan­de­rung von Lon­gye­ar­by­en nach Pyra­mi­den auf­bre­chen – in der Polar­nacht. Letzt­lich konn­ten Ein­hei­mi­sche ihn davon über­zeu­gen, dass das eine Schwach­sinns­idee war.

Mit der Anti­gua mach­ten wir die letz­ten Mei­len der Sai­son in Nord­nor­we­gen, wichen erfolg­reich einem kräf­ti­gen Sturm aus und fan­den schließ­lich die Nord­lich­ter, für die wir die wei­te Rei­se gemacht hat­ten, und auch das schö­ne Licht über den schrof­fen Lofo­ten-Ber­gen. Zuge­ge­ben, die Adolf­ka­no­ne bei Har­stad hat mich eben­falls so sehr beein­druckt, dass ich sie hier auch mal erwäh­nen muss­te. Ist hier­mit gesche­hen, und damit ist es ja auch gut.

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Dan­ke, Anti­gua, für die schö­nen Fahr­ten 2015! Und damit sind natür­lich auch alle Men­schen gemeint, die dazu bei­getra­gen haben, dass die­se Fahr­ten so schön wur­den. Die Mann­schaft, die Kol­le­gen, die Grup­pen. Schön war’s!

Jah­res­rück­blick 2015 – Okto­ber

Der Okto­ber begann mit den letz­ten Tagen auf der Anti­gua in Spitz­ber­gen, die die­ses Jahr brin­gen soll­te. Das ist natür­lich nicht dra­ma­tisch, im Gegen­teil ist es immer auch schön, wenn eine gute Zeit zu Ende geht, vor allem wenn es eben wirk­lich eine gute Zeit war, ohne Unfäl­le und sons­ti­ge grö­ße­re Uner­freu­lich­kei­ten. Statt­des­sen letz­te span­nen­de Eis­bä­ren­sich­tun­gen und das schö­ne Licht des ark­ti­schen Herbs­tes in einer Land­schaft, die sich bereit macht für den Win­ter­schlaf.

Jan May­en pas­sier­te auf der Lein­wand im Sval­bard­mu­se­um in Lon­gye­ar­by­en Revue, und am Nacht­him­mel zogen Nord­lich­ter auf.

Das Licht ging nicht nur in der Natur aus, son­dern auch in den nor­we­gi­schen Berg­wer­ken auf Spitz­ber­gen. Zwar nicht kom­plett und end­gül­tig, aber die Beleg­schaft wur­de dras­tisch zwangs­re­du­ziert. Lon­gye­ar­by­en schrumpft, was der Ort nicht gewohnt ist. Und Svea schrumpft noch viel mehr. Dort stellt man sich nun auf einen jah­re­lan­gen Dorn­rös­chen­schlaf ein, von dem der­zeit nie­mand weiß, ob er über­haupt jemals zu Ende gehen wird.

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Unter­des­sen erblick­te mein Spitz­ber­gen-Kalen­der 2016 das Licht der Welt, was im Jah­res­rück­blick bei spitzbergen.de defi­ni­tiv ein erfreu­li­ches Ereig­nis ist. Immer­hin der vier­te Kalen­der sei­ner Art.

Lawi­ne in Lon­gye­ar­by­en: Gebäu­de unbe­wohn­bar

Bald nach der Auf­he­bung der Eva­ku­ie­rung am Diens­tag Abend stell­te sich her­aus, dass abge­se­hen von den offen­sicht­lich zer­stör­ten Gebäu­den wei­te­re Häu­ser so stark beschä­digt sind, dass sie dau­er­haft auf­ge­ge­ben wer­den müs­sen. Die Bewoh­ner muss­ten ihre Woh­nun­gen kurz­fris­tig wie­der ver­las­sen. Die Gebäu­de gehö­ren dem staat­li­chen Eigen­tums­ver­wal­ter Stats­bygg, der immer­hin in der Lage war, den Betrof­fe­nen schnell Ersatz zur Ver­fü­gung zu stel­len. Es han­delt sich um Häu­ser in Weg 228 (gel­ber Kreis im Bild unten). Neben der bau­li­chen Sub­stanz sind Was­ser­lei­tun­gen und Fern­wär­me­instal­la­tio­nen irrepa­ra­bel beschä­digt. Immer­hin kön­nen die Bewoh­ner ihre alten Woh­nun­gen gefahr­los auf­su­chen, um ihren Besitz zu holen.

Soviel Glück haben die ehe­ma­li­gen Bewoh­ner der stark zer­stör­ten Häu­ser (roter Kreis) nicht. Die­ser Bereich der Lokals­ty­re zufol­ge bleibt wei­ter­hin gesperrt. Die Ver­wal­tung hat ange­kün­digt, einen Plan zu erstel­len, wie die Betrof­fe­nen an ihr per­sön­li­ches Eigen­tum kom­men.

Don­ners­tag Nach­mit­tag besuch­te die nor­we­gi­sche Köni­gin Son­ja zusam­men mit Jus­tiz­mi­nis­ter Anund­sen den Lawi­nen­be­reich.

Eine betrof­fe­ne Fami­lie hat nun in einem Leser­brief an die Sval­bard­pos­ten geschil­dert, wie dra­ma­tisch sie die Lawi­ne erlebt hat. Zusam­men mit einer Besu­che­rin und ihren zwei Kin­dern war das Paar zuhau­se in Weg 236, als die Lawi­ne das Gebäu­de traf. Augen­blick­lich waren alle fünf in der Küche von Schnee­mas­sen begra­ben und schaff­ten es nur mit viel Glück und der Kraft der Ver­zweif­lung, sich teil­wei­se zu befrei­en, bis Hil­fe kam. Etwa eine Drei­vier­tel­stun­de dau­er­te es ins­ge­samt, bis alle unter bis zu zwei Meter har­tem, mit Holz­split­tern gemisch­tem Schnee gefun­den waren und die Kin­der teil­wei­se kräf­tig unter­kühlt ins Kran­ken­haus kamen. Dank viel Glück und guter ärzt­li­cher und sons­ti­ger Unter­stüt­zung geht es es allen nach die­sem äußerst dra­ma­ti­schen Ereig­nis nun wie­der gut.

Das von der Lawi­ne getrof­fe­ne Wohn­ge­biet. Die Gebäu­de im roten Kreis sind stark zer­stört. Nun zeig­te sich, dass auch die Häu­ser in Weg 228 (gel­ber Kreis) dau­er­haft unbe­wohn­bar sind.

Longyearbyen Lawine Wohngebiet

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News-Auflistung generiert am 20. April 2024 um 14:17:01 Uhr (GMT+1)
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