Beim Blick hinaus in die große, weite Welt konnte es einem im Jahr 2023 immer wieder gruseln. Ganz anders beim Blick in meine eigene kleine, arktische Welt. Vom dunklen (aber keineswegs finsteren) Jahresanfang über die ersten Meilen unter Segeln mit der Meander im frühlingshaften Norwegen über die unvergesslich schönen, spannenden, erlebnisreichen Fahrten, die der lange Spitzbergen-Sommer gebracht hat, auf der guten, alten Antigua, der fantastischen Meander oder der abenteuerlustigen Arctica II. Und wieder zurück zu den kurzen Tagen und langen Nächten in Norwegen.
Ich möchte noch einmal die Gelegenheit nutzen, mich bei allen zu bedanken, die dabei waren und beigetragen haben zu den vielen schönen, gemeinsamen Erlebnissen! Danke Euch allen!
Und ich freue mich auf ein hoffentlich gutes neues Jahr 2024. Ich freue mich wieder auf die Zeit im hohen Norden, auf viele schöne Erlebnisse mit gleichgesinnten Menschen, ich freue mich auf die, die mitkommen – wer dabei sein will, hat noch die eine oder andere Möglichkeit, schaut gerne mal in den Überblick zu unseren Plänen 2024. Was es bringt, da sind wir gespannt – sicher viele schöne Erlebnisse, aber auch die letzten Fahrten im Norden mit der Antigua und möglicherweise die letzten Fahrten im Rahmen der recht großen Freiheit, die der norwegische Gesetzgeber uns bislang lässt (hier haben wir immer noch keine Gewissheit, wann sich das ändert und was dann kommen soll, da ist dem letzten Stand bislang nichts hinzuzufügen, außer einer gewissen Verwunderung, dass wir da immer noch nicht mehr wissen).
In jedem Fall aber wird der Sommer (und nicht nur der) wieder viele schöne Eindrücke bringen, wie auch das nun fast vergangene Jahr. Mit einigen Eindrücken von 2023 will ich mich bedanken und vielleicht machen die Bilder dem einen oder der anderen eine kleine Freude. Wer dabei war, wird dies und das wiedererkennen, wer nicht dabei war, wird die Bilder hoffentlich trotzdem genießen. Es sind nicht unbedingt alles Kalenderbildkandidaten, sondern sie stehen teilweise auch einfach für schöne Erinnerungen und Erlebnisse, so wie ich sie mag – in stillen, wild-schönen Landschaften, gefühlt oder auch tatsächlich am Ende der Welt, wo man abseits des Verkehrs für sich sein kann, mit netten Menschen, mit denen man die Stille und die Eindrücke teilt.
Aber seht selbst.
Damit wünsche ich einen guten Rutsch und ein frohes, gutes, neues Jahr! Möge es allen überall viel Gutes bringen, hoffentlich geht es friedlicheren und umwelt-/klimafreundlicheren Zeiten entgegen 🙏
Ich wünsche allen, die gelegentlich oder vielleicht sogar regelmäßig den Weg auf diese Seiten finden, frohe Weihnachten, schöne Feiertage und schon mal alles Gute fürs neue Jahr!
Ein kleines Geschenk gibt’s auch, und zwar im wahrsten Sinne himmlische Blicke auf das Brageneset und den Gimlebreen. Hand aufs Herz, wer weiß, wo Brageneset und Gimlebreen sind? Wahrscheinlich nicht allzu viele … aber das kann sich mit nur einem Mausklick ändern 🙂
Blick über das Brageneset auf den Gimlebreen aus der Vogelperspektive.
Wir sind gedanklich auf dem Nordaustland, an der Küste der Hinlopenstraße. Das Brageneset ist einer der vielen, wunderbaren „lost places“ Spitzbergens, einer jener unbekannten Orte am Ende der Welt, wo sich bei näherem Blick eine unendliche landschaftliche Vielfalt entfaltet: Ein kleines Labyrinth aus Moränenhalbinseln, Buchten und Lagunen, entstanden durch den Rückzug der mächtigen Eiskappe Vestfonna auf dem Nordaustland. Zunächst vielleicht eine etwas verwirrende Landschaft, die sich aber beim Blick aus der Vogelperspektive wunderbar schön und beeindruckend erschließt.
Brageneset und Gimlebreen sind der besseren Übersicht halber nicht weniger als drei frisch veröffentlichte Seiten gewidmet:
Die Seiten der Kategorie „Vogelpanorama“, wo man sich Spitzbergen aus der Vogelperspektive im Panoramablick erschließen kann, sind sonst nicht öffentlich zugänglich, sondern passwortgeschützt und zugänglich etwa für die, die diese Webseite besonders gefördert haben, beispielsweise über Steady (siehe unten). Als kleines Weihnachtsgeschenk für alle Spitzbergen-Begeisterte sind die drei Seiten zum Brageneset und zum Gimlebreen nun für eine Weile öffentlich zugänglich. Nichts wie hin!
Strompreisdebatte? Gibt es auch in Longyearbyen.
Energie ist dort schon seit Ewigkeiten ein Thema, das mitunter heiß diskutiert wird. Im Oktober wurde das uralte Kohlekraftwerk abgeschaltet und zunächst durch Dieselgeneratoren ersetzt, um Longyearbyen verlässlich mit Strom und Fernwärme zu versorgen. Perspektivisch soll der Diesel nach und nach durch umweltfreundliche, möglichst erneuerbare Energien ersetzt werden.
In Longyearbyens altem Kohlekraftwerk wurde die letzte Schaufel Kohle im Oktober 2023 verfeuert.
Das kostet. Energie ist in Longyearbyen ohnehin teuer, und die Preise werden absehbar weiter kräftig steigen.
Der Gemeinderat Longyearbyen Lokalstyre hat daraufhin beschlossen, die Kostensteigerung auf die vier größten Firmenkunden in Longyearbyen abzuwälzen, um kleinere Kunden nicht weiter zu belasten. Die vier betroffenen Großkunden sind Avinor (Flughafen), KSAT (SvalSat, die Satellitenantennen auf dem Platåberg), Store Norske Spitsbergen Kulkompani (Bergbau, der Wohnungssektor der Store Norske ist nicht betroffen) und Forskningsparken/UNIS (Uni, Forschung). Neben Größe und hohem Energieverbrauch haben diese vier gemeinsam, dass sie in staatlicher Hand sind.
Der Plan stößt bei diesen, wie man sich denken kann, dennoch nicht auf Begeisterung. KSAT-Chef Ole Kokvik hat schon hören lassen, man müsse künftig möglicherweise andere Standorte in Erwägung ziehen, eine Lösung, die für den Flughafen eher nicht in Betracht kommt. Die Store Norske hat angekündigt, gegebenenfalls den weiteren Betrieb der Grube 7 neu zu bewerten. Derzeit ist der Betrieb bis Sommer 2025 geplant.
Das letzte Wort ist in der Sache noch nicht gesagt, und bis die Details feststehen, sind die Äußerungen der Betroffenen eher allgemein gehalten.
Norwegischer Diesel für russische Fischer? Das war bis vor ein paar Wochen noch gängige Praxis. Die Schiffe kamen zum Tanken (oder „Bunkern“, wie man bei Schiffen auch sagt) nicht nach Longyearbyen, sondern die Tankstellen schwammen auf offener See zu ihren Kunden – in großen Teilen der Barentssee, sowohl in norwegischen als auch in russischen Gewässern, wie Bewegungsdaten norwegischer Tankschiffe belegen.
Als das im November bekannt wurde, folgte eine öffentliche Diskussion, in der man sich schnell einig wurde, dass diese Vorgangsweise im Licht des russischen Krieges gegen die Ukraine und der damit verbundenen Sanktionen „unethisch“ und ein „Dilemma“ war. Große Lieferanten auf dem norwegischen Dieselmarkt haben sich schnell distanziert und dahingehend geäußert, nicht an russische Kunden zu liefern, konnten entsprechende Lieferungen über Zwischenhändler aber nicht ausschließen.
Fischereischiffe lassen sich gerne nahe bei den Fanggebieten auf See mit allem beliefern, was sie brauchen. Hier liegen zwei russische Schiffe im Bellsund nebeneinander und tauschen Güter und Fisch aus.
Anfang Dezember schuf das norwegische Außenministerium Klarheit, indem es Svalbardposten mitteilte, dass es norwegischen Schiffen untersagt ist, auf See Diesel an russische Schiffe zu verkaufen. Das gilt auch in russischen Gewässern. Um bestehende Verträge zu erfüllen, waren Lieferungen bis Anfang März 2023 noch legal möglich. Seitdem können russische Schiffe norwegischen Diesel nur noch in bestimmten norwegische Häfen kaufen, und ausschließlich zum eigenen Gebrauch. Diese Häfen sind Longyearbyen, Båtsfjord, Kirkenes oder Tromsø. Das wird im täglichen Betrieb kaum attraktiv sein; Fischereischiffe wollen die Fanggebiete möglichst wenig verlassen.
Die Lieferung von Diesel auf See durch norwegische Tankschiffe, zu dem es seit März noch mehrfach kam, war also illegal. Den betreffenden Lieferanten scheint die Rechtslage nicht klar gewesen zu sein.
Ich danke für das Interesse – die Aktion ist für dieses Mal erledigt, alles weg (das eine oder andere findet sich vielleicht in ein paar Tagen unterm Baum 🙂
Aus technischen Gründen bleibt der Beitrag hier dennoch stehen, wenn Beiträge auf einmal gar nicht mehr existieren, kann das die Technik schon mal verwirren.
…
Das kennen wohl die meisten: von jeder Reise wird mindestens ein Souvenir mitgebracht (bei mir gerne eine Tasse), und Bücher sammeln sich ganz von alleine an, hier eines gekauft, da eines geschenkt, bis manches irgendwann doppelt und dreifach vorhanden ist.
Daher wird hier nun aufgeräumt. Alles, was in der Galerie abgebildet ist, reiche ich gerne weiter. Nein, ich habe nicht das Interesse an Arktis-Büchern verloren, die Bücher sind eben überwiegend mehrfach hier vorhanden, und Tassen habe ich dann immer noch fast alle im Schrank 🙂
Angebote werden gerne angenommen, als Orientierung können etwa 10 Euro pro Buch oder Tasse dienen, je nachdem, Versandkosten fallen ja auch an (entfallen bei Abholung, dann gibt es auch eine Tasse Tee oder Kaffee dazu). Bei einem gleichzeitigen Kauf im Spitzbergen.de-Shop ist der Versand kostenlos, sofern der Versand zusammen erfolgen kann (Kalender und Tasse zusammen: eher ungünstig … ) Der Verkauf dieser Bücher und Tassen erfolgt auf privater Basis, also ohne Rückgabe, Umtausch etc. Alles ist gebraucht und hat entsprechende Gebrauchsspuren, ist aber noch einwandfrei benutzbar.
Die Tassen „Falkland“ und „Mikheev“ sind isolierende Thermotassen. Der Spitzbergen-Klassiker „Landet med die kalde kyster“ ist absolut lesenswert, aber Norwegisch-Kenntnisse sind hier von großem Vorteil.
P.S. die Bilder der Titel, die weg sind, lösche ich so zeitnah es geht aus der Galerie. Was hier noch sichtbar ist, sollte also noch vorhanden sein.
Mit Spitzbergen hat dieser Beitrag nichts zu tun, aber für alle, die sich nicht nur für den höchsten Norden, sondern auch für den tiefsten (oder gerne auch „höchsten“, wie auch immer) Süden interessieren, ist Antarktikos guter Stoff.
Antarktikos ist ein anspruchsvolles Antarktis-Magazin, das die Polarfahrerin Esther Kokmeijer alle zwei Jahre herausbringt. Die Themen reichen von Wissenschaft bis Kunst und alles Mögliche links und rechts davon. Die graphische Gestaltung ist sehr ansprechend – kein Hochglanzmagazin, vollgestopft mit Werbung, sondern viele interessante Beiträge von Anfang bis Ende.
Die erste Ausgabe von „Antarktikos“ (und dieser Autor, spontan und schön schlecht selbst fotografiert, wie man das heute eben macht, oder auch nicht …).
Die zweite Ausgabe erscheint jetzt im Dezember. Zur Finanzierung läuft bis morgen (Samstag, 2.12.) noch eine Crowdfunding-Kampagne auf Kickstarter – ein paar Euro fehlen noch, das muss doch machbar sein … vom einfachen Bestellen der neuen Ausgabe für 15 Euro bis hin zur substanziellen Unterstützung des Projekts ist da alles möglich.
Im hohen Norden geht die Sonne im Dezember gar nicht mehr auf, da kann man schon mal den Fernseher einschalten. Da wird in Sachen Arktis auch eine ganze Menge geboten.
Die Trapperhütte in Gåshamna hat schon bessere Zeiten gesehen,
aber der Fernseher geht noch.
Die Listen werden bei Bedarf aktualisiert. Sachdienliche Hinweise werden von jeder Spitzbergen.de-Dienststelle entgegengenommen.
Margas Arktis-Fernsehtipps auf Arte im Dezember …
… lauten wie folgt. Viel Stoff, einschließlich eines Thementages:
Dienstag, 05.12., 18.35 Uhr: „Weiße Wale: Zurück in die Freiheit“ (GB 2021, EA)
Donnerstag, 07.12., 17.00 Uhr: „Kanada – Der weite Norden“ (A 2022)
Wer Ny-Ålesund in jüngeren Jahren besucht hat, hat dort ein technisch-kulturelles Paradoxon der heutigen Zeit erlebt: Ein in vielerlei Hinsicht sehr moderner Ort ohne Mobilfunknetz. Bislang hat man dort bewusst auf die Einrichtung eines Mobilfunknetzes verzichtet; die üblicherweise mitgeteilte Begründung war, dass das Netz empfindliche Forschungsgeräte stört.
Ny-Ålesund: so ein schöner Mast, aber bislang keine Mobilfunkantennen.
Das ist jetzt anders, nun kann man dort das Handy nutzen.
Die kritischen Frequenzen liegen allerdings nicht im Bereich des Mobilfunks, sondern eher dort, wo drahtlose Systeme wie Wifi und Bluetooth arbeiten. Daher bleiben diese in Ny-Ålesund weiterhin verboten, während man nun in Ny-Ålesund mobil telefonieren und auf diesem Weg auch ins Internet kommt.
Kulturell ist das für den kleinen Ort natürlich ein großer Schritt, und daher will man bestimmte Bereiche wie etwa Gemeinschaftsräume auch künftig mobiltelefonfrei halten.
Aber sowohl die dort arbeitenden und lebenden Menschen als auch Besucher können nun in Ny-Ålesund ihr Handy nutzen und sind damit technisch auf dem Stand, der im Jahr 2023 weltweit fast überall üblich ist. Zudem lässt sich so manche Forschungsreinrichtung einfacher betreiben, wenn man mit dieser drahtlos aus der Ferne kommunizieren kann.
Wie eingangs schon erwähnt, bleiben Wifi/WLAN und Bluetooth in Ny-Ålesund weiterhin verboten.
Bei einem Thema, bei dem es buchstäblich um Leib und Leben gehen kann, sei einleitend zunächst gesagt: Pfefferspray wird von den norwegischen Behörden als Verteidigungsmittel gegen Eisbären nicht empfohlen und es ist nach derzeit geltendem Recht in Norwegen einschließlich Spitzbergen für Privatpersonen gar nicht zugelassen.
Und noch eine vorwegnehmende Anmerkung: Niemand redet davon, Pfefferspray gegen einen aggressiven Eisbären im freien Gelände einzusetzen. Das wäre mit großer Wahrscheinlichkeit selbstmörderisch.
Dennoch gibt es die Diskussion um Pfefferspray auch in Spitzbergen schon lange, wenn auch bislang nur theoretisch und nicht auf behördlicher Ebene, soweit bekannt. Aber Fälle wie der im August, wo ein Eisbär im Krossfjord versuchte, in eine Hütte einzudringen und dabei von Personen erschossen wurden, die sich darin aufhielten, befeuern die Diskussion.
„Hallo, jemand zuhause?“ In so einer Situation könnte Pfefferspray auch ein Bärenleben retten. Hier verlief letztlich zum Glück alles harmlos.
Tatsächlich geht es ausschließlich um Szenarien dieser Art, wo Menschen sich in der relativen Sicherheit einer Hütte (oder eines Fahrzeugs etc.) aufhalten. Der Eisbär im August war nicht der erste, der beim Versuch, in eine Hütte zu gelangen, aus der betreffenden Hütte heraus erschossen wurde. Wobei keine ernsthaften Zweifel daran bestehen, dass die Menschen in der Hütte gute Gründe hatten für ihre Annahme, so handeln zu müssen, um sich selbst zu schützen. Ernsthafte Vorwürfe von leichtfertigen Abschüssen stehen nicht im Raum, auch das soll explizit festgehalten werden, da bei solchen Fällen die öffentliche Diskussion immer gleich groß und heiß ist.
Worum geht es aktuell? Nun hat sich auch der UNIS-Sicherheitsbeauftragte Fred Skancke Hansen gegenüber Svalbardposten der Diskussion um Pfefferspray gegenüber offen und wohlwollend geäußert. Hansen, der seit Jahren bei UNIS für Sicherheit zuständig ist und entsprechende Kurse für Studierende und Feldpersonal durchführt, redet von einem „zusätzlichen Werkzeug“, das tödliche Abschüsse in bestimmten Situationen verhindern kann. Es ist explizit nicht davon die Rede, sich ohne taugliche Waffe und nur mit Pfefferspray im Eisbärengebiet ins Gelände zu begeben.
Letztlich geht es dabei nicht nur darum, Menschenleben effektiv zu verteidigen, sondern auch den Bären zu schützen, indem man ihn ohne Verletzung vertreibt, und zwar so, dass er sich dabei merkt, dass die Nähe zu Hütten und Menschen keine gute Sache ist.
Behördlicherseits wird darauf verwiesen, dass Pfefferspray in Spitzbergen nicht legal ist und dass es einer Gesetzesänderung bedürfte, um es zuzulassen. Hierzu müsste die Regierung in Oslo tätig werden. Bis das eventuell passiert, bleibt die Diskussion zumindest für Spitzbergen ohnehin rein theoretisch.
Die russischen Siedlungen waren schon das Thema des letzten Beitrags auf dieser Seite, und damit geht es nun auch schon wieder weiter.
Laut Svalbardposten haben die Russen Pläne, mehrere alte Gebäude in Grumant und Colesbukta zu sanieren und gebrauchsfertig zu machen. Im Gegensatz zu sonstigen Bauprojekten derzeit wurde dieses Mal immerhin der Sysselmester, der Vorhaben dieser Art genehmigen (oder nicht genehmigen) muss, frühzeitiger involviert. Die dort bislang vorliegenden Informationen sind allerdings noch unvollständig, weitere Unterlagen wurden angefragt. Das ist in einem derartigen Verfahren immerhin üblich.
Der Hintergrund soll sein, dass die Russen wünschen, auf Reisen dienstlicher Art nach Colesbukta und Grumant ihre eigenen Leute angemessen unterbringen zu können.
Grumant (norwegisch: Grumantbyen) und Colesbukta bildeten zusammen eine russische Kohlebergbausiedlung, die aber 1961 aufgegeben wurde und in einem entsprechend fortgeschrittenen Stadium des Verfalls ist. Es ist schwer vorstellbar, dass die dort existierende Bausubstanz ohne Abriss und Neubau wieder in einen brauchbaren Zustand versetzt wird.
Gebäude in Grumantbyen. Bis es hier wieder gemütlich wird, braucht man mehr als einen Eimer Farbe.
Zudem ist schon mindestens seit dem Frühjahr bekannt, dass die Russen auch ihre wissenschaftliche Präsenz in Spitzbergen verstärken wollen. Bislang gibt es ein wissenschaftliches Zentrum in Barentsburg (südlich des Hotels). Nun wurde laut Barentsobserver bekannt, dass darüber hinaus ein wissenschaftlicher Komplex in Pyramiden aufgebaut werden soll. Daran sollen „freundliche Staaten“ beteiligt werden; China, Brasilien, Indien, die Türkei und Thailand sollen bereits Interesse bekundet haben – sagt Russland.
China und Indien sind bereits in Ny-Ålesund vertreten. Laut norwegischer Experten ist es nicht sicher, dass diese Länder an weiteren, kostspieligen Präsenzen in Spitzbergen interessiert sind oder dass Länder wie Brasilien, die Türkei oder Thailand sich tatsächlich längerfristig in Spitzbergen engagieren wollen. Interessant ist derzeit zumindest, dass die russische Planung wieder stärker auf Pyramiden zu setzen scheint. Insgesamt ist es einleuchtend, dass Russland neben der ohnehin perspektivisch auslaufenden Kohle und dem stark schwächelnden Tourismus weitere Betätigungsfelder sucht.
Pyramiden: nach russischer Vorstellung bald ein Zentrum internationaler Wissenschaft.
Das Verhältnis zwischen Russland und einem großen Teil der übrigen Welt ist derzeit bekanntermaßen problematisch. Das schließt auch Norwegen ein, und zwar auf allen Ebenen von Oslo bis Longyearbyen.
Wobei man weiterhin miteinander redet und sich im Einzelfall auch nach wie vor einigen kann, etwa auf neue Quoten für die Fischerei in der Barentssee. Diese wird seit 1976 von Norwegen und Russland zusammen durch eine gemeinsame Fischereikommission verwaltet, die sich Ende Oktober auf neue Quoten geeinigt hat. Das ist vor dem aktuellen politischen Hintergrund derzeit nicht nur in sich bemerkenswert, sondern auch das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die Stimmen der Wissenschaftler wurden gehört und die Quoten wurden um 20 % gesenkt – zum dritten Mal in Folge. 2024 wird es eine gemeinsame Quote von 453.427 Tonnen Kabeljau geben (norwegischer Anteil: 212.124 Tonnen). Auch die Heilbutt-Quote sinkt, die Quote der Lodde (Kapelan) wurde hingegen kräftig erhöht.
Erwartbarerweise hat Russland mit einseitiger Aufkündigung des Abkommens gedroht, wenn Norwegen Schritte zum Nachteil Russlands unternehmen sollte. Seit dem umfassenden russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 dürfen russische Schiffe nur noch drei ausgewählte Häfen in Norwegen anlaufen (Tromsø, Båtsfjord und Kirkenes). Das Risiko, dass Russland sich tatsächlich aus dem Abkommen zurückzieht, wird aber als eher gering eingeschätzt: Die besseren Fanggründe liegen auf der norwegischen Seite der Seegrenze, und der Zugang der russischen Fischereiflotte zu den norwegischen Gewässern beruht auf dem Abkommen.
Russisches Fischereischiff (Kühlschiff) im Bellsund.
Aber an anderer Stelle knirscht es. In Barentsburg und Pyramiden wird propagandistisch aufgerüstet, deutlich sichtbar etwa bei den Paraden zum Tag des Sieges und zum Tag der Marine, die im Gegensatz zu früher patriotisch aufgeladen waren. Zudem registrieren norwegische Behörden vermehrt Bautätigkeit, die eigentlich genehmigungspflichtig wäre, aber hier sieht man auf russischer Seite anscheinend die Gelegenheit zu demonstrieren, was man von der norwegischen Souveränität hält. Es geht vordergründig zumindest teilweise eher um Kleinigkeiten wie Leuchtreklame am „Russkiy Dom“, dem Haus der russischen Tourismusabteilung in Longyearbyen. Es geht auch um das Aufstellen eines großen orthodoxen Kreuzes in der Nähe des Hafens in Pyramiden, bei dem norwegische Experten warnten, dass Russland hier eine althergebrachte Zugehörigkeit zum russischen Vaterland demonstrieren will – ein von anderswo bekanntes Vorgehen, das durchaus die Alarmglocken klingeln lassen kann. Symbolpolitisch weniger aufgeladen, aber ebenfalls klar durch den Sysselmester genehmigungspflichtung, sind Containerunterkünfte für Arbeiter in Pyramiden. In allen diesen Fällen haben sich die Russen dafür entschieden, zunächst Tatsachen zu schaffen, ohne vorab die erforderlichen Genehmigungen einzuholen. Beim Sysselmester bemüht man sich, die Fälle jeweils für sich nüchtern auf Sachebene zu bearbeiten.
Barentsburg: derzeit aus norwegischer Sicht eher eine düstere Angelegenheit.
Der Tourismus distanziert sich weiterhin überwiegend von den Russen: Die lokale Branchenvereinigung Svalbard Reiselivsråd sprach sich im Oktober erneut dafür aus, die russischen Siedlungen nicht zu besuchen. Der Beschluss ist für die Mitglieder allerdings nicht bindend. Der Reiselivsråd-Vorsitzende Ronny Brunvoll warnte die Branchenaktiven auch vor privaten Touren nach Barentsburg oder Pyramiden. So könne vor allem bei Benutzung des lokalen russischen WLANs das Risiko das Risiko bestehen, dass Daten ausgespäht werden. Zudem könnten Fotos von Besuchern propagandistisch genutzt werden.
Wie derzeit gefühlt quasi überall, erscheinen die Verhältnisse festgefahren und es scheint eher unwahrscheinlich, dass sich das substanziell verbessert, bevor die Welt – hier natürlich insbesondere zwischen Russland und der Ukraine – nicht wieder friedlicher geworden ist.
Während in Nordnorwegen die Nordlichter am Himmel tanzen und die Schwertwale in den Fjorden schwimmen (und hoffentlich demnächst auch durch den Reiseblog), tanzt und schwimmt auch wieder so einiges auf den Bildschirmen.
Arktis-TV in Villa Fredheim, viele Jahre lang das Zuhause des legendären Jägerpaares Hilmar und Helfrid Nøis. Das berühmte Häuschen kann man hier virtuell besuchen.
Die Listen werden bei Bedarf aktualisiert. Sachdienliche Hinweise werden von jeder Spitzbergen.de-Dienststelle entgegengenommen.
Margas Arktis-Fernsehtipps auf Arte im November …
… lauten wie folgt:
Donnerstag, 02.11., 16.20 Uhr: „Patagonien – Am Ende der Welt“ (GB 2021)
Samstag, 04.11., 19.40 Uhr, Arte 360°Reportage: „Färöer – zu Hause im Nordatlantik“ (D 2023 EA)
Vor einer Weile sorgte die „Führerschein-Sache“ bei einigen von Longyearbyens ausländischen (nicht norwegischen) Einwohnerinnen und Einwohnern für erhebliche Unsicherheit, als eher zufällig auffiel, dass bestimmte Führerscheine in Norwegen einschließlich Spitzbergen nicht gültig sind. Betroffen sind beispielsweise thailändische Führerscheine, aber auch US-amerikanische. Das betrifft nicht nur Menschen, die in Longyearbyen leben, sondern auch Touristen, die beispielsweise ein Auto oder einen Motorschlitten fahren wollen.
Autofahren in Longyearbyen: hinten sitzen darf jeder, auch ohne Führerschein.
Nun wurde laut Mitteilung des Sysselmesters die Ausnahmeregelung verlängert, die das Problem zumindest vertagt. Betroffene können sich somit darauf verlassen, dass ihre Füherscheine mindestens bis zum 31.3.2024 gültig sind.
Darüber hinaus soll möglichst eine grundsätzliche Klärung erfolgen, aber dazu ist eine Änderung der gesetzlichen Vorschriften durch die entsprechenden Behörden in Oslo erforderlich.
Ein weiteres Feld ist der in Longyearbyen sehr schwierige Wohnungsmarkt. Als nicht finanzstarke Einzelperson ist es kaum noch möglich, bezahlbaren Wohnraum zu finden, und im Gegensatz zu einem Ort anderswo kann man nicht ein paar Dörfer weit raus aufs Land ziehen und mit dem Bus in die Stadt pendeln. Größere Arbeitgeber halten daher Wohnungen für ihre Angestellten vor, um überhaupt Personal zu bekommen.
Wohnungsbau im zentral gelegenen Neubaugebiet Elvesletta in Longyearbyen.
„Größere Arbeitgeber“ sind in Longyearbyen oft direkt oder zumindest indirekt staatlich, darunter Sysselmester, Verwaltung (einschließlich Schule, Kindergärten, Krankenhaus, …), Store Norske (Bergbaugesellschaft), UNIS etc. Teilweise besitzen sie selbst Wohnungen, teilweise sind Wohnungen im Besitz von Statsbygg, einer Behörde für Immobilienbau und -verwaltung. Statsbygg besitzt und verwaltet Wohnungen für die Angestellten des Staates und seiner Betriebe.
Statsbygg besitzt in Longyearbyen bereits eine größere Zahl von Wohnungen. Diese Zahl soll nun noch kräftig wachsen: Während der Kommunalwahl vergangene Woche schrieb Svalbardposten, dass Statsbygg für 173 Millionen Kronen (derzeit rund 15 Millionen Euro) Wohnungen kaufen wird. Das betrifft den gesamten, im Bau befindlichen Block Elvesletta 2 und 3 mit insgesamt 27 Wohneinheiten.
Im Gegenzug wird die entsprechende Anzahl Wohnungen, die Statsbygg derzeit von Store Norske mietet, wieder frei. Im Gegensatz zu Statsbygg kann Store Norske Wohnungen auch auf dem freien Wohnungsmarkt anbieten, so dass Privatpersonen zum Zug kommen können. Allerdings gehört auch Store Norske der Regierung, die als Eigner somit kontrollieren kann, wer in Longyearbyen wohnen darf und wer nicht.
Besuchern, die nach Longyearbyen kommen, fallen die großen Baustellen sofort auf, und so entsteht der Eindruck, dass Longyearbyen kräftig wächst. Das ist aber nicht der Fall, denn seit der katastrophalen Lawine von 2015 sind über 100 Wohnungen verloren gegangen, was im Ortsbild natürlich nicht unmittelbar ins Auge fällt.
Der neue Doppelkalender „Spitzbergen & Norwegen 2024“ ist da! Gleich 24 Seiten für das neue Jahr, ein Doppelkalender eben – Monat für Monat eine fotografische Schönheit aus den Bereichen Landschaft, Tiere und Pflanzen aus Spitzbergen oder dem Norden Norwegens an der Wand 😃
Genau, 24 Bilder. Ein Doppelkalender eben, zwei zum Preis von einem. Man kann den Kalender irgendwann einfach umdrehen und sieht dann das andere Bild.
Wie üblich, ist der neue Kalender in zwei Größen erhältlich, großzügig im A3-Format oder handlicher im A5-Format. Und wenn man mehrere Kalender bestellt, lässt sich Geld sparen – bei zwei oder mehr Kalendern einer Größe pro Bestellung sinkt der Preis pro Stück um drei Euro. Weihnachten ist nicht mehr weit weg – das ideale Geschenk für alle Arktis-Fans! 🎄🎅🎁 Zuschlagen solange der Vorrat reicht!
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Norwegens arktischer Norden (1): Spitzbergen
vom Polarlicht bis zur Mitternachtssonne. Ein erzählend-informativer, üppig illustrierter Bildband, thematisch und geographisch rund um die schönen Inseln im Norden.